Elmshorn. Die Dittchenbühne verliert mit Gerd Waldow einen treuen Helfer. Noch vor einer Woche saß er an der Kasse, nun ist er gegangen.
Die Dittchenbühne Elmshorn trauert um Gerd Waldow. Der langjährige Bühnenmeister, Handwerker, Kassierer und engagierte Ehrenamtliche für das „Forum Baltikum – Dittchenbühne“ ist am 10. Dezember im Alter von 85 Jahren verstorben. „Noch vor einer Woche war er an der Theaterkasse tätig und hat Karten für das Weihnachtsmärchen verkauft“, berichtet Manfred Kellner aus der Öffentlichkeitsarbeit der Dittchenbühne.
Gerd Waldow wurde 1939 in Stettin geboren. Geprägt von den Wirren des Zweiten Weltkriegs verlor er seinen Vater, der in Russland fiel. Nach der Flucht kehrte die Familie zunächst nach Hause zurück, musste aber schließlich ihr Dorf verlassen, das direkt an der neuen deutsch-polnischen Grenze lag.
Dittchenbühne trauert: Gerd Waldow hat 30 Jahre lang unermüdlich geholfen
In Neuenbrook fand die Familie Waldow zunächst eine neue Heimat, bevor sie nach Elmshorn zog. Von dort aus war Gerd Waldow schließlich bis zu seiner Pensionierung beim Fernmeldezentralzeugamt tätig.
Seit 1994 prägte Gerd Waldow gemeinsam mit seiner Ehefrau Gisela das Leben an der Dittchenbühne. „Er baute sämtliche Kulissen, die zusätzlich auch für die jährlichen Ostseetourneen geeignet sein mussten“, erinnert sich Manfred Kellner.
Dittchenbühne verliert in Gerd Waldow einen vielseitigen Unterstützer
Doch damit nicht genug, die Schwere des Verlusts für die Dittchenbühne wird auch beim Blick auf die Vielseitigkeit des gebürtigen Stettiners deutlich: Waldow war überall dort zu finden, wo er gebraucht wurde – ob hinter der Theke, in der Werkstatt, auf dem Bühnen-Lkw oder, wie zuletzt, an der Theaterkasse.
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Für seine Verdienste ist Gerd Waldow mehrfach ausgezeichnet worden. 2010 ehrte ihn der Kreispräsident am Welttheatertag für seine ehrenamtliche Tätigkeit, 2019 würdigte ihn der Bürgervorsteher der Stadt Elmshorn als „Stillen Helden“.
Dittchenbühne war zentraler Pfeiler im Leben von Gerd Waldow
Die Familie und die Dittchenbühne waren die zentralen Pfeiler in Gerd Waldows Leben. „Wir werden ihn alle sehr vermissen“, sagt Manfred Kellner. Die tatkräftige und stille Präsenz von Gerd Waldow hinter den Kulissen werden den Mitgliedern und Freunden der Dittchenbühne noch lange in Erinnerung bleiben.
Warum trägt die Dittchenbühne diesen Namen?
Dittchen (Ostpreußisch. Groschen) ist eine Bezeichnung für eine Münze oder Geldbetrag, die zusätzlich in Polen bekannt war. Es gibt auch Hinweise auf flämische Herkunft dieses Namens.
In Ostpreußen hat sich die Bezeichnung bis 1945 als mundartliche Bezeichnung für 10 Pfennig erhalten. Im Mittelalter gab es eine entsprechende Münze, ein silbernes Dittchen.
Der Name wurde für den Verein „Forum Baltikum – Dittchenbühne e.V.“ gewählt, weil das Tourneegebiet des Theaters nach eigenen Angaben so weit geht, wie diese mittelalterliche Münze gültig war, von Flandern bis nach Nowgorod.