Elmshorn. Keimbelastung gibt es in elf Hallen und Schulen der Stadt. Nun trifft es die Heimstätte der Zweitliga-Footballer. Das ist die Liste.
Gut, dass es jetzt, zum Winter hin, passiert. Die Nachricht, die den Footballern der Elmshorn Fighting Pirates nun auf den Tisch geflattert ist, könnte nerviger kaum sein für ein Team, das aus 40 bis 50 Spielern besteht und bei Punktspielen oft die gleiche Anzahl an Akteuren als Gegner empfängt.
Der Kreis Pinneberg hat aktuell für die Sanitärbereiche des Krückaustadions ein Nutzungsverbot ausgesprochen, nachdem solche Untersagungen aus den Vorjahren bereits für die Krückauhalle und die Turnhalle der Anne-Frank-Schule bestehen. Für weitere elf Objekte wurden aus gleichem Grund Nutzungseinschränkungen veranlasst. Grund ist der festgestellte Befall mit Legionellen, eine für den Menschen potenziell Krankheiten auslösende Bakterienart. Die lebt im Wasser und kommt folglich besonders häufig in Duschbereichen auf Sportanlagen vor.
Legionellen-Alarm: Zweitliga-Footballer hoffen auf rechtzeitige Entwarnung vor Saisonstart
Zu diesem Zeitpunkt sind die durch die Stadt umgesetzten Maßnahmen aber halb so schlimm, zumindest für den aktuellen Nordmeister der Football-Regionalliga und direkten Aufsteiger in die GFL2. „Unser Training findet ja ohnehin auf den Anlagen des EMTV statt“, sagt „Oberfootballer“ Christian Magunia.
Der Pirates-Vorsitzende blickt nach dem vierten Aufstieg in Folge optimistisch auf die nahende Zweitligasaison 2025: „Bis jetzt hat es die Stadt immer rechtzeitig hinbekommen, das Problem für uns in den Griff zu bekommen; das sollte auch im nächsten Jahr klappen.“
Legionellen sind Dauerproblem: Elmshorn betreut mehr als 30 Objekte
Diesen Optimismus teilt auch Stefan Bennke. Der Sachgebietsleiter aus dem Gebäudemanagement der Stadt Elmshorn weiß nur zu gut um die Problematik am Krückaupark. „Dort sind an einer Teststelle extrem überhöhte Werte festgestellt, und es ist eine entsprechende Nutzungsuntersagung ausgesprochen worden. Wir müssen nun genau gucken, woher der Befall kommt, und werden dann entsprechende Maßnahmen ergreifen, um die Sanitärbereiche bald wieder für den Sportbetrieb nutzbar zu machen.“
Doch das altehrwürdige Krückaustadion ist nur die Spitze eines kleinen Eisbergs. Die Stadt Elmshorn betreut derzeit über 30 städtische Objekte mit einer immer weiter ansteigenden Anzahl von Beprobungsstellen und Beprobungsarten. Die Beprobung erfolgt jährlich in enger Abstimmung mit dem Kreis Pinneberg – und wer viel sucht, der findet halt auch viel.
Legionellen-Alarm: Diese elf Schulen und Sportanlagen stehen auf der Warnliste
Im Laufe des Jahres 2024 wurden nach aktuellen Untersuchungen die Bismarckschule, „Blaue Schule“ (Bismarckschule), Boje-C.-Steffen-Gemeinschaftsschule, Elsa-Brändström-Schule, Erich Kästner Gemeinschaftsschule, das Förderzentrum am Dohrmannweg, die Friedrich-Ebert-Schule, die Grundschulen Kaltenweide und Hafenstraße, die Olympiahalle sowie die Sporthochbauten an der KGSE Hainholz/Ramskamp aufgrund von Legionellen, mikrobiologischen Befunden oder Metallgehalten im Trinkwasser als auffällig bewertet.
