Elmshorn. Projekt an Agnes-Karll-Allee zur Unterbringung von Geflüchteten zieht sich. Stadt klärt über jährliche Kosten und neuen Zeitplan auf.

Ein Dorf innerhalb der Stadtgrenzen von Elmshorn nimmt Gestalt an. Für die geplante Flüchtlingsunterkunft an der Agnes-Karll-Allee, neben den Regiokliniken, sind die ersten Container angeliefert und platziert worden. Insgesamt sollen an dieser Stelle nach Fertigstellung 96 Wohn- und 18 Funktionscontainer stehen. Alle eingeschossig.

Damit liegt die Stadt Elmshorn zwei Monate und mehr hinter den ursprünglichen zeitlichen Erwartungen zurück. Genehmigungsverfahren und weitere Planungsarbeit hatten aus anfangs