Quickborn/Ellerau. Zwischen Hamburg und Kaltenkirchen müssen 1000 Masten gebaut werden. Womit die Planer zu kämpfen haben, wann alles fertig ist.

Es ist der schwierigste und aufwendigste Abschnitt des Elektrifizierungsprojekts der Bahnstrecke zwischen Hamburg-Eidelstedt und Kaltenkirchen, in das Hamburg und Schleswig-Holstein 270 Millionen Euro investieren. Zwischen den AKN-Bahnhöfen in Quickborn und Ellerau muss auf drei Kilometern Länge ein zweites Gleis errichtet werden, damit hier wie geplant von Ende 2028 an die S-Bahnlinie 5 im 20-Minuten-Takt verkehren kann.

Der Bahnübergang in Ellerau etwa muss komplett umgebaut und das vorhandene Gleis nach Norden verlegt werden. Dafür und für weitere Umbauarbeiten wird dieser höhengleiche Bahnübergang vom 13. Januar bis zum 28. Februar für den Autoverkehr, was auch den Linienbusverkehr betrifft, komplett gesperrt. Und der Fußgängertunnel wird ab Mitte Januar ebenfalls nicht begehbar sein.

S-Bahn Hamburg: Bauarbeiten für die künftige S5 sind im Zeitplan

„Wir sind im Zeitplan“, sagt Projektleiter Heiko Metzger, der bei der AKN die extra für dieses S-Bahnvorhaben gegründete Abteilung „Großprojekte Infrastruktur“ mit neun Kollegen leitet. Neben dem Bauingenieur und selbsterklärtem „Bahnfan“ sind auch Elektroingenieure, Gleisexperten, Kaufleute und Brückenbauer im Team.

Zurzeit sind gleich mehrere Baufirmen damit beschäftigt, die Brücke über die Gronau zu verbreitern. Hier, an der Grenze zwischen Quickborn und Ellerau, verlief bislang nur ein Gleis. Damit ein zweites daneben Platz hat, müssen 20 Meter lange Spundwände aus Stahl bis zu 15 Meter tief in den Boden gerammt werden. „Das war das Hauproblem, als wir vor eineinhalb Jahren schon einmal den Streckenabschnitt zwischen Ellerau und Burgwedel gesperrt hatten“, erklärt Metzger. „Wir kamen mit den Spundwänden nicht tief genug in die relativ harte Erde.“ Jetzt werde vorgebohrt, sodass der Einbau leichter fällt.

Insgesamt werden fast 1000 Strommasten errichtet. 160 stehen bereits

Metzger ist ein Mann der Zahlen: Exakt 295 Strommasten würden jetzt entlang des für den Bahnverkehr vollständig gesperrten Streckenabschnitts zwischen Ellerau und Quickborn auf beiden Seiten errichtet, sagt er. Diese sollen dann die Oberleitungen tragen, über die die S-Bahnzüge künftig ihren Fahrstrom erhalten. Insgesamt werden es von Eidelstedt bis Kaltenkirchen am Ende fast 1000 Strommasten sein, die beidseits der Strecke stehen werden. Auf Hamburger Gebiet, dem ersten und bereits fertiggestellten Streckenabschnitt zwischen Eidelstedt und Burgwedel, sind bereits 160 Strommasten errichtet worden.

Bis zur Brücke über die Gronau, auf Quickborner Stadtgebiet, ist die Bahnstrecke schon zweigleisig ausgebaut.
Bis zur Brücke über die Gronau, auf Quickborner Stadtgebiet, ist die Bahnstrecke schon zweigleisig ausgebaut. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

5000 Bahnschwellen aus Beton müssen allein für das neue zweite Gleis zwischen Quickborn und Ellerau gelegt werden. Alle 60 Zentimeter, erklärt Projektleiter Metzger. „Damit die Schienen im genau gleichen Abstand bleiben.“ Der beträgt 1,50 Meter von den äußeren Kanten der Gleise. „Die Spurbreite beträgt exakt 1435 Millimeter“, erklärt Metzger. Das sei in Deutschland so, seit britische Ingenieure 1835 die erste deutsche Bahnverbindung zwischen Nürnberg und Fürth in dieser Spurbreite gebaut hätten.

