Reinbek. Im Januar kamen 6000 Badegäste weniger als vor zwei Jahren. Das Freizeitbad hat ein neues Angebot und sucht einen Imbissbetreiber.

Verregnete Winterwochenenden sind eigentlich Garant für ein volles Schwimmbad. „Januar und Februar sind bei uns die umsatzstärksten Monate. Vor der Pandemie hatten wir bis zu 1000 Badegäste am Tag“, sagt Holger Kehl, Geschäftsführer des Reinbeker Freizeitbads an der Hermann-Körner-Straße. Rund 18.200 Besucher zählte er im Januar 2020, zwei Jahre später, im Januar 2022, waren es 12.062. Das sei zwar besser als vor einem Jahr, als das Bad geschlossen war und keinen einzigen Badegast hatte, „aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind das aber immer noch zu wenige“, sagt Kehl. Die Einführung von 2G-plus habe zu einem deutlichen Rückgang der Besucherzahlen geführt.

Wegen 2G-plus besuchen weniger Gäste das Freizeitbad Reinbek

Für Asthmatiker und bei Erkältungskrankheiten gut geeignet: das neue Solevitarium.
Für Asthmatiker und bei Erkältungskrankheiten gut geeignet: das neue Solevitarium. © Gerullis | Undine Gerullis

Diejenigen, die die hohen Hygiene-Auflagen nicht scheuen, freuen sich umso mehr über freie Bahnen beim Schwimmen und Rutschen: Maximal 305 Badegäste dürfen sich zeitgleich in der Schwimmhalle aufhalten. „Das Hygienekonzept funktioniert. Bislang musste keine einzige Infektionskette nachverfolgt werden“, sagt Kehl.

Badbesucher dürfen sich also sicher fühlen, wenn sie ohne Maske, aber mit Abstand, in das 28 Grad warme Wasser springen. Jan Hug hat dann ein Auge auf die Badegäste. Der 23-jährige Reinbeker hat gerade seine dreijährige Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe mit sehr guten Noten ein halbes Jahr früher als üblich abgeschlossen und einen Blick dafür, wer nicht sicher schwimmen kann. „Auffällig ist, dass die Nichtschwimmer immer älter werden“, sagt Hug. Ein Trend, den es schon vor Corona gab, den die Pandemie aber verstärkt hat, ergänzt sein Chef.

Vater übernachtet im Zelt, um einen Platz im Schwimmkursus zu sichern

Kein Wunder, dass die Schwimmkurse im Freizeitbad stark nachgefragt sind. Der Februarkursus war bereits wenige Stunden nach Anmeldebeginn ausgebucht. Dafür standen Eltern bereits Stunden vor Öffnung des Bades um 6.30 Uhr in der Kälte an, ein Vater hatte sogar im Zelt geschlafen, um sicher einen Platz zu ergattern.

Auf Online-Anmeldung umstellen, will Kehl dennoch nicht: „Die Quote der Abspringer ist da viel höher.“ Günstig ist der Kursus mit 140 Euro für zwölf Unterrichtseinheiten nicht unbedingt, „dafür sehr intensiv, und in der Regel kann jedes der zehn teilnehmenden Kinder danach schwimmen“, sagt Kehl. Jan Hug schwärmt davon, wie stolz die Kinder am Ende sind. Auch er selbst kann sich an das Gefühl noch gut erinnern, hat er doch ebenfalls im Reinbeker Freizeitbad schwimmen gelernt. Sein damaliger Lehrer ist heute sein Kollege.

Abiturient hat sein Hobby nun zum Beruf gemacht

Schwimmen spielt seitdem im Leben von Jan Hug eine große Rolle. Er trainierte und arbeitete als Trainer in der Schwimmabteilung des FC Voran Ohe. Sein Hobby hat der Abiturient nun zum Beruf gemacht. Und der sei abwechslungsreicher als mancher denke: „Badeaufsicht und Schwimmkurse sind das eine, die ganze Technik im Hintergrund wie die Kontrolle der Wasserqualität kommt noch hinzu“, sagt Hug. Was er besonders schätzt: Nach der Schließzeit um 21 Uhr springt der sportliche Mann oft selbst ins Becken und zieht unter Aufsicht seine Bahnen. „In welch’ anderem Beruf kann man das schon?“, fragt er.

