Hasloh. Stark, schön und sinnlich: Bei Fotografin Renate Hanachi werfen sich Frauen immer häufiger in sexy Posen. Neuer Trend oder voll 90er?
Vanessas (Name geändert) Körper liegt entspannt auf dem Bett mit weißen Laken. Die Träger ihres cremefarbigen Seidennegligés umschmeicheln die zarten Schultern, das volle dunkle Haar ihr dezent geschminktes Gesicht. Die 45-Jährige flirtet. Flirtet mit der Kamera. Herausfordernd und hingebungsvoll. Lässig und lasziv. Ein Moment, der sprüht vor Erotik. Vanessa lächelt. Feiert ihre Sinnlichkeit! Mit einem Boudoir Shooting bei Fotografin Renate Hanachi in Hasloh.
Boudoir ist Französisch und beschreibt ursprünglich einen kleinen, elegant eingerichteten Raum, in den sich die ‚Dame des Hauses‘ zurückziehen konnte. Heute symbolisiert er das Ankleidezimmer. Und ein Boudoir Shooting den Blick dort hinein. Durch den Türspalt. Eingefangen mit der Kamera und dem Ziel, das Model elegant, sinnlich und romantisch in seiner verborgenen Schönheit in Szene zu setzen. In natürlicher Pose, sinnlichen Dessous und mit dezenten Accessoires.
Sexy, stark und Schön: Boudoir-Bilder der Fotografin wirken intim und beiläufig
Genau so möchte Vanessa sich zeigen. Nachdem sie viele Jahre in Familie und Job nur funktionierte, hat sie sich bewusst dieses Shooting in dem kleinen gemütlichen Homestudio von Fotografin Renate Hanachi geschenkt. Um ihre Weiblichkeit, ihre Selbstliebe neu zu entdecken.
Für einen Moment darf ich dabei sein und aus dem Hintergrund eintauchen in diese intime Atmosphäre. Renate Hanachi bereitet die letzte Einstellung vor. Sonnenstrahlen fallen durchs Fenster. Dieses diffuse natürliche Licht sei einfach das Beste, sagt die schlanke Frau mit dem hellen vollen Haar. Weil es so weich und schmeichelhaft auf Gesicht und Körper falle.
Spricht’s und platziert Vanessa, die ihre Lippen nun rot geschminkt und das Negligé gegen schwarze Dessous und High Heels getauscht hat, auf einem Sofa, das überzogen ist mit einem Leo Plate. Wow! Das Model als Femme Fatale im Leo Look. Die Beine übereinandergeschlagen, der rechte Arm lässig über die Lehne gelegt, die Haare mit Hilfe der Windmaschine wild, der Blick sinnlich.
Lippen rot geschminkt, das Negligé gegen schwarze Dessous und High Heels getauscht
Nach vier Stunden Shooting und rund 700 Aufnahmen sind Model und Fotografin gleichermaßen k.o. Ob auf dem Bett oder Boden, Sofa oder Stuhl – hochkonzentriert haben beide an wechselnden Locations miteinander gearbeitet. Dafür ist Renate Hanachi, die sich mit Yoga fit hält, auch mal barfuß auf die Leiter gestiegen oder (O-Ton) „sonst wo rum balanciert“.
Vanessas Gesichtsausdruck nach dem Shooting ist entspannt. Es habe etwas gedauert, doch dann konnte sie sich fallen lassen, sagt sie und zieht sich wieder um für den Alltag. In Vorfreude auf die rund 30 bis 40 Fotos, die ihr die Fotografin in den kommenden Tagen zur Auswahl schicken wird. Aus denen wird Vanessa acht ihrer Favoriten auswählen, die sie – dezent retuschiert - digital und als Abzüge in einem Leporello an ihr Shooting erinnern werden.
Preise starten bei 450 Euro: Bereits 100-mal wurde das Boudoir Paket gebucht
Bereits 100-mal habe sie Boudoir (Boudoir Pakete starten bei 450 Euro) fotografiert, sagt Renate Hanachi, die auch Portrait-, Familien- und Businessshootings anbietet, im anschließenden Interview. Den Ablauf hat sie fest strukturiert: Zunächst gibt es ein persönliches Vorgespräch, in dem die Fotografin der Kundin eine Zusammenstellung aus freigegebenen Fotos vorheriger Boudoir Shootings zeigt, um so Motive und Settings mit ihr abzustimmen. Abschließend geht es an die Dessous Auswahl. Sämtliche Studio-Outfits, Dessous, Kimonos und Accessoires stehen der Kundin kostenlos zur Verfügung.
Am Tag des Shootings darf die erst mal in Ruhe ankommen und zur Entspannung ein Gläschen Sekt genießen. Um sich dann ganz auf die Fotografin, ihre Intuition und Kreativität einzulassen.