Für das zweite Gleis müssen allein 5000 Bahnschwellen gelegt werden

Projektleiter Metzger geht davon aus, dass das zweite Gleis im Mai fertiggestellt ist. Dann ist der etwa zwei Kilometer lange Abschnitt zwischen den Bahnhöfen Ellerau und Tanneneck der einzig verbliebene, der auf dieser Strecke nur eingleisig sein wird. Die dortigen Anwohner an der Bahnstraße hatten durch ihren Protest vor ein paar Jahren durchgesetzt, dass ihre Vorgärten nicht durch das zweite Schienengleis halbiert werden. Weil sich in Quickborn laut Fahrplan immer die AKN-Züge in beide Richtungen trafen, wurde beim zweigleisigen Ausbau vor etwa 15 Jahren dieser Abschnitt ausgespart, erklärt Metzger.

Am Bahnübergang Ellerau ist zudem der Fußgängertunnel zu schmal, um ein zweites Gleis aufzunehmen. Dieser müsse ebenfalls noch um etwa drei Meter verbreitert werden, was bis Ende Juni 2025 geschehen soll, erläutert der AKN-Projektleiter. Solange werde der Tunnel gesperrt bleiben. Für Fußgänger werde eine Umleitung über den Bahnhof Ellerau eingerichtet. Metzger betont: „Wir müssen das alles bis ins Kleinste vorgeplant haben, sonst dürften wir die Landesstraße 76 hier gar nicht für den Verkehr sperren.“

Der Fußgängertunnel in Ellerau wird bis Ende Juni gesperrt sein

Bauschilder weisen bereits darauf hin. Gleichwohl wird diese Sperrung erhebliche Auswirkungen auf den Autoverkehr haben, für den diese Strecke zwischen Quickborn und Ellerau die Hauptverbindung zur A7-Anschlusstselle in Quickborn darstellt. Auch die Straßenführung der Bahnstraße wird am Bahnübergang um etwa 1,5 Meter nach Osten verschoben und ein neuer Belag aus Gleistragplatten eingebaut, erläutert Metzger.

Zudem würden die Kabeltrassen für die zukünftige Elektrifizierung verlegt. Weitere Tiefbauarbeiten betreffen den Bahnsteig, der für die S-Bahn verlängert werden muss. Und es wird in diesem Bereich eine etwa 250 Meter lange Lärmschutzwand errichtet.

Von Mitte Januar bis Ende Februar 2025 ist der Bahnübergang in Ellerau für alle Fahrzeuge gesperrt

Während dieser Komplettsperrung des Bahnübergangs werde der Schienenersatzverkehr der Linie A1 von Ellerau bis Eidelstedt ausgeweitet, erklärt ALN-Sprecherin Maren Brandt. „Der Umstieg in Burgwedel entfällt.“ Die stündliche Expressbuslinie A11, die stündlich vom ZOB in Quickborn zum Niendorf Markt fährt, könne während der Bauzeit nicht in Ellerau halten. Die Haltestellen entfallen in beiden Richtungen. Brandt: „Sie wird direkt über die B4 umgeleitet.“

Fahrgäste müssten mit Zeitverzögerungen von etwa 20 Minuten rechnen. Für den Autoverkehr aus Richtung Quickborn nach Hamburg empfiehlt die AKN-Sprecherin  ein Ausweichen in Richtung Pinneberg über die A23. Für den Autoverkehr aus Quickborn nach Neumünster sei die Route über die B4 nach Lentföhrden, Kaltenkirchener Straße bis zur Anschlussstelle Kaltenkirchen sinnvoll.   Während der Sperrung fahren die Linienbusse in Ellerau durch die Stettiner Straße.

Ab Mitte September 2025 fahren die Züge in Quickborn und Ellerau wieder

Ab Mitte September 2025 werden die AKN-Züge zwischen Ellerau, Quickborn, Hasloh und Bönningstedt, die hier dann ein Jahr lang nicht gefahren sind, wieder nach Eidelstedt fahren. Dann folgt der dritte und letzte Bauabschnitt für die Elektrifizierung der Bahnstrecke bis Kaltenkirchen. Wenn alles fertiggestellt ist, werden die Fahrgäste, ohne umzusteigen, erstmals eine direkte Bahnverbindung in die Hamburger Innenstadt erhalten. Etwa zehn Millionen Fahrgäste sind hier täglich unterwegs.

Der Baustellen-Fortschritt kann auch im Internet auf der AKN-Seite online verfolgt werden. https://www.akn.de/s5.html