Pinneberg. Minister Madsen war vor Ort, aber hält an Taktverschlechterung der S3 fest. Das stößt nach wie vor auf breiten Widerstand im Kreis.

Gerade mal zwei Jahre ist es her, da feierten Fahrgäste aus Pinneberg und Halstenbek, dass endlich der Zehn-Minuten-Takt durchgehend für die S-Bahn eingerichtet worden ist. Jahrelang hatten sich Kommunalpolitiker dafür eingesetzt. Jetzt wird das Verkehrsmärchen für die S3 ein abruptes Ende finden. Oder hat das Gespräch mit Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) doch noch eine Änderung gebracht?

Im Frühling dieses Jahres war bekannt geworden, dass das Kieler Verkehrsministerium die Taktung der Linie S 3 Pinneberg-Hamburg wieder von einem Zehn- auf einen 20-Minuten-Takt umstellen will – und zwar montags bis freitags, ab 22 Uhr, und an den Wochenenden ganztags. Wirksam wird die Änderung mit Beginn des neuen Fahrplans im Dezember.

Bürgermeister aus Pinneberg und Umland kritisieren Sparpläne massiv

Die Mitglieder der Stadt-Umland-Kooperation (SUK) Pinneberg hatten deswegen Anfang Mai einen offenen Brief an Minister Madsen geschickt, in dem die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister ihre Kritik an den Plänen zum Ausdruck gebracht hatten. Auf Einladung der Bürgermeister-Runde war Madsen nun nach Pinneberg gekommen.

S3
Die S-Bahn der Linie S3 wird trotz massiver Kritik der Bürgermeister aus der Kreisstadt und dem Umland ab Dezember nur noch im 20-Minuten-Takt verkehren. © mat/Shotshop/picture alliance | mat/Shotshop/picture alliance

Eine Verschlechterung der Taktung der S3 ist in Zeiten der Verkehrswende das falsche Signal – diesen Standpunkt haben die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Vertreterinnen und Vertreter der Kinder- und Jugendbeiräte aus der Region deutlich gemacht. In dem persönlichen Gespräch mit dem schleswig-holsteinischen Verkehrsminister erneuerten sie ihre Kritik an der von der Landesregierung beschlossenen Rückkehr zu einem 20-Minuten-Takt in den Randzeiten.

Pinnebergs Bürgermeister: Pendler haben jetzt schon genug Probleme

„Wir haben jahrelang für eine Taktverbesserung gekämpft und waren sehr glücklich, nachdem sie endlich eingeführt wurde. Sie nun wieder zurückzunehmen, halte ich für das falsche Signal. Zumal in Zeiten, in denen die Verkehrswende gelingen soll“, sagte Pinnebergs Bürgermeister Thomas Voerste. Der Verwaltungschef verwies auf die zigtausenden Pendler in der Region, die Probleme bereits jetzt auf sämtlichen Verkehrswegen sowie die Tatsache, dass der bisherige Zehn-Minuten-Takt ein Erfolgsmodell sei.

Debatte über schlechteren S-Bahn-Takt für Pinneberg
Gute Miene zur schlechten Nachricht: Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus der Region Pinneberg sowie Mitglieder der Kinder- und Jugendbeiräte aus Pinneberg und Halstenbek haben mit dem schleswig-holsteinischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (Mitte, CDU) im Rathaus der Stadt Pinneberg über die Entwicklung des Bahn- und Buisverkehr in der Region gesprochen.  © Stadt Pinneberg/ Philipp Dickersbach | Stadt Pinneberg

All das spreche für ein möglichst umfangreiches Angebot auf der Schiene, so Voerste. Dem pflichteten die übrigen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister bei. Jan Krohn, Bürgermeister in Halstenbek, sagte: „Ich fürchte, dass eine Verschlechterung des Angebots auf der Schiene zu mehr Individualverkehr auf der Straße führt.“ Rellingens Bürgermeister Marc Trampe betonte. „Wir haben alle den Anspruch, viele Menschen zur Nutzung der Bahn zu bewegen. Da wirkt die von der Landesregierung getroffene Entscheidung, Zugverbindungen einzustellen, wie aus der Zeit gefallen.“

Minister verteidigt Entscheidung der Landesregierung: Kürzung nur in verkehrsschwacher Zeit

Minister Claus Ruhe Madsen erläuterte die Hintergründe der Entscheidung. So seien sogenannte Regionalisierungsmittel, die der Bund den Bundesländern zugesagt habe, gestrichen worden. Zudem handele es sich bei den Kürzungen ausschließlich um Verbindungen in verkehrsschwächeren Zeiten.

Der Minister betonte, dass dennoch massiv in den Bahnverkehr in Schleswig-Holstein investiert werde, beispielsweise in neue Züge und die Sicherheit an Bahnhöfen. Auch der Bau eines dritten und vierten Gleises zwischen Pinneberg und Elmshorn befinde sich in der Planung.

Kinder- und Jugendsprecher fordern Verbesserung des Nahverkehrs

An dem Treffen im Rathaus der Kreisstadt nahmen auch Vertreterinnen und Vertreter der Kinder- und Jugendbeiräte aus Pinneberg und Halstenbek teil. Sie schilderten die Notwendigkeit eines guten Nahverkehrsangebots aus Sicht der jungen Generation, was insbesondere auch das Angebot am Wochenende betreffe.

Am Wochenende werden die S-Bahnen mit Beginn des neuen Fahrplans im Dezember ganztags nur noch im 20-Minuten-Takt verkehren. „Als Frau ist es nicht besonders schön, nachts auf einem Bahnhof warten zu müssen. Und ob die nächste Bahn dann in acht oder 18 Minuten kommt, das macht schon einen Unterschied“, betonte Julia Ohly, Vorsitzende des Kinder- und Jugendbeirates Pinneberg.

Mehr zum Thema

Während des gut einstündigen Austauschs wurden zudem der Radwegeausbau sowie der Ausbau der A23 thematisiert. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister betonten, dass insgesamt mehr Geld in den Verkehrsbereich investiert werden müsse, und dabei insbesondere in den Bahnverkehr. Sie appellierten an den Minister, dabei auch seinen Einfluss innerhalb der Bundespolitik geltend zu machen.