Elmshorn. Kneipe und Mini-Brauerei von Ian Faulkner waren lange Jahre ein beliebter Treff. Warum und wann der Engländer nun Abschied feiert.

„Es wird emotional und voller Liebe.“ In Ian Faulkners Schlussworten seiner kurz gehaltenen Einladung auf Facebook und Instagram steckt so viel mehr drin als nur Ort, Zeit und Anlass. Denn wenn die Freunde englischer Pub-Kultur und britischer Braukunst am Sonnabend, 7. Dezember, von 15 Uhr an zu „ihrem“ Taproom, dem Simian Ales an der Langelohe 65a pilgern, dann wird es ein Abschied in Elmshorn – für die meisten vermutlich für immer.

An dem Nachmittag und Abend, vermutlich mit Open End, bringt der Engländer die so ziemlich letzten Bestände an Pale Ale, Pilsner, IPA, Red Ale unter die Leute. Was dann noch übrig sein sollte, wird am 13. Dezember von 18 Uhr an beim letzten Taproom-Friday ausgeschenkt. Der vorletzte der traditionellen Taproom-Freitage findet bereits am 6. Dezember statt, ebenfalls von 18 Uhr an. Doch nach diesen drei Sitzungen ist endgültig Schluss.

Mini-Brauerei verlässt Elmshorn: Betreiber führt zwei Gründe an

Ian Faulkner wird zusammenpacken und mit seiner Mikro-Brauerei, seinem Know-how und großen Plänen die Krückaustadt verlassen. „Warum ziehe ich um? Diese Frage haben mir viele gestellt. Der wichtigste Grund sind private Familienangelegenheiten, auf die ich aber hier nicht eingehen werde“, schreibt der in Oxford gebürtige Faulkner auf dem Facebook-Profil seines Taprooms, wie er den Schankraum seiner Mini-Brauerei nennt. „Der zweite Grund ist, dass ich glaube, dass Simian eine Veränderung braucht, um wachsen und bestehen zu können.“

Simian Ales
Simian Ales an der Langelohe war über sechs Jahre eine Herzensangelegenheit, nicht nur für Betreiber Ian Faulkner. Besonders freitags zog es eine treue Bier-Fangemeinde in den schlichten, aber gemütlichen Taproom des Briten. © Faulkner/Simian Ales | Faulkner/Simian Ales

Aber hätte Ian Faulkner diese Bedingungen nicht auch in Elmshorn schaffen können? Seiner Ansicht nach nicht. „Damit Simian finanziell stabil sein kann, muss die Brauerei wachsen. Aber wir hatten nicht genug Unterstützung, einen größeren, zentraleren Standort zu finden, der das möglich machen würde“, sagt der Engländer, dessen Fußball-Herz immer noch für seinen Heimatclub Oxford United schlägt.

Simian Ales Elmshorn: Eine notwendige Vergrößerung des Geschäfts ist nicht gelungen

Doch ein besserer Standort allein hätte vermutlich auch nicht gereicht, um zumindest den betrieblichen Aspekt, der nun zum Umzug führt, zu vermeiden. „Zu Beginn war da die Hoffnung, das Bier von Simian Ales in anderen Bars, Restaurants und Geschäften in Elmshorn zu verkaufen; das ist aber nicht passiert“, blickt Faulkner auf schwierige Zeiten zurück. „Warum das so war, kann ich nicht genau sagen; der Preis spielte sicher eine Rolle. Außerdem hat die Stadt viele kulturelle Orte verloren, wie das Apollo-Musiktheater, teils aus mangelndem Interesse, teils durch fragwürdige politische Entscheidungen.“

Simian-Ales
Eingang zum Taproom und der Mikrobrauerei Simian-Ales in der Elmshorner Langelohe. Nach über sechs Jahren an dieser Stelle ist nun Schluss, am 7. Dezember feiert Betreiber Ian Faulkner eine Abschiedsparty, dann gehts nach NRW © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Doch auch mit Selbstkritik, ganz Sportsmann, geht der Bierfachmann von der Insel nicht sparsam um: „Ich habe zu viele Fehler gemacht und mich nicht an die Veränderungen angepasst. Meine Sturheit, was jeden Aspekt des Biergeschäfts angeht, hat Simian in seiner Entwicklung stark eingeschränkt“, sagt Faulkner. „Was ich viel zu spät begriffen habe: Ein großartiges Produkt zu haben, ist nur die halbe Miete. Es bringt wenig, wenn es nicht von immer mehr Menschen genossen wird.“

Simian Ales zieht nach Krefeld: Mikro-Brauerei findet neue Heimat auf Mies-van-der-Rohe-Campus

Und diese Möglichkeiten hofft der Engländer nun in seiner künftigen Bier-Heimat zu finden beziehungsweise zu schaffen. „Ich habe auf dem Gelände des Mies van der Rohe-Campus in Krefeld einen großartigen neuen Standort gefunden, in dem all das möglich erscheint, was ich für Simian Ales benötige“, sagt Faulkner. „Dort gibt es Potenzial für ein größeres Taproom-Angebot und die Chance, unser Bier in viele weitere lokale Läden zu bringen.“

Ian Faulkner (l.) besucht die neue Heimat seiner Minibrauerei Simian Ales. Auf dem Gelände des Mies van der Rohe Campus in Krefeld hat er die geeignete Location für sein Unternehmen gefunden.
Ian Faulkner (l.) besucht die neue Heimat seiner Minibrauerei Simian Ales. Auf dem Gelände des Mies van der Rohe Campus in Krefeld hat er die geeignete Location für sein Unternehmen gefunden. © Weyer architekten.ingenieure | Weyer architekten.ingenieure

Aber eines ist für den geselligen und bei seinen Gästen sehr beliebten Briten klar, er wird mit mindestens diesem einen, sprichwörtlichen weinenden Auge seine Zelte in Elmshorn abbrechen. Seinen Stammgästen geht es ähnlich, und sie wollen eine Möglichkeit schaffen, dass Faulkner zumindest für Stippvisiten regelmäßig an die Krückau und in ihr Nachtleben zurückkehrt.

Abschied aus Elmshorn: Ian Faulkner hat seine Gäste ins Herz geschlossen

„Ich kann meine Zeit in Elmshorn und meine Meinung über die Elmshorner mit einem Wort zusammenfassen: Loyalität. Ein gutes Beispiel dafür ist eine Gruppe von Stammgästen, die sich zusammengeschlossen haben. Sie nennen sich „Elmshop“ und sind gerade mit einer Location in der Stadt im Gespräch, um ab nächstem Jahr monatlich ein Bier-Event zu organisieren“, berichtet der Wirt gerührt. „Ich werde dabei Bier liefern, selbst mitmachen und zapfen, wenn ich es einrichten kann. Sie planen außerdem Hobbybrauer-Präsentationen und ähnliche Dinge.“

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Ian Faulkner mag zwar nach Krefeld gehen, aber er scheint doch ein Erbe für Elmshorn zu hinterlassen. „Diese Menschen können sich ihre Freitagabende ohne den Simian-Taproom einfach nicht mehr vorstellen und versuchen, den Geist dieses Ortes am Leben zu halten“, sagt der Engländer.

„Das macht mich unglaublich stolz, ich habe für viele Menschen in dieser Stadt ein zweites Wohnzimmer geschaffen“, fährt Faulkner fort. „Hier fühlen sie sich sicher, genießen ihr Bier direkt aus der Brauerei und verteidigen diesen Ort leidenschaftlich. Der Abschied fällt mir sehr schwer, weil ich weiß, dass ich ihnen etwas wegnehme, das ihnen so sehr am Herzen liegt.“