Dennoch ist es schwer, geeignete Bewerber für die Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe zu finden. Haben vor Jahren noch 20 Kandidaten die Eignungsprüfung absolviert, sind es heute drei. „Und die fallen auch noch durch“, bedauert Kehl. Entweder, weil das Allgemeinwissen mangelhaft ist, der Umgang mit Menschen zu unsicher oder sie schlicht unsportlich sind. „20.000 Schritte pro Schicht bei 31 Grad Hallentemperatur legen wir locker zurück“, sagt Kehl. Dazu der Lärm – das sei für den Kreislauf schon belastend. Der Badegast soll von der Anstrengung aber nichts mitbekommen und freundlich behandelt werden.

Das Freizeitbad Reinbek sucht einen neuen Imbiss-Betreiber

Jan Hug fällt das nicht schwer. Er hat gleich nach Ausbildungsende einen Vertrag bekommen. Reich wird er von seinem Gehalt nicht, „ich bin aber zufrieden. Für Miete und Urlaub reicht es allemal.“ Und auch die Aufstiegschancen sind nicht schlecht: Er kann sich ständig weiterbilden und seinen Meister machen. Holger Kehl hat gleich mehrere Meisterprüfungen erfolgreich absolviert. Für den schwimmbegeisterten 56-Jährigen ist es auch nach 40 Jahren der Traumberuf schlechthin. Stets ist er für einen Schnack mit den Gästen zu haben.

Für Gesprächsstoff sorgt derzeit der hauseigene Imbiss, an dem die Gäste nach Pommes, Pizza und Eis anstehen. „Wir suchen aktuell nach einem neuen Betreiber, sind für innovative Konzepte offen“, sagt Kehl. Bis Ende des Jahres läuft der Vertrag des derzeitigen Betreibers, der vorzeitig aussteigen möchte.

Eine neue Anschaffung ist ein Solveviarium

Geschäftsführer Holger Kehl sucht für den Imbiss im Freizeitbad einen neuen Betreiber, der frische Ideen mitbringt. An den Wochenenden stehen die Badegäste hier oft für Pommes, Eis und Pizza an.
Geschäftsführer Holger Kehl sucht für den Imbiss im Freizeitbad einen neuen Betreiber, der frische Ideen mitbringt. An den Wochenenden stehen die Badegäste hier oft für Pommes, Eis und Pizza an. © Undine Gerullis | Undine Gerullis

Der Geschäftsführer kann sich vorstellen, die rund 100 Quadratmeter große Fläche auch an einen Systemgastronomen zu vermieten. „Wir wünschen uns aber eine persönliche Bedienung und eine Abstimmung der Speisen mit unseren Aktionen, etwa Salate zu unseren Saunafesten oder Burger am Spieletag.“ Geplant ist auch, den Imbiss stärker für Außer-Haus-Verkauf zu öffnen.

Die Weiterentwicklung seines Bads hat Kehl im Blick und präsentiert stolz die neueste Anschaffung: ein Solevitarium. In der Kabine atmen die Gäste salzhaltige Luft ein und tun Gutes für ihre Atemwege, während Infrarotlampen Verspannungen im Rücken lösen sollen. Durch die Neuanschaffung ändert sich an den Eintrittspreisen (ab 16 Jahre 6 Euro) aber nichts. „Zusatzleistungen müssen extra bezahlt werden“, sagt Holger Kehl. Ob das langfristig so bleibt, wird auch ein Gutachten klären, das die Stärken und Schwächen des Bads aufzeigen soll. Kehl rechnet mit einem Ergebnis nicht vor Ende dieses Jahres.

Öffnungszeiten und Preise: www.freizeitbad-reinbek.de