Kreis Pinneberg. Nach tragischem Unglück in Kiel werden baugleiche Fahrzeuge kontrolliert. So viele Wagen sind im Kreis Pinneberg im Einsatz.
Ein schwerer Unfall mit einer Feuerwehr-Drehleiter des Herstellers Magirus in Preetz hat auch Auswirkungen auf die Wehren im Kreis Pinneberg. Vier Feuerwehren im Kreis verfügen über baugleiche Fahrzeuge und lassen diese nun zum Teil überprüfen.
Am 17. Oktober kam es bei einer Übung der Berufsfeuerwehr Kiel in Preetz zu einem folgenschweren Unfall mit der Drehleiter, in dessen Korb sich zwei Feuerwehrmänner befanden. Sie war zum Unfallzeitpunkt auf 25 Meter Höhe ausgefahren.
Gurte retten betroffenen Feuerwehrleuten vermutlich das Leben
Plötzlich kam es zu einem schnellen, unkontrollierten und ungebremsten Einfahren der Drehleiter bis zum Endanschlag mit Abknicken des Korbes. Dabei wurde einer der beiden Feuerwehrmänner aus dem Rettungskorb geschleudert, der zweite blieb verletzt im Korb liegen. Beide waren angeschnallt, das rettete ihnen vermutlich das Leben.
Als mögliche Ursache kommen nach ersten Ermittlungen die Stahlseile des Leiterparks infrage, mit denen die Elemente der Drehleiter aus- und eingefahren werden. Diese sollen aus bislang ungeklärter Ursache gerissen sein. Nach dem Unglück hat die Feuerwehr in Flensburg ein baugleiches Drehleiterfahrzeug vorsichtshalber außer Dienst gestellt.
Im Kreis Pinneberg sind alle Drehleitern dieses Typs weiter im Dienst
Konsequenzen, die keine der Feuerwehren im Kreis Pinneberg gezogen hat. „Alle Drehleitern befinden sich im Dienst“, bestätigt Henning Karsten vom Kreisfeuerwehrverband Pinneberg. Nach seinen Worten verfügen zehn Feuerwehren im Kreis Pinneberg über Drehleiterfahrzeuge.
Sie stammen von zwei Herstellern. Der Firma Rosenbauer aus Karlsruhe und der Magirus GmbH aus Ulm. Zuletzt hatte im vorigen Monat die Feuerwehr Rellingen ein neues Drehleiterfahrzeug erhalten und als Hersteller die Firma Rosenbauer gewählt. Auch die Feuerwehren aus Halstenbek, Schenefeld, Uetersen und Barmstedt setzen auf diesen Hersteller, ebenso die Wehr aus Wedel.
Wehren im Kreis verfügen über Fahrzeuge von zwei Herstellern
In der Rolandstadt machte das Fahrzeug von Rosenbauer zunächst unrühmliche Schlagzeilen. Das im Oktober 2023 ausgelieferte Fahrzeug musste bis Februar dieses Jahres unzählige Male in die Werkstatt, weil immer wieder technische Probleme auftraten. Inzwischen ist Besserung eingetreten.
Vom Hersteller Magirus, dessen Fahrzeug in den Unfall in Preetz verwickelt war, haben die großen Wehren in Pinneberg, Elmshorn und Quickborn sowie die kleinere Wehr in Bönningstedt Drehleitern im Dienst. Das Bönningstedter Fahrzeug ist allerdings nicht baugleich mit der in Preetz verunglückten Einheit. Die Bönningstedter hatten 2015 eine gebrauchte Drehleiter erworben, die 1991 bei der Feuerwehr Timmendorfer Strand in Dienst gestellt wurde.
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Bei vier weiteren Fahrzeugen, die in Pinneberg, Elmshorn und Quickborn stationiert sind, sieht das anders aus. In Pinneberg hat die Feuerwehr vorgesorgt: Kurz vor dem Unglück in Preetz stand die turnusgemäße Wartung der 2019 in Dienst gestellten Drehleiter durch den Hersteller Magirus an.
„Die war im Werk zur Überprüfung, Auffälligkeiten wurden nicht festgestellt“, erklärt Pinnebergs Wehrführer Claus Köster. Die Seile, die in Preetz offenbar das Unglück verursacht hätten, seien ebenfalls penibel überprüft worden. Daher bestehe für die Feuerwehr der Kreisstadt kein Anlass, das Drehleiterfahrzeug außer Betrieb zu nehmen.
Elmshorn verfügt über zwei baugleiche Drehleitern des Herstellers Magirus
Elmshorn verfügt über gleich zwei dieser Fahrzeuge, die in den Feuerwachen Nord und Süd stationiert sind und im April 2022 angeschafft worden waren. „Unsere Gerätewarte haben eine Sichtprüfung der Seile vorgenommen“, erklärt Wehrführerin Britta Stender. Dazu seien die beiden Drehleitern auf volle Höhe ausgefahren worden.
Eventuelle Schäden oder Unregelmäßigkeiten seien nicht entdeckt worden. „Wir haben weiterhin Vertrauen in die Fahrzeuge“, betont Stender. Dennoch habe man entschieden, die Wartung durch den Hersteller Magirus vorzuziehen, um auf Nummer sicher zu gehen. Sie solle bereits in dieser Woche stattfinden.
Feuerwehr Elmshorn ist mit Magirus-Drehleiter sehr zufrieden
Ansonsten, das betont Stender, sei man mit den beiden Drehleiterfahrzeugen sehr zufrieden. „Wir haben damals lange überlegt, was wir benötigen. Und die sind genau auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten.“ Zudem habe sich die Entscheidung, zwei baugleiche Fahrzeuge gleichzeitig zu beschaffen, bewährt. „Das erleichtert die Bedienung ungemein.“
Ein fünftes Fahrzeug aus der in Preetz verunglückten Baureihe nutzt die Feuerwehr in Quickborn. Sie wurde im März 2017 in Dienst genutzt und wird ebenfalls ohne Einschränkungen weiter genutzt. Laut Feuerwehrsprecher Thorsten Wiehe haben die Gerätewarte grünes Licht gegeben, dass die Drehleiter weiter im Einsatz bleiben könne. Eine Sonderprüfung durch den Hersteller sei nicht geplant.