Pinneberg. Handwerk trifft auf Emotionen: Zwei Hochzeitsfotografinnen über Ansprüche der digitalen Welt, ihren Einsatz für Paare und doofe Posen.

Für viele Menschen soll die Hochzeit der schönste Tag ihres Lebens werden: Das Kleid, die Location, die Party – alles muss perfekt sein. Die meisten Paare haben genaue Vorstellungen davon, wie der Tag ablaufen soll. Inspiriert werden sie unter anderem von unzähligen Hochzeitsimpressionen auf Social Media. Auf Instagram gibt es allein unter dem Hashtag Wedding 279 Millionen Beiträge. Darunter sind auch Bilder von Bianca Dietz und Aleksandra Poplawska. Beide Frauen sind Hochzeitsfotografinnen aus dem Kreis Pinneberg.

Bianca Dietz fotografiert seit mittlerweile zehn Jahren Hochzeiten. Der Startschuss war ein Paar-Shooting. „Das war der Aha-Effekt“, so die Pinnebergerin. Bei Aleksandra Poplawska hingegen hat alles mit ihrer analogen Kamera angefangen, mit der sie als Kind Schulfeiern und Geburtstage festhielt. Mittlerweile ist aus dem Hobby ihr Beruf geworden und sie begleitet seit rund acht Jahren Brautpaare. „Ich habe eine Leidenschaft für Menschen, Familien und Hochzeiten“, so die heute 38-Jährige.

Hochzeitsfotografin aus Pinneberg: „Es sind Erinnerungen, die ich schaffe“

Es sind vor allem die Emotionen, die Aleksandra Poplawska fasziniern. Für sie seien Hochzeiten „eine schöne Sache“. Ihr gehe es darum, die schönen Momente einzufangen und für die Ewigkeit festzuhalten. „Schöne Emotionen sind in unserem Leben am wichtigsten. Die müssen wir pflegen.“ Die Erinnerungen sind auch für Bianca Dietz das Besondere an der Hochzeitsfotografie. „Es sind Erinnerungen, die ich schaffe.“

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Es sind die besonderen Momente, die die beiden Pinnebergerinnen auf Hochzeiten festhalten wollen. © Aleksandra Poplawska | Aleksandra Poplawska

Am Anfang fotografierte Poplawska vor allem die Hochzeiten von Freunden und Bekannten, um ihr Portfolio zu erweitern. Doch selbst wenn sie mittlerweile fremde Hochzeiten begleitet, sind die Emotionen stark. „Manchmal habe ich Tränen in den Augen, auch wenn es fremde Menschen sind“, so die Pinnebergerin. Der Zauber einer Hochzeit ist auch für Bianca Dietz ein ganz besonderer. „Es ist sehr schön an dem Glück anderer teilzunehmen“, meint Dietz.

Individualität der Brautpaare: „Man kann nie nach Schema F arbeiten“

Doch bei der Hochzeitsfotografie geht es nicht nur um die menschliche, emotionale Seite. Denn die handwerklichen und technischen Herausforderungen sind groß. Das Repertoire ist umfassend. Nicht nur Gruppenportraits oder Momentaufnahmen der Gäste sind gefragt. Häufig sollen auch Bilder der Location und Microaufnahmen von den Eheringen angefertigt werden. „Hochzeiten sind Reportagen“, meint Aleksandra Poplawska.

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Aleksandra Poplawska begeistern vor allem die Emotionen während der Hochzeit. Seit acht Jahren fängt sie diese mit ihrer Kamera ein. © Aleksandra Poplawska | Aleksandra Poplawska

Dabei sind die Wünsche der Brautpaare gänzlich verschieden. „Jede Hochzeit ist anders. Man kann nie nach Schema F arbeiten“, sagt Bianca Dietz. Während manche Paare nur die standesamtliche Trauung fotografisch festgehalten haben wollen, wünschen sich andere Brautpaare eine Begleitung vom Getting Ready bis zum mitternächtlichen Tortenanschnitt. „Manchmal fotografiere ich nur eine Stunde und manchmal den ganzen Tag“, meint Poplawska.

Pinnebergerin: „Der Anspruch wird höher“

Auch wenn die Brautpaare gänzlich verschieden sind, wachsen die Erwartungen bei allen. „Der Anspruch wird höher“, meint Dietz. „Bei Social Media werden die schönsten, epischsten Bilder gezeigt. Es werden Bedürfnisse geweckt, die nicht realisiert werden können.“ Um diese Vorstellungen doch noch erfüllen zu können, sind Paare bereit, immer mehr Geld auszugeben. Einer Studie von WeddyPlace aus dem Jahr 2024 zufolge gaben 51 Prozent der Brautpaare bis zu 15.000 Euro aus. Rund 23 Prozent ließen sich ihre Hochzeit sogar bis zu 20.000 Euro kosten.

