Aumühle/Reinbek/Wentorf. Die Bewirtung im Außenbereich ist stark vom Wetter abhängig. Das schreckt einige Gastronomen ab, andere versuchen es trotzdem.

„Wir gehen geduckt durch diese Pandemie“, sagt Gastronom Roland Pump (47). Das Öffnen der Terrasse seines Restaurants „Zur alten 16“, sollte denn der Inzidenzwert im Kreis Herzogtum Lauenburg stabil unter die 100er-Marke fallen, ist ihm mit zu viel Unsicherheit behaftet. Generell ist der Wentorfer unzufrieden mit der Politik: „Die da oben sollen sich mal Gedanken machen, einen vernünftigen Fahrplan für die Gastronomie vorlegen“, sagt er. Sein Trostpflaster: Die „Alte 16“ an der Hamburger Landstraße ist seit zehn Jahren sein Eigentum. Tausende Euro an Miete spart er sich. Deshalb kann er jetzt Geld in die Hand nehmen, Küche und obere Etage der Reetdachkate schick machen.

Wentorfer Gastronom wünscht sich "Fahrplan" von der Politik

„Ich habe gut gewirtschaftet, Rücklagen gebildet“, sagt Pump. „Ich habe 26 Jahre lang wenig an mich gedacht, alles immer gleich in meinen Betrieb gesteckt.“ Seit November halten die Renovierungsarbeiten an. Neben einer Modernisierung der „Asbach uralten“ Küche, neuer Beleuchtung und Fensterbänken sowie einem barrierefreien Eingang geht die meiste Energie in die ehemaligen Räumlichkeiten des Traditionsverbands Panzergrenadierbrigade 16, der sich 2020 auflöste. Die Räume mit eigener Bar und sanitären Anlagen will er künftig für Versammlungen und Stammtische bereithalten.

75 Prozent der Gastronomen haben Existenzangst

Eine gute Ablenkung für den sympathischen Gastwirt. Seine acht festangestellten Mitarbeiter und die zwei Azubis wiederum scharren mit den Hufen. Sie sind derzeit zu 80 Prozent in Kurzarbeit. „Ich habe aber schon immer auf 100 Prozent aufgestockt“, sagt Roland Pump. Das war ihm wichtig, schließlich will er seine Mitarbeiter nicht verlieren. „Ich weiß, das können sich nicht alle leisten“, sagt er. Schließlich könne man noch nicht einmal die Januar-Hilfen des Staates beantragen. „Erst Ende Februar habe ich die Dezember-Hilfe erhalten“, so Pump. „Laut Dehoga haben 75 Prozent der Gastronomen Angst, es nicht zu schaffen. Bei etlichen kommen Hilfen zu spät, Eigentümer hängen ihnen im Nacken.“

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Glücklicherweise muss der gebürtige Reinbeker, der mit seiner Freundin und seiner neun Jahre alten Tochter in Wentorf lebt, keine Mietkosten zahlen. Alle Fixkosten hat er, soweit es geht, heruntergeschraubt. Eine Öffnung der Außengastronomie ist ihm finanziell zu unsicher. „Meine Lager sind leer, ich müsste für 3000 oder 4000 Euro Getränke und Lebensmittel ordern“, sagt er. Und wenn dann das Wetter umschlägt? Die Gäste ausbleiben? Oder die Regierung die Öffnung der Außengastronomie wieder zurückzieht?

Luca-App und Luftfilter in der „Alten 16“

Mindestens vier Kräfte müsste er aus der Kurzarbeit abbestellen, die sich im schlimmsten Fall die Füße in den Bauch stehen. Ganz zu schweigen von dem frischen Gemüse und Fleisch, welches statt auf den Tellern in der Tonne landet. Die Ausfälle erstattet dem Gastwirt niemand.

Nichtsdestotrotz bereitet Roland Pump sich vor. Wenn er öffnet, dann den Außen- und den Innenbereich. Er hofft auf Ende Mai, wenn das Wetter besser und der Inzidenzwert gesunken ist. Dann will er eine Kontaktverfolgung per Luca-App anbieten. „Wenn es noch im Budget ist, schaffe ich Luftfilter an“, so Pump. Auf die gutbürgerliche Küche, die urige Atmosphäre und den kultigen Gastwirt, freuen sich schon etliche Stammkunden. „Sie fehlen mir. Ich kenne sie alle beim Namen“, sagt der gelernte Koch.

„Il Posto“ in Reinbek bewirtet Gäste von 12 bis 22 Uhr auf der Terrasse

Kathrin Mallon, Pächterin der Fürst Bismarck Mühle in Aumühle, sieht eine Öffnung der Außengastronomie ebenso mit gemischten Gefühlen wie Pump: „Es ist stark vom Wetter abhängig“, sagt sie. Sobald der Inzidenzwert im Herzogtum Lauenburg es zulässt, öffnet sie ihre Terrasse mit 50 Plätzen. Der Garten wird ebenso hübsch gemacht. Bis dahin läuft der Fensterverkauf mit Kaffee, Kuchen und kleinen Spezialitäten weiter. Auch die kleine Holzhütte vorm Restaurant öffnet am Mittwoch wieder.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Im „Il Posto“ an der Schönningstedter Straße in Reinbek hat Chef Mimo am vergangenen Wochenende den Laden auf Vordermann gebracht. Nach mehr als fünf Monaten konnte er am Montag die ersten Gäste auf seiner Terrasse begrüßen: Michael Huesken und Dr. Stephan Schödel nutzten die Gelegenheit, wieder ein wenig Alltag einkehren zu lassen. Der gebürtige Mazedonier Mimo sagt: „Ich freue mich auf jeden Gast. Wir bieten von 12 bis 22 Uhr warme Küche und parallel Außerhaus-Verkauf.“ Decken sorgen für Gemütlichkeit – und Heizpilze sind bestellt. Eigentlich kann er auf seiner Terrasse 80 Gäste bewirten, auf Abstand 60. Zudem hat er einige Plätze auf seiner Veranda. Zwischen den Tischen sind Spuckschutze aufgebaut.