Intime Bilder von Frauen: Wie die Fotografin zur Lichtbildnerei gekommen ist
Wie ist Renate Hanachi zur Fotografie gekommen? Gab es einen Schlüsselmoment? „Ja, den gab es“, sagt die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau. „Das war 1999, als mein Kollege für unsere Firma eine digitale Kamera besorgte, um beschädigte Paletten im Lager zu fotografieren. Danach kam er ins Büro und drückte mir die Kamera in die Hand. Ich stöpselte das Kabel in den Computer und dachte: ‚Wow, das ist ja faszinierend. Ich fotografiere und schwupp – sofort ist das Bild verfügbar.‘ Das fand ich einfach nur spannend, ohne dass ich eine konkrete fotografische Idee hatte.“
Ein Jahr später, zum 25-jährigen Firmenjubiläum, gab’s dann für Renate Hanachi statt der üblichen sehr teuren Armbanduhr fürs Handgelenk eine digitale Kamera für die Kreativität. „Damit fing ich erst mal an und war ganz happy. Keine Blume war vor mir sicher“, sagt sie. „Später begann ich Menschen zu fotografieren und entdeckte schnell die Aktfotografie für mich.“
Warum? „Weil ich Körper und seine Sinnlichkeit einfach schön finde“
Warum? „Weil ich den menschlichen Körper und seine Sinnlichkeit einfach schön finde. Auch in der Kunst mochte ich schon immer Akt. Brüste begeistern mich sehr. Nackte Menschen, richtig dargestellt, sind etwas Wunderbares.“ Die Models holte sich die Frau mit den grünen Augen zunächst aus dem Familien- und Freundeskreis. „Hatte ich eine Idee und keiner war da, fotografierte ich mich eben selbst. Lernte Photoshop und wurde immer besser und routinierter“, sagt Renate Hanachi, die seit 2015 als Fotografin selbstständig ist.
Wie kam sie zum Boudoir? „Während beim Akt der Fokus nur auf dem Körper liegt, ist Boudoir mehr. Emotionen und Erotik spielen eine viel größere Rolle“, sagt sie. „Das kann ein Blick oder die gesamte Körperhaltung sein. Genau diese sinnliche Stimmung einzufangen, in der die Frau zu Hause auf dem Bett liegt oder sich sexy anzieht für schöne Stunden mit dem Liebsten, finde ich so reizvoll.“
Boudoir ist mehr: Emotionen und Erotik spielen eine viel größere Rolle
Die meisten ihrer Kundinnen seien zwischen 40 und 60 Jahre alt. Welche Beweggründe gibt es für sie, sich so intim und sinnlich fotografieren zu lassen? „Das kann ein runder Geburtstag sein. Oder die Kinder sind aus dem Haus und die Mutter denkt: Jetzt bin ich mal dran“, sagt Renate Hanachi. „Kürzlich kam eine Kundin zu mir, die hatte 30 Kilo abgenommen und wollte sich und ihr neues Körpergefühl zeigen.“
Ob schlank oder kurvig, jung oder junggeblieben - für Renate Hanachi ist jede Frau schön. Authentisch müsse ein Foto sein. Nur dann sei es gelungen, sagt die Fotografin. „Ich bin jetzt 70 Jahre alt und stehe dazu, meine Falten zu zeigen und nicht alle zu retuschieren. Aus Spaß habe ich das mal gemacht. Das Ergebnis war mir fremd. Was nützt mir ein Foto, auf dem ich 20 Jahre jünger aussehe? Das bin ich doch jetzt nicht mehr.“
„Schrecklich!“ Viele Fotos in den sozialen Medien seien zu stark verfremdet
Viele Fotos in den sozialen Medien seien zu stark verfremdet. „Das ist schrecklich und führt bei der Jugend zu einem komplett falschen Körperbild. Das ist leider nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland festzustellen“, sagt Renate Hanachi und nennt ein Beispiel: „Mein Mann ist in Tunesien geboren und wir sind regelmäßig dort. Die tunesischen Frauen liebten es früher immer, fotografiert zu werden. Vergangenes Jahr fragte ich eine junge Frau, ob sie Lust hätte, ein paar Fotos mit mir zu machen. Sie winkte sofort ab mit den Worten: ‚Ich bin überhaupt nicht fotogen.‘ Das habe ich in Tunesien noch nie gehört.“
Blicken wir zurück zum Boudoir – nach Italien. Hier erlebte Renate Hanachi ihr bisher kuriosestes Shooting: „Das war ganz spontan mit einer Frau, die mir zur Teilnahme an einer Gruppenausstellung mit internationalen Malern in einem alten Palazzo bei Rom verholfen hatte. Sie fragte mich damals, ob sie meine Aktfotos als Vorlage für ihre Malerei nutzen dürfte.
Dafür erlaubte sie mir, sie im Palazzo zu fotografieren. Sie war eine schöne und reife Frau, die sich während unseres Spaziergangs vom Treppenhaus durch die Räume bis auf den verfallenen Dachboden immer weiter entblätterte und zum Schuss komplett nackt war. So entstand ein Mix aus Boudoir und Akt“, sagt Renate Hanachi abschließend. „Leider schlich ihr Ehemann die gesamte Zeit hinter uns her und beäugte misstrauisch unser Tun. Das war wirklich kurios. Wir beide haben uns köstlich amüsiert!“