Reinbek. ZDF dreht für die beliebte Serie „Soko Hamburg“ in Reinbek. Was Hauptdarsteller Marek Erhard in einer Drehpause erzählt.

Im Innenhof des Schlosses Reinbek laufen Mönche herum. Viele Menschen mit technischen Geräten stehen wartend im Eingang zum Hof, der Parkplatz am einstigen Museum Rade ist mit weißen Lkw mit Aufschriften wie „Cine Mobil“ zugeparkt, und auch die Parkflächen an der Ladestraße sind blockiert: Das Schloss Reinbek verwandelt sich als Filmkulisse für die ZDF-Vorabendserie „Soko Hamburg“ für drei Tage in ein Kloster. Insbesondere die Außenaufnahmen im Hof und im Park ziehen auch Schaulustige an.

Aufnahmeleiter Stefan Halbensleben hat alle Hände voll damit zu tun, die Arbeitsabläufe des Teams mit 35 Leuten zu organisieren und zu koordinieren. „Diese Folge spielt in einem Kloster“, berichtet er. „Wir drehen auch in der Alten Küche und im Kaminzimmer. Das ist bei uns ein Seminarraum, in dem sich ein tragischer Zwischenfall ereignet. Schließlich wird im Innenhof ein Toter gefunden.“ Die Folgen der fünften Staffel, die dieses Jahr gedreht werden, sollen nächstes Jahr ausgestrahlt werden.

ZDF-Serie „Soko Hamburg“: Wie kommen gelbe Kratzer an den geparkten BMW?

Plötzlich verfällt das Team in geschäftiges Hin- und Herrücken, offenbar kennt jeder seinen Platz. „Wir proben“, ruft jemand, und: „Bitte Ruhe!“ Zwei Männer und eine Frau gehen unter einem Polizei-Flatterband hindurch zu einem schwarzen BMW, der im Eingang zum Hof geparkt ist.

„Was ist denn das für ein Mist?“, ruft Florian Kleine mit Blick auf den Wagen aus. An dessen Beifahrerseite prangen gelbe Kratzer. „Das ist doch Sachbeschädigung und Fahrerflucht!“ Kleine spielt den Seminarteilnehmer Dr. Stefan Opitz. Anna von Haebler als Lena Tesdorp stellt sich an die Seite, um zu telefonieren. Marek Erhardt erwidert in seiner Rolle als Polizist Oskar Schütz, dass er den Wagen beschlagnahmen müsse, und verlangt nach den Schlüsseln. „Na, dann bestellen Sie mir zumindest ein Taxi“, ruft Kleine aus und rauscht verärgert davon, als sein Gegenpart das ablehnt.

„Soko Hamburg“: Auch die Hauptdarsteller verbringen viel Zeit mit Warten

Unter den Wartenden sind nicht nur die Komparsen – Menschen in Mönchskutten, in Tatortschutzanzügen und im Businesslook – auch Hauptdarsteller Marek Erhard steht auf der Allee und beißt herzhaft in ein Brötchen. Von Kollegin Anna Haebler wird gerade eine Nahaufnahme gedreht, während der sie in der Rolle der Hauptkommissarin Lena Tesdorp im Hof telefoniert und sich nach einem gelben Wagen erkundigt. Der 52-Jährige, der in der Serie seit 2018 den Ermittler Oskar Schütz verkörpert, kennt das Reinbeker Schloss schon als Weihnachtsmarkt mitten im Hochsommer.

Der Szenenwechsel ist für den Profi, seit 37 Jahren im Geschäft, jedoch kein Alltag. Dass er die Szenerie schon als Weihnachtsmarkt erlebt hat, blende er im Moment der Arbeit vollkommen aus. „Wenn oben in den Gängen Mönche herumlaufen, denkt man wirklich, man ist im Kloster“, verrät er. „Das ist ja das Tolle in unserem Beruf, dass wir jeden Tag woanders arbeiten.“

Marek Erhard kann nach Feierabend gut abschalten

Auch Lampenfieber kennt er nicht. „Vor einigen Szenen habe ich Respekt, das ja“, verrät er. „Das ist ja eine recht komplexe Geschichte. Und wir verbringen viel Zeit mit Warten. Da ist es eine Herausforderung, die Spannung zwischendurch aufrechtzuerhalten.“ Mit den Jahren habe er gelernt, wie ihm das gelingt: „Ich unterhalte mich zwischendurch, ziehe mich nicht zurück und schalte vollkommen ab.“ Das gelinge ihm aber abends: „Da habe ich Zeit fürs Private, für die Familie oder für ein gutes Essen. Dann ist Feierabend.“ Bis in die Träume verfolgten ihn seine Rollen nicht. Morgens stehe er früh auf, um Sport zu treiben, seine Texte zu lernen und die Rollen vorzubereiten.

„Das Textlernen fällt mir leicht und mir das eine wahnsinnige Freude“, erzählt der Schauspieler. „Mit Kollege Florian Kleine beispielsweise ist es heute der erste gemeinsame Dreh. Er spielt in dieser Folge quasi meinen Feind. Das macht Spaß, diese zwischenmenschlichen Aspekte zwischen den beiden zu entwickeln und herauszuarbeiten.“

Dazu hat er gleich wieder Gelegenheit: „Achtung, Ruhe bitte! Wir drehen“, schallt der Ruf über den Schlosshof.