Ahrensburg. Gerät am Starweg soll Geschwindigkeit in Tempo-30-Zone anzeigen und Raser abschrecken. Doch Autofahrer bremsen sowieso an der Stelle.
Es gilt Tempo 30, doch kaum ein Autofahrer hält sich daran: Seit Jahren fordern die Anwohner des Starwegs in Ahrensburg, dass die Stadt Maßnahmen gegen die Raser in ihrer Straße ergreift. Jetzt hat die Verwaltung reagiert und eine Geschwindigkeitsanzeige in der Wohnstraße installiert. Doch deren Platzierung sorgt bei vielen Anwohnern für Kopfschütteln. Denn das Gerät ist an einem Laternenpfahl ganz am Ende des rund 1,2 Kilometer langen Starwegs angebracht, kurz bevor er in einer scharfen Rechtskurve in die Straße Am Birkenhain mündet.
Platzierung der Anzeigetafel ergibt keinen Sinn
„Als ich die Tafel das erste Mal gesehen habe, hielt ich das für einen Schildbürgerstreich“, sagt Rainer Hosfeld. Der Ahrensburger lebt seit mehr als 30 Jahren in der Straße im Stadtteil Waldgut Hagen. In dieser Zeit habe es immer Ärger mit Rasern gegeben. „Meiner Wahrnehmung nach halten sich höchstens 30 Prozent der Fahrer an das Tempolimit“, sagt Hosfeld. Zweidrittel der Autos seien mit teils deutlich überhöhter Geschwindigkeit im Starweg unterwegs. „60 bis 70 Kilometer pro Stunde sind die Regel“, sagt der Ahrensburger.
Deshalb habe er sich im ersten Moment natürlich gefreut, als die Anzeige in der vergangenen Woche angebracht wurde. „Es ist schön, dass die Stadt reagiert hat“, so Hosfeld. „Nur die Platzierung ergibt leider überhaupt keinen Sinn.“ Die Autofahrer erst ganz am Ende der Straße an das Tempolimit zu erinnern, werde zu keiner Verbesserung führen.
Seit Jahren klagen Anwohner über Raser in der Straße
Die Tafel misst die Geschwindigkeit der vorbeifahrenden Fahrzeuge und zeigt sie auf einem Leuchtdisplay an. So sollen die Autofahrer dazu animiert werden, sich an das geltende Tempolimit zu halten. „Warum wurde die Anzeige nicht einfach einige Hundert Meter weiter vorn aufgehängt?“, fragt Hosfeld.
Auch andere Anwohner sind verwundert über die Position der Anzeige-Tafel. „Die Kurve direkt danach ist so eng, da muss man ohnehin abbremsen“, sagt Hosfelds Nachbar Klaus Linka. „Schon das volle Tempo 30 zu fahren, ist an der Stelle schwer.“ Schon seit Jahren klagen die Anwohner des Starwegs über Raser in ihrer Straße. Auch Linka beschwert sich über zahlreiche Autofahrer, die sich nicht an das Tempolimit halten. „In den acht Jahren, die ich jetzt hier lebe, heizt mindestens einmal pro Tag auch jemand mit 80 hier durch“, sagt er.
Auf der langen Geraden wird „systematisch beschleunigt“
„In diesem Teil des Starwegs wird systematisch beschleunigt“, sagt auch Barbara Brody und meint den Bereich weit vor der Messanlage. Die Ahrensburgerin führt das auf die Straßenführung zurück. „Im Rest der Straße wird auf beiden Seiten geparkt, außerdem gibt es einige Kurven.“ Der Abschnitt vor ihren Haus sei hingegen eine lange Gerade, zudem stünden nur auf einer Seite Häuser, auf der anderen liege ein Feld. „Das lädt geradezu zum Rasen ein, zumal der Abschnitt durch die einseitige Wohnbebauung und die wenigen Autos nicht wie eine 30er-Zone scheint.“ Wenn die Autofahrer aufs Gas drückten, komme die Tafel als Erinnerung viel zu spät. „Dann ist das Malheur längst passiert.“
Brody sorgt sich vor allem um die Kinder. „In den vergangenen Jahren sind viele Familien mit kleinen Kindern hierher gezogen, für die ist die Raserei ganz besonders gefährlich“, sagt sie. Vor allen zu den Stoßzeiten am Morgen und abends nutzten zahlreiche Bewohner der Siedlung den vergleichsweise breiten Starweg als schnelle Umgehung, um die engen Seitenstraßen zu umfahren.
Anwohner wünschen sich regelmäßige Tempokontrollen
Unter den Anwohnern des Starwegs hat die fragwürdige Platzierung der Tafel für Spekulationen darüber gesorgt, wie der Standort ausgewählt worden ist. Auf Abendblatt-Anfrage begründet Anette Kruse, Leiterin der Verkehrsaufsicht im Ahrensburger Rathaus, die Positionierung des Messgerätes im Starweg mit einem Wunsch der Anwohner. „Der Standort wurde von den Betroffenen explizit vorgeschlagen“, sagt sie. Ohnehin werde die Tafel nur etwa vier Wochen am Starweg bleiben. „Es handelt sich um ein mobiles Gerät, das bei Bedarf für einen begrenzten Zeitraum an einem Ort aufgestellt wird“, sagt Kruse.
Barbara Brody ist von dieser Auskunft überrascht. „Mir ist nicht bekannt, dass von uns Anwohnern jemand eine Messanlage an dieser Stelle geworben hat. Warum auch?“, sagt sie. Auch andere Nachbarn wissen nichts davon. Für Unverständnis sorgt zudem, dass die Anlage bereits nach so kurzer Zeit wieder verschwinden soll. „Wenn sie ohnehin nur vorübergehend bleibt, wird sie wohl leider auch nicht mehr an eine sinnvollere Stelle umgehängt“, mutmaßt Brody. Die Ahrensburgerin wünscht sich ebenso wie ihre Nachbarn eine dauerhafte Lösung. „Deutlich sinnvoller wäre es, wenn die Polizei einfach in regelmäßigen Abständen im Starweg blitzen würde.“