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Bianca Dietz fotografiert seit zehn Jahren Paare und Hochzeiten im Kreis Pinneberg. Besonders wichtig ist ihr, Menschen so abzubilden, wie sie sind. © Bianca Dietz | Bianca Dietz

Neben den anfallenden Kosten für die Ausstattung, die Location und das Catering müssen auch die Honorare für Fotografen berücksichtigt werden. Abhängig von der Dauer und dem Ort berechnen die Pinnebergerinnen dafür zwischen 270 bis 3750 Euro. Damit wird jedoch nicht nur das Fotografieren bezahlt. „Ein Drittel der Zeit verbringe ich auf der Hochzeit, zwei Drittel gehen für die Vor- und Nachbearbeitung drauf“, erklärt Dietz.

Hochzeitsfotografie: „Ein Stück Echtheit ist wichtig“

Allein für die Auswahl aus den vielen geschossenen Bildern braucht die 47-Jährige zwei bis drei Stunden. Viele professionelle Fotografen würden die Bearbeitung der Bilder deshalb ins Ausland outsourcen. Vor allem Fotografen, die viele Hochzeiten innerhalb kürzester Zeit begleiten, würden häufig nicht mehr mit der Fotobearbeitung hinterherkommen. Das Ausland bietet dann eine schnelle und relativ kostengünstige Abhilfe. Bianca Dietz stellte jedoch nach einem Versuch fest, dass dabei viel verloren gehe. „Dann ist man nicht mehr so nah dran.“

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Von einer aufwendige Bearbeitung der Bilder hält Aleksandra Poplawska hingegen nicht viel. „Die Momente gestalten das Bild. Ich bin Beobachter und fange die natürlichen Momente ein.“ Und um die Echtheit und das Nahdransein geht es auch Bianca Dietz. „Ein Stück Echtheit ist gerade bei Hochzeitsfotos wichtig.“ Deshalb sei es entscheidend, die Paare vorher kennenzulernen. In alltäglichen Situationen wie einem Spaziergang erfährt sie, wie sich die Paare natürlich bewegen und verhalten.

Zwischen Brautpaar und Fotografin: „Es muss matchen“

Sollte die Chemie bei einem ersten Treffen nicht ganz stimmen, verweist Dietz Brautpaare auch an andere Fotografen im Raum Pinneberg. „Es muss matchen. Wenn nicht, sage ich Brautpaaren auch ab.“ Das Netzwerk in der Region sei groß, sodass Fotografen und andere Hochzeitsanbieter Hand in Hand arbeiten würden. Aleksandra Poplawska präsentiert ihren Fotografiestil deshalb auf ihrer Hompage. Paare könnten so einen ersten Eindruck bekommen.

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Die Hochzeitsfotografinnen müssen sich auf jedes Paar individuell einstellen, um die besten Ergebnisse zu erzielen. © Bianca Dietz | Bianca Dietz

Aber nicht nur Fotografin und Brautpaar müssen zusammen passen. „Manche Bräute haben sich Posen überlegt, die sie nachstellen wollen“, meint Dietz. Dabei passe nicht jede Pose zu jedem Menschen. Das Ergebnis seien nicht nur Posen, die unecht wirken, sondern auch Bilder auf denen man sich selbst nicht wiedererkennt. „Einige Paare haben alles step by step geplant“, erklärt Aleksandra Poplaswka. Neben Instagram sei auch die Fotoplattform „Pinterest“ eine große Inspirationsquelle für viele Brautpaare.

Wichtige Botschaft: „Ich bin genauso unperfekt und toll wie ihr alle“

Aleksandra Poplawska hat deshalb eine ganz spezielle Strategie für die Hochzeiten entwickelt. „Ich versuche mich unsichtbar zu machen, um die echten Momente nicht zu stören.“ Sich unauffällig und leise durch die Gäste zu schleichen, Momente festzuhalten und trotzdem für die Gäste ansprechbar und erreichbar zu sein, erfordert ein hohes Maß an Menschenkenntnis. „Man muss alles im Blick behalten und trotzdem gelassen bleiben“, meint Bianca Dietz.

Natürliche Bewegungen lassen die Bilder authentisch wirken.
Natürliche Bewegungen lassen die Bilder authentisch wirken. © Aleksandra Poplawska

Um ihre Kunden von dem Mehrwert echter Fotos zu überzeugen, verfolgt Dietz auf Instagram eine ganz eigene Strategie. All ihre gezeigten Brautpaare sind echte Hochzeitspaare. Brautmodenshootings gibt es bei ihr keine. Dafür teilt sie aber auch Persönliches mit ihren Followern. Aussende will sie damit auch eine Botschaft: „Ich bin genauso unperfekt und toll wie ihr alle.“