Ahrensburg/Glinde. Etwa 145 Feuerwehrleute wollen in Rheinland-Pfalz die Kollegen vor Ort entlasten und den Brandschutz sicherstellen.
Es ist 7 Uhr am Mittwochmorgen, als die Einsatzkräfte aus Stormarn nach 15-stündiger Fahrt das Hochwassergebiet in Rheinland-Pfalz erreichen. Etwa 145 Feuerwehrleute aus Ahrensburg, Reinbek, Glinde, Oststeinbek, Barsbüttel, Brunsbek, Trittau, Nienwohld, Siek und Großhansdorf wollen in den kommenden Tagen den Flutopfern helfen und vor allem die dortigen Rettungsteams entlasten.
Rund 600 Helfer aus Schleswig-Holstein im Einsatz
Die Ehrenamtler gehören zur 2. kommunalen Feuerwehrbereitschaft, die der Kreis Stormarn in die Krisenregion entsandt hat. Das Land Rheinland-Pfalz hatte über das schleswig-holsteinische Innenministerium Unterstützung angefragt. Insgesamt sind rund 600 Helfer aus Schleswig-Holstein mit 200 Fahrzeugen ausgerückt.
„Unsere Kameraden sollen den Brandschutz sicherstellen, um die örtlichen Feuerwehren zu entlasten“, sagt Kreisbrandmeister Gerd Riemann. Denn viele Feuerwehrleute sind wegen des Hochwassers seit Tagen im Dauereinsatz. „Es ist nicht unbedingt angedacht, dass wir zum Auspumpen von Kellern eingesetzt werden“, sagt Riemann. Die genauen Aufgaben werden allerdings von den Führungsstäben vor Ort verteilt. „Der Einsatz in Katastrophengebieten ist oft mit Warten verbunden“, sagt der Reinfelder, der solche Situationen aus eigener Erfahrung kennt. Er hat nach der Flutkatastrophe 2002 zwei Wochen lang in Dresden geholfen.
„Wenn die Kameraden nur herumsitzen, kommt schnell Frust und Unmut auf“, sagt er. „Deshalb hoffe ich, dass sie reichlich Aufgaben bekommen.“ Anders als private Helfer, die einfach unbürokratisch vor Ort anpacken könnten, müssten Feuerwehrbereitschaften auf offizielle Anweisungen und Befehle warten.
Die Einsatzkräfte werden am Nürburgring stationiert
Begleitet werden die Feuerwehrleute, die aus 13 Wehren kommen, von der Schnelleinsatzgruppe (SEG) Betreuung. Sie besteht aus 20 Helfern des Arbeiter-Samariter-Bundes, Deutschen Roten Kreuzes und Malteser Hilfsdienstes. „Sie kümmern sich um die Verpflegung unserer Einsatzkräfte, damit wir autark sind und den Menschen vor Ort nicht zur Last fallen“, sagt Riemann. Zudem ist aus Stormarn ein Notfallkrankentransportwagen der SEG Sanität zur Eigensicherung dabei. Auch der Ortsverband Bad Oldesloe des Technischen Hilfswerks (THW) hat 16 Helfer des Fachzugs Logistik nach Rheinland-Pfalz geschickt.
Ursprünglich sollten die Stormarner im Katastrophenschutz-Logistikzentrum am Nürburgring stationiert werden. Da dort bereits alles voll war, wurden sie am Mittwoch zunächst in einem Sportpark in Windhagen untergebracht – einer kleinen Gemeinde an der Autobahn 3. Von dort sind es rund 60 Minuten Fahrt bis in den besonders stark vom Hochwasser betroffenen Landkreis Ahrweiler. Nach einem Frühstück und einer ersten Lagebesprechung konnten sich die Stormarner von der Fahrt erholen. Nachmittags zogen sie dann doch noch an den Nürburgring um. Von dort soll nun der weitere Einsatz koordiniert werden.
Die Feuerwehrleute bleiben maximal eine Woche in der Region
Wie lange das Team in der Krisenregion helfen wird, ist unklar. „Wir wurden für drei bis fünf Tage angefordert“, sagt Riemann. Je nach Bedarf könne der Zeitraum verlängert oder verkürzt werden, maximal dürfe er jedoch sieben Tage betragen. „Ein großer Dank gilt den Arbeitgebern, die die Helfer so unbürokratisch freigestellt haben“, sagt Riemann.
Bei der Zusammenstellung der Feuerwehrbereitschaften werde darauf geachtet, dass der Brandschutz in den jeweiligen Stormarner Orten im Notfall durch die Nachbarwehren abgedeckt werden kann. Gefragt seien eher die größeren Wehren, die über mehrere Fahrzeuge verfügten und daher auf einen oder zwei Wagen verzichten könnten. Die Freiwillige Feuerwehr in Glinde hat beispielsweise zwölf Mitglieder mit drei Fahrzeugen ins Hochwassergebiet geschickt. „Wenn in den Orten wieder der Strom angestellt wird, kann es passieren, dass ein Haus in Brand gerät“, sagt Sprecher Tom Reher. „Für solche Fälle sind wir da.“ Die Bereitschaft und Motivation, den Menschen in Rheinland-Pfalz zu helfen, sei in der Wehr groß gewesen. „Aber es konnten nicht alle Feuerwehrleute mitgenommen werden, da wir die Sicherheit in Glinde natürlich weiterhin gewährleisten müssen“, sagt Reher. Bei insgesamt mehr als 90 Mitgliedern seien jetzt immer noch genügend vor Ort.
Oststeinbeker haben Hochleistungspumpen an Bord
Die Freiwilligen Feuerwehren Oststeinbek und Havighorst haben bereits am Montag mit ersten Planungen für einen möglichen Einsatz im Hochwassergebiet begonnen. Sie sind nun ebenfalls mit zwölf Personen unterwegs. Die Oststeinbeker haben laut ihrer Sprecherin Kira Freiin von Hardenberg neben allgemeinen feuerwehrtechnischen Geräten auch zwei Hochleistungspumpen und Beleuchtungsmaterial an Bord.
Landrat Henning Görtz dankt den Einsatzkräften, aber auch deren Familien und Arbeitgebern: „Der jetzt beginnende Einsatz von Feuerwehren und Hilfsorganisationen zeigt die große Bereitschaft aller an der Gefahrenabwehr Beteiligten, Menschen, die in einer Notlage sind, zu helfen.“ Der Katastrophenschutz setze damit ein starkes Signal für den Zusammenhalt in Krisensituationen.
Bürger können für Flutopfer spenden
Die Sparkassen-Finanzgruppe hat eine bundesweite Spendenaktion gestartet, um den Menschen in den Hochwassergebieten zu helfen. „Unsere Gedanken sind bei all denen, die ihre Angehörigen und ihr Zuhause in den verheerenden Fluten verloren haben“, sagt Oliver Stolz, Präsident des Sparkassen- und Giroverbands für Schleswig-Holstein. Und weiter: „Jetzt kommt es darauf an, schnell und unbürokratisch zu helfen.“
Im Internet unter der Adresse www.wirwunder.de/fluthilfe können Bürger spenden. Die dort eingehenden Geldbeträge werden nach Angaben des Sparkassen- und Giroverbands Betroffenen vor Ort ohne Abzüge ausgezahlt.
Bis Mittwochnachmittag wurden über das Portal bereits rund 240.000 Euro gesammelt.