Ahrensburg. Die Verwaltung sah sich nicht dazu in der Lage, geeignete Immobilien für offene Impfaktionen bereitzustellen. Das ist der Grund.
Die Impfung möglichst vieler Menschen sei der Weg aus der Corona-Pandemie – das haben Experten in den vergangenen Monaten immer wieder betont. Zusätzlich zu den Impfzentren und der Möglichkeit, sich in einer Arztpraxis immunisieren zu lassen, setzt Schleswig-Holsteins Landesregierung dabei auf niedrigschwellige Impfangebote durch mobile Teams vor Ort.
Zahlreiche Kommunen bemühen sich, bei der Kassenärztlichen Vereinigung Termine für solche offenen Aktionen zu bekommen. Zum Beispiel die Gemeinde Barsbüttel, wo Ende des Monats bereits zum vierten Mal in der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule (EKG) Spritzen verteilt werden, oder die Stadt Kaltenkirchen, die regelmäßig offene Termine im Einkaufszentrum Ohland-Park organisiert.
Corona Stormarn: Ahrensburg kann keine Immobilie für mobile Impfteams bereitstellen
In Ahrensburg gibt es keine regelmäßigen Angebote. Am 28. Juli und am 18. August wurde im Jugendzentrum Bruno-Bröker-Haus geimpft, seitdem hat die Stadtverwaltung die Organisation offener Impftermine Dritten überlassen. Zunächst sprang die Ev.-Luth. Kirchengemeinde ein und offerierte in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung Anfang Dezember zwei Termine in ihrem Gemeindehaus neben der Schlosskirche. Zuletzt stellte der Betreiber der Musicalschule, Hauke Wendt, seine Räume an der Bogenstraße an sieben Tagen zur Verfügung. Es kamen jeweils Hunderte, um sich eine Erst-, Zweit- oder Boosterimpfung abzuholen.
Eine Antwort des Kieler Gesundheitsministeriums auf die Frage einer Bürgerin erklärt nun, warum es in Ahrensburg bislang keine regelmäßigen Besuche mobiler Impfteams gab. Demnach habe die Stadtverwaltung entsprechende Anfragen des Ministeriums mit der Begründung abgewiesen, dass keine geeignete Immobilie zur Verfügung stehe. Das Antwortschreiben liegt unserer Redaktion vor.
Nutzung des Peter-Rantzau-Hauses scheiterte offenbar an 3G-Regel
Konkret geht es dabei um die Frage, ob das Bruno-Bröker-Haus erneut für Impfaktionen zur Verfügung stünde. Dies hat die Stadt laut Gesundheitsministerium verneint. Alternativ soll demnach das Peter-Rantzau-Haus, wie auch das Jugendzentrum in städtischem Besitz, als Stelle für ein mobiles Impfteam diskutiert worden sein. So geht es aus dem Schreiben hervor. Es liegt im Stadtzentrum, unweit des Rathauses, und wäre sowohl mit dem Bus als auch mit dem Auto bequem erreichbar. Direkt hinter und neben der Begegnungsstätte liegen Parkplätze, schräg gegenüber eine Bushaltestelle.
Doch auch diesen Standort habe die Verwaltung abgelehnt. Der Grund klingt skurril: Für das Peter-Rantzau-Haus gelte die 3G-Regelung. Ungeimpfte Menschen, die sich dort hätten immunisieren lassen wollen, hätten also zunächst einen negativen Corona-Test vorlegen müssen. Eine Ausnahme sei laut Ministerium abgelehnt worden.
Privat Unternehmer boten ihre Räume für Impfaktionen an
Letzteres wollte wiederum unter der 3G-Bedingung kein Impfteam schicken. Die Testpflicht widerspreche der Idee, „niederschwellige Angebote“ vor Ort zu ermöglichen, heißt es. Neben der Stadtverwaltung wurden laut Ministerium auch Vereine und Verbände bezüglich der Nutzung ihrer Räume angefragt. Diese hätten entweder abgesagt oder überhaupt nicht auf die Anfrage reagiert.
Nach Informationen dieser Redaktion sollen private Unternehmer daraufhin angeboten haben, ihre Immobilien zur Verfügung zu stellen, darunter der Gastronom Ezio Nori. „Ich habe eine kostenfrei Nutzung der Räume des ehemaligen Casa Rossa angeboten“, bestätigt er. Das leerstehende Restaurant am Rondeel in bester Innenstadtlage sei jedoch aus Sicht der Verwaltung nicht geeignet. Nach Informationen dieser Zeitung lehnte es die Stadt ab, die Kosten für eine notwendige Grundreinigung des Gebäudes zu übernehmen.
Musicalschule stellte letztlich ihre Räume zur Verfügung
Zuletzt sprang schließlich Musicalschulleiter Hauke Wendt ein und stellte seine Räume während der Weihnachtsferien zur Verfügung. „Ich habe mich gefragt, warum es in Ahrensburg kaum offene Impfaktionen gibt und dann erfahren, dass es an Räumlichkeiten fehlt“, sagt er. Da habe er kurzerhand mit dem Kieler Ministerium Kontakt aufgenommen und seine Schule angeboten.
„Die Aktion war ein Erfolg, deshalb haben wir sie mehrfach wiederholt“, sagt er. Eltern und Schüler hätten insgesamt 150 Stunden freiwillig geholfen, dafür sei er sehr dankbar. Weder für diese noch für ihn selbst habe es dafür einen finanziellen Ausgleich gegeben, betont Wendt. Nun seien allerdings die Ferien vorbei und er könne die Räume nicht erneut zur Verfügung stellen. Wendt sagt: „Persönlich finde ich es schon fragwürdig, dass ein privater Unternehmer hier anstelle der Stadt einspringen muss.“ Nach allem, was er gehört habe, sei das auch eine Ausnahme. Meist trete die Kommune als Organisator auf, andernfalls Sportvereine oder andere gemeinnützige Organisationen.
Impfaktion am Mittwoch im Jugendtreff Hagen geplant
Die Ahrensburger Verwaltung ließ eine Anfrage unserer Redaktion zu den Aussagen aus dem Schreiben des Ministeriums bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Für diesen Mittwoch, 12. Januar, ist allerdings erstmals seit den beiden Terminen in Sommer 2020 wieder ein von der Stadt organisiertes offenes Impfangebot geplant.
Von 9.30 bis 17 Uhr können sich Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene im Jugendtreff Hagen (Hagener Allee 117) immunisieren lassen. Jugendliche unter 14 Jahre müssen durch einen Erziehungsberechtigten begleitet werden. Möglich sind sowohl Erst- und Zweit- als auch Boosterimpfungen. Mitzubringen sind ein Ausweisdokument und der Impfpass. Zwei Wochen später, am Mittwoch, 26. Januar, wird die Aktion zur selben Zeit wiederholt.