„Für diese Objekte hat die Stadt Elmshorn Nutzungseinschränkung veranlasst und vor Ort entsprechende Hinweise ausgehängt“, sagt Bennke, der auf die unterschiedliche hohe Ausprägung der Befunde und der damit einhergehenden Maßnahmen verweist. „Der Betrieb kann überall mit Einschränkungen aufrechterhalten werden. Wo möglich, haben wir einzelne Stellen mit Filteranlagen ausgerüstet und so nutzbar gemacht.“
Legionellen in Sporthallen: EMTV ist durch jede Warnung indirekt betroffen
Der Elmshorner MTV gehört als größter Sportverein im Kreis naturgemäß zu den Hauptnutzern der Sporteinrichtungen der betroffenen Schulen und ist somit auch mehrfach betroffen durch die Nutzungseinschränkungen. „Wir sind durch alle Einschränkungen betroffen“, sagt EMTV-Geschäftsführer Arne Hirsch. „Das ist dann besonders ärgerlich, wenn zum Beispiel unsere Volleyballerinnen Gastteams in der Boje-C.-Steffen-Halle empfangen, mit dem Hinweis, dass leider das Duschen nicht möglich ist.“
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Da das Problem Legionellenbefall im Kreis Pinneberg nicht neu und allgegenwärtig ist, hat der EMTV für einige eigene Liegenschaften bereits entsprechende Schritte eingeleitet oder sogar schon umgesetzt. „Für den Duschbereich unserer Tennisplätze am Koppeldamm haben wir eine automatische Spülung angeschafft“, sagt Hirsch, der für diesen Bereich Entwarnung gibt. „So werden die Leitungen regelmäßig mit Heißwasser geflutet; es wird stehendes Wasser vermieden und durch die Erhitzung auch eine Keimreduktion erreicht.“
Ein Glück, das nicht alle Betroffenen haben. Viele Sportanbieter und -treibende müssen vorerst mit punktuell eingesetzten Filteranlagen in den Sanitäranlagen und eingeschränktem Duschbetrieb nach Vorschrift vorliebnehmen.
Legionellen werden unter der Dusche gefährlich
Legionellen (Legionella) sind eine Gattung stäbchenförmiger Bakterien, die im Wasser leben und durch Geißeln auch beweglich sind. Sie sind als potenziell krankheitserregend für den Menschen (humanpathogen) anzusehen. Zurzeit kennt man mehr als 48 Arten und 70 Serogruppen.
Die für Erkrankungen des Menschen bedeutsamste Art ist Legionella pneumophila (Anteil von etwa 70 bis 90 Prozent, je nach Region) als Erreger der Legionellose oder Legionärskrankheit mit Auslöser einer Lungenentzündung. Weit häufiger kommt es zum milderen Verlauf des sogenannten Pontiac-Fiebers ohne Lungenentzündung.
Eine Übertragung von Legionellen ist prinzipiell durch Kontakt mit Leitungswasser möglich, wenn die Legionellen in die tiefen Lungenabschnitte gelangen.
Nicht jeder Kontakt mit kontaminiertem Wasser führt zu einer Gesundheitsgefährdung; das Trinken von legionellenhaltigem Wasser ist für Personen mit intaktem Immunsystem ohne Gesundheitsgefahr.
Erst das Einatmen bakterienhaltigen Wassers als Bioaerosol (z. B. beim Duschen, bei Klimaanlagen, durch Rasensprenger und in Whirlpools) kann zur Infektion führen.
Infektionen mit Legionellen werden häufig mit Warmwasserversorgungen (z. B. in Wohnhäusern, Krankenhäusern, Heimen, Hotels, Kasernen), Klimaanlagen, Luftbefeuchtern, Warmsprudelbecken (Whirlpools) sowie Anlagen, die Wasser zu Wassertröpfchen zerstäuben wie Nebelerzeuger oder Nebelbrunnen in Verbindung gebracht.