Wedel. Zwei Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma werden schwer verletzt. Was die Ermittler über den gefährlichen Sprengstoff „Marke Eigenbau“ wissen.

Die Explosion in einem Geldautomaten in Wedel am Mittwochnachmittag ist nicht Folge eines technischen Defektes. Das gab das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein, das die Ermittlungen übernommen hat, am Donnerstag bekannt.

„Wir gehen von einem missglückten Versuch einer Sprengung des Automaten aus“, bestätigt LKA-Sprecherin Carola Jeschke auf Abendblatt-Anfrage. Wie jetzt die Ermittlungen ergaben, war selbst hergestellter Sprengstoff in den Automaten eingebracht worden.

Verpuffung in Wedeler Geldautomat: Betroffenes Gerät gehört der Sparda-Bank

Zwei Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma waren am Mittwoch gegen 13 Uhr dabei, den Geldautomaten zu befüllen. Den Ermittlungen zufolge wechselten sie gerade die Geldkassetten im Tresorbereich, als es plötzlich zu einer Explosion kam. Zuvor hatten die Männer ein weißes, zuckerähnliches Pulver im Inneren des Automaten bemerkt, ohne sich der Gefahr bewusst zu sein.

Zunächst hieß es, die Männer seien nur leicht verletzt worden. Inzwischen spricht das Landeskriminalamt von „zum Teil schweren Verletzungen“. Beide werden in Hamburger Krankenhäusern behandelt.

Geldautomat auf Lidl-Parkplatz gehört zur Sparda-Bank

Der betroffene Geldautomat gehört der Sparda-Bank und steht in einem kleinen, separaten Häuschen auf einem Parkplatz an der Rissener Straße. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich der Lidl-Markt sowie Burger King. Zum Zeitpunkt der Explosion hielten sich keine Kunden in der Nähe des Automaten auf.

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Zwei Spurensicherer des Landeskriminalamtes inspizieren den Geldautomaten, in dem es am Mittwochmittag zu einer Verpuffung kam. © Frederik Büll | Frederik Büll

Am Mittwoch war noch zunächst von einer Verpuffung die Rede. Am Donnerstag sprach das Landeskriminalamt selbst von einer Explosion. Nach dem Vorfall hatte die Polizei den Bereich rund um den Automaten weiträumig abgesperrt. Am Nachmittag rückten der Kampfmittelräumdienst Schleswig-Holstein sowie Spezialisten vom Landeskriminalamt in Kiel an.

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Sie stellten bei der Spurensicherung vor Ort fest, dass es sich bei dem Sprengstoff um ein hochgefährliches Selbstlaborat handelt, das erfahrungsgemäß bislang nicht für die Sprengung von Geldautomaten verwendet wird. Die Ermittler gehen aufgrund der Spurenlage derzeit eher von örtlichen Tätern aus, die die Folgen ihrer Tat mutmaßlich nicht überblicken konnten.

Jeglicher Umgang mit dem verwendeten Selbstlaborat gehe mit einer hohen Fremd- und Selbstgefährdung einher. Der Sprengstoff könne bereits bei der leichtesten Erschütterung detonieren und stelle somit eine große Gefahr für den oder die Täter selbst und für alle Menschen in ihrem Umfeld dar. Selbst die Lagerung berge große Risiken.

Landeskriminalamt warnt vor hohen Risiken des selbst hergestellten Sprengstoffs

Daher appelliert das Landeskriminalamt eindringlich an den oder die Täter und an mögliche Zeugen, die in ihrem Umfeld verdächtige Beobachtungen gemacht haben, die zur Tat in einem Bezug stehen könnten, sich sofort bei der Polizei zu melden. Sie könnten dazu beitragen, dass keine weiteren unbeteiligten Personen verletzt werden.

Hinweise nimmt jede örtliche Polizeidienststelle entgegen. Auch der Polizeinotruf 110 steht in diesem Fall für Hinweise zur Verfügung. Aktuell wird die Videoüberwachung des Geldautomaten ausgewertet, um weitere Hinweise zu dem Täter oder den Tätern zu erlangen.

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Die Polizei hat im Zuge des Einsatzes den halben Lidl-Parkplatz an der Rissener Straße abgesperrt. Der Supermarkt hat weiterhin geöffnet. © Frederik Büll | Frederik Büll

Das Landeskriminalamt bearbeitet landesweit alle Fälle, die mit Angriffen auf Geldautomaten in Verbindung zu stehen. Im Kreis Pinneberg war zuletzt am 22. April im Stadtzentrum Schenefeld versucht worden, je einen Geldautomaten der Haspa und der Sparkasse Südholstein in die Luft zu jagen.

Nach versuchter Sprengung in Schenefeld: LKA ermittelt vier Tatverdächtige

Beide Versuche schlugen fehl. Die Folge war ein hoher Schaden. Das LKA konnte vier Männer ermitteln, die für diese Tat sowie eine weitere im Mai in Lurup verantwortlich sein sollen. Zwei von ihnen sitzen in Untersuchungshaft.

Im Februar 2020 hatten unbekannt gebliebene Täter in Schenefeld einen Linienbus gestohlen und damit an der Altonaer Chaussee einen frei stehenden Geldautomaten gerammt. Das Gerät wurde zwar schwer beschädigt, gab seinen Inhalt jedoch nicht preis.