Kreis Pinneberg. Sechs neue Standorte, vier moderne Hightech-Geräte - ab jetzt könne sich niemand mehr sicher sein. So funktionieren die Radarfallen.

Jetzt wird es ernst, ab sofort wird geblitzt: Der Kreis Pinneberg hat nun die ersten beiden der sechs neuen High-Tech-Blitzer scharfgeschaltet. Das gilt seit der letzten Novemberwoche für die modernen Geräte in Bilsen an der B4 und in Bokholt-Hanredder auf Höhe der Grundschule.

Weil die bisherige Technik namens Traffipax von der Firma Jenoptik zum Jahresende ausläuft, hat sich der Kreis nagelneue Überwachungssysteme besorgt und setzt dabei wiederum auf die Firma Jenoptik. Angeschafft wurde ein System namens TraffiStar 350 Minirack, das im Gegensatz zum Vorgänger gleichzeitig beide Fahrtrichtungen überwachen kann.

Vier Kameras kann der Kreis für die neuen Standorte betreiben

Die Voraussetzung: In dem Gerät ist je eine Kamera pro Fahrtrichtung installiert. Das wird jedoch nicht immer der Fall sein. Der Kreis setzt sechs dieser hochmodernen Blitzersäulen ein, bräuchte also rein rechnerisch zwölf Kameras für die Vollüberwachung. Sie kosten 20.000 bis 25.000 Euro – pro Stück.

Blitzer
So sieht das Innenleben des Hightech-Blitzers aus. Ist vor der roten Scheibe eine Kamera eingesetzt, kann es für die Autofahrer teuer werden. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

„Unser Kooperationsvertrag mit der Polizei sieht vor, dass wir maximal vier Kameras einsetzen dürfen“, erläutert Holger Drescher, Teamleiter Ordnungswidrigkeiten beim Kreis. Die Begrenzung auf vier Kameras liege daran, dass nur bis zu dieser Größenordnung eine Datenwertung durch die Zentralstelle für Ordnungswidrigkeiten in Neumünster – sie gehört zum Landespolizeiamt – möglich ist.

Die vier Kameras werden künftig nach dem Zufallsprinzip auf die sechs neuen Standorte verteilt, bleiben dort jeweils einen Tag oder etwas länger. Die Autofahrer wissen also nie, welcher Blitzer gerade scharfgeschaltet ist und ob er eine oder beide Fahrtrichtung überwacht.

Blitzer
So sieht es aus, wenn eine Kamera in den Blitzer eingesetzt ist. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Aktuell sind die vier Kameras auf die ersten beiden scharfgeschalteten Blitzer aufgeteilt. Also: Sowohl in Bilsen an der B4 als auch in Bokholt-Hanredder blitzt es momentan beidseitig. Zumindest für einige Tage oder Wochen. „Wir werden jetzt nach und nach die weiteren Standorte in Betrieb nehmen“, kündigt Drescher an.

In Bokholt-Hanredder ging am Dienstag die erste Kamera in Betrieb. Bis Freitag fuhren 6000 Fahrzeuge an dem Blitzer vorbei, davon waren 82 zu schnell. Am Freitag folgte die zweite Kamera, die nun die Fahrtrichtung Barmstedt überwacht. Der Standort in Bilsen ist schon einige Tage länger am Netz.

Spätestens bis zum Jahresende sind fünf der sechs Standorte am Netz

Spätestens bis zum Jahresende werden auch die Blitzer in Elmshorn (B431 Hamburger Straße auf Höhe der Einmündung Bussardweg/Lange Straße), Bönningstedt (Kieler Straße 129, Schule) und Hemdingen (Steindamm, Höhe Schule/Kindergarten) dazukommen.

„Alle Säulen stehen schon und sind betriebsbereit“, so Drescher weiter. An den drei Orten, wo noch nicht geblitzt wird, liege der Ball derzeit bei den Netzbetreibern. Sie müssen einen Zählerkasten für den notwendigen Stromanschluss setzen. Sobald dies passiert ist, können die Hightech-Geräte dort angeschlossen werden und ans Netz gehen.

Blitzer
Über einen Laptop können unterschiedliche Geschwindigkeiten für bestimmte Tageszeiten eingegeben sowie die vom Gerät erfassten Daten ausgelesen werden. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Der sechste Standort in Rellingen an der Adlerstraße 37 Höhe Krupunder Ring kann erst nach der Sanierung der Adlerstraße gebaut werden. „Wir werden uns Anfang 20025 mit der Gemeinde zusammensetzen“, kündigt Drescher an. Bisher sei geplant, die Fahrbahnsanierung 2025 zu starten. Der Blitzer könnte im besten Fall Ende 2026 ans Netz gehen, möglicherweise aber auch erst 2027 oder 2028.

Die neuen Geräte von Jenoptik arbeiten übrigens mit Lasertechnik und können im Messzeitraum bis zu vier Bilder pro Sekunde von den Fahrzeugen schießen, die zu schnell sind. Die bisherige Traffipax-Technik verfügte noch über Induktionsschleifen in der Fahrbahn, die sehr wartungsintensiv waren.

In Elmshorn steht an der B431 auf jeder Seite eine Blitzersäule

In Bilsen, Bönningstedt, Bokholt-Hanredder, Hemdingen und auch später in Rellingen ist eine Blitzersäule ausreichend, um beide Fahrtrichtungen zu überwachen. Eine Ausnahme bildet der Standort in Elmshorn. Hier handelt es sich um eine vierspurige Straße, so dass auf jeder Fahrbahnseite eine eigene Blitzersäule platziert ist

500.000 Euro hat der Kreis bisher in die Technikauffrischung investiert. Weitere Kosten kommen später für den neuen Standort an der Adlerstraße in Rellingen dazu.

Blitzer Elmshorn
In Elmshorn stehen an der B431 (Hamburger Straße) die Blitzer auf beiden Fahrbahnseiten. Diese Anlage ist noch nicht betriebsbereit. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Die Standorte in Bönningstedt, Bokholt-Hanredder und Hemdingen haben eine gemeinsame Besonderheit. Sie liegen in der Nähe der jeweiligen Grundschule, wo das Tempo tagsüber auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert ist. Abends, nachts sowie am Wochenende gilt dann Tempo 50. Die von der Uhrzeit oder dem Wochentag abhängigen Geschwindigkeiten sind in den Geräten bereits einprogrammiert, sodass es nicht zu Fehlern kommen kann.

In Bilsen an der B4 ist der alte Starenkasten durch neues Modell ersetzt worden

In Bilsen ist der Standort an der B4 gleichgeblieben. Dort wurde der alte Starenkasten abgebaut und durch die neue Blitzersäule ersetzt. Seit dieser Woche ist sie zunächst mit zwei Kameras aktiv. In Bokholt-Hanredder sowie später in Rellingen ändern sich die Standorte, die Gemeinden behalten aber ihren Blitzer. Entfallen werden Standorte in Heidgraben sowie in Heede und Borstel-Hohenraden.

Der neue Hightech-Blitzer in Bilsen an der B4 ist als erster Standort im Kreis Pinneberg ans Netz gegangen.
Der neue Hightech-Blitzer in Bilsen an der B4 ist als erster Standort im Kreis Pinneberg ans Netz gegangen. © Frederik Büll | Frederik Büll

„Wir haben den Gemeinden angeboten, die alten Starenkästen zur Abschreckung stehen zu lassen“, so Drescher weiter. Er gehe davon, dass dies in allen Fällen auch der Fall sein werde. Noch bis zum Jahresende sind einige wenige der alten Geräte in Betrieb. Welche genau, will der Kreis nicht verraten.

Von dem Technikwechsel nicht betroffen ist der Standort in Schenefeld, wo an der LSE auf Höhe des Stadtzentrums zwei feste Blitzer mit Lasertechnologie des Herstellers Vitronic arbeiten. Sie sind ständig on air, in Fahrtrichtung Pinneberg wird auch das Rotlicht an der dortigen Fußgängerampel überwacht. Es ist die einzige Rotlichtüberwachung im Kreisgebiet.

Fünf Mitarbeiter im Blitzerteam des Kreises, 13 in der Bußgeldstelle

Fünf Mitarbeiter arbeiten unter Dreschers Leitung im Blitzer-Team des Kreises, hinzu kommen einsatzbezogen Kollegen der Polizei. Seit Juli 2005 machen der Kreis Pinneberg und die Polizei in einem Projekt gemeinsame Sache, was die Überwachung des fließenden Verkehrs angeht.

Mehr zum Thema

Außer den fest installierten Blitzern verfügen die Projektpartner über eine hochmoderne mobile Messanlage, die zu unterschiedlichen Zeiten an wechselnden Orten zum Einsatz kommt – auch nachts. „Der Schwerpunkt liegt aber auf der Überwachung am Tag“, betont Drescher.

Auch ein Blitzeranhänger namens Zeus steht bereit, der rund um die Uhr zur Tempoüberwachung eingesetzt wird und bis zu sieben Tage an einem Standort platziert werden kann. Auf den Polizeirevieren stehen außerdem auch sogenannte Laserpistolen zur Verfügung.

Zentralstelle in Neumünster übernimmt die Erstauswertung der Daten

Die Auswertung aller Daten übernimmt zunächst die Zentralstelle für Ordnungswidrigkeiten in Neumünster. Sie verschickt die Bescheide an alle Verkehrsteilnehmer, die als Ordnungswidrigkeiten eingestuft werden.

Ist der Verstoß schwerwiegender und wird dafür ein Bußgeld oder im Extremfall parallel dazu ein Fahrverbot verhängt, übernimmt die Kreisverwaltung wiederum die Bearbeitung. Dafür ist die Bußgeldstelle des Kreises mit 13 Mitarbeitern ausgestattet. Sie werden auch tätig, wenn ein Verkehrsteilnehmer Einspruch gegen den sogenannten Ordnungswidrigkeitenbescheid einlegt.