Halstenbek. Die Hallensaison beginnt in der Gemeinde mit Stress. Den Kickers wurden Zeiten gekappt, die Jugend soll erst spätabends trainieren.

Den Kindern ist es zu spät, den Eltern auch: „Um 20.15 Uhr muss ich im Bett liegen. Schließlich habe ich am nächsten Morgen Schule.“ Umso trauriger ist der acht Jahre alte Ragnar Schwarz, dass die Gemeinde Halstenbek ihn und viele kleine Fußballer des Clubs Kickers Halstenbek nun mit neuen Hallenzeiten am Abend konfrontierte.

Zwei Trainingseinheiten in den Hallen an der Feldstraße immer donnerstags zwischen 16 und 18 Uhr soll Kickers (340 Mitglieder) in Zukunft an den Nachbarn SV Halstenbek-Rellingen abtreten. Betroffen sind bis zu 75 Kinder. Ersatzhalber bekam der Verein eine Trainingsmöglichkeit von 18.30 bis 19.30 Uhr in der Birkenallee (Schule Süd) angeboten. Dagegen gingen die Kids und ihre Eltern auf einer spontanen, aber ordnungsgemäß angemeldeten Demo vor dem Rathaus auf die Barrikaden.

Spontane Demo vor Rathaus Halstenbek: „Um 20.15 Uhr muss ich im Bett liegen“

Ragnars Mutter Sarah: „Dann wäre der Junge viel zu spät zuhause.“ Zwei Kräfte der Pinneberger Polizei zählten 70 kleine und große Teilnehmer, die ihrem Verdruss mit Trillerpfeifen, Trommeln, Blockflöten und Rasseln lautstark Luft machten. Bälle donnerten an die Rathaus-Wand,  Mitten in diesem Lärm suchten drei Mitarbeitende der Gemeinde den Kontakt mit dem Kickers-Vorsitzenden Markus Schweiger. Was dabei herauskam? Schweiger: „Dass wir im Gespräch bleiben. Dabei ist die Kommunikation mit dem Rathaus ein Fall für sich.“

Das ganze Dilemma begann damit, dass Kickers der Gesprächsrunde über die Vergabe der Hallenzeiten am 1. Oktober (entschuldigt) fernblieb. „Unser Vorstand ist voll berufstätig. Die Einladung erfolgte eine Woche vorher und damit viel zu kurzfristig“, beschwert sich Schweiger. Seine Wünsche und Vorstellungen reichte er deshalb schriftlich ein. Das Durcheinander nahm seinen Lauf.

Problem sind zu wenige Sportstätten in der Gemeinde

In einer Mail wurde Kickers auf Schweigers Protest hin zunächst der „ursprüngliche Zustand“ zugesagt. Dem lokalen Portal  „Locaboo“ war aber zu entnehmen, dass die Beschlüsse vom 1. Oktober gelten. Wird noch einmal „nachgebessert“? Am Sonnabend, 9. November, streikte „Locaboo“, war nicht abrufbar.

Mehr zum Thema

Ragnar Schwarz formuliert es wie ein Profi. „Donnerstags die große Halle Feldstraße allein für uns, das waren vergleichsweise goldene Zeiten.“ Bei der SV HR ist Jugendleiter Dennis Hartig das eigentliche Problem – die fehlenden Sportstätten – nicht neu. „Unsere Trainer und Betreuer steigen mir aufs Dach, wenn ich Hallenzeiten hergebe. Aber über Trainingsgemeinschaften mit Kickers können wir reden.“

Fachbereichsleiter Jens Schreiber (Gesellschaft und Bildung) erhofft sich nun „Kompromissbereitschaft von allen Beteiligten.“ Nach der Fertigstellung der Sechs-Feld-Sporthalle am Wolfgang-Borchert-Gymnasium voraussichtlich im Herbst 2025 werde die Gemeinde weitere Hallenkapazitäten zur Verfügung stellen.