Reinbek. Reinbeks Förster Maximilian Scheel freut sich über die vielen Waldbesucher. Doch die sollten gerade bei Schnee einiges beachten.
Die unzähligen Fußstapfen, Pfotenabdrücke und Schlittenspuren im Vorwerksbusch lassen erahnen, wie beliebt der Wald am Naturschutzgebiet Billetal derzeit für Spaziergänger ist. „Auch der Krähenwald und die Oher Tannen sind sehr belaufen. Hunderte gehen hier täglich durch die Wälder, sonntags sind es gar Tausend am Tag“, sagt der neue Revierförster Maximilian Scheel. „Gerade die Menschen, die im Homeoffice arbeiten, wollen raus. Sie gehen jetzt in die Naturerholungsgebiete rund um Hamburg.“
Für den Naturfreund ist das schön zu beobachten, im Hinblick auf die winterliche Prognose fürs Wochenende weist er die Besucher aber gleichwohl auf die Gefahren beim Waldspaziergang hin und bittet um Vorsicht und Rücksicht.
Winterliches Wochenende: Gefahren beim Spaziergang im Wald
Ein Abschnitt im Vorwerksbusch, unweit der Bismarckstraße und des Waldkindergartens, scheint besonders beliebt: Eine steile Piste, die fast bis hinunter zur Bille führt und ein Traum für flotte Schlittenfahrten ist. Da die Kufen den Schnee schön fest und glatt in den Waldboden drücken, herrscht hier besondere Rutschgefahr für Fußgänger. Doch jeder war mal jung, und den Rodelspaß will Maximilian Scheel den Kindern nicht nehmen.
Rücksicht nehmen und Toleranz zeigen ist hier das Gebot – für Rodler und Fußgänger gleichermaßen. Denn verboten sei das Rodeln auf Gehwegen und auch außerhalb der Wege im Wald nicht, solange es sich nicht um motorisierte Schlitten handelt. „Wenn Kinder Schlitten fahren, entsteht kein Schaden am Wald“, sagt Scheel. Sollte es dann aber zu Unfällen kommen, übernehme der Landesforst keine Haftung.
„Gerade bei Sturm sollte der Wald gemieden werden“
Ein Auge zudrücken kann Maximilian Scheel aber nicht, wenn Rodler und Fußgänger im Naturschutzgebiet Billetal abseits der Wege unterwegs sind. Dass sich nicht alle an die Regeln halten, beweisen Spuren im Schnee. „Die Wildtiere müssen auch ihre Ruhe finden, Freiräume behalten. Rehe, Hasen, Wildschweine und Füchse brauchen ihre Refugien“, sagt Scheel.
Da im Billetal die Natur Natur sein darf, ist gerade dort auch mit abbrechenden Ästen zu rechnen. Besonders die dünnen Zweige von Nadelgehölzen erliegen schweren Schneelasten und brechen. „Das kann auch die treffen, die sonst nicht herunterfallen würden“, so Scheel. „Gerade auch bei Sturm sollte der Wald aus diesen Gründen generell gemieden werden.“
Viele Waldbesucher missachten die Regeln
Ob Schneesturm am Wochenende oder nicht, liegengebliebener Schnee und Nässe bergen Ausrutschgefahr. In diesem Zusammenhang weist der Förster darauf hin, dass aufgestapelte Baumstämme keine Einladung zum Klettern und Balancieren sind. Das Betreten der Stämme sei nicht nur verboten, sondern auch gefährlich. Das Holz könne schnell in Bewegung geraten und gerade bei Nässe glatt sein.
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Dass Spaziergänger sich nicht an die Regeln im Wald halten, ist keine Seltenheit. Der ehemalige Reinbeker Förster und jetzige Leiter der Försterei Lütjensee, Fritz Ole Wolter, hatte das in den vergangenen Wochen verstärkt feststellen müssen: „Ich habe bemerkt, dass bestimmte Waldwege unerlaubterweise von Autos befahren wurden.“ Das ist auch Scheel nicht neu. Eine gern genutzte Abkürzung für Autofahrer: die Großkoppel. „Ich habe Bedenken, dass diese noch häufiger genutzt wird, sobald die K 80 gesperrt wird“, sagt er.
Vandalismus: Hinweisschilder für Hundehalter im Vorwerksbusch abmontiert
Nichts Neues für die Förster: Das Missachten der Leinenpflicht. „Und das, obwohl es in unseren Wäldern laut Landeswaldgesetz aus guten Gründen eine ganzjährige Leinenpflicht gibt“, erklärt Wolter. Ein Blick zum Lütjensee, wo am vergangenen Sonntag fünf Rehe im See ertrunken waren, nachdem vermutlich ein Hund diese getrieben hatte, zeigt, warum dies so wichtig ist. „Werden die Tiere täglich von Hunden gejagt, sorgt das zudem für Stress, der dem Wild nicht gut tut“, sagt Scheel. Ganz abgesehen von dem Risiko, auf die Straße und unter die Räder zu gelangen oder gerissen zu werden. Je nach Jahreszeit gefährden frei laufende Hunde auch die Brut. Laut Förster Wolter seien die Herrchen und Frauchen gefragt, die auch ihre eigenen Tiere einer Gefahr aussetzen würden.
Im Vorwerksbusch war am Freitag zu beobachten, dass nur etwa die Hälfte der Hundehalter eine Leine nutzte. Dies deckt sich auch mit Maximilian Scheels Wahrnehmung. Besonders ärgerlich: Unbekannte hatten im Waldstück Hinweisschilder zur Leinenpflicht und zur Gefahr abbrechender Äste abmontiert. Die neu angenagelten Tafeln bleiben hoffentlich hängen, hofft Scheel. Und vor allem: Die Besucher halten sich an die Regeln, nehmen Rücksicht aufeinander und auf die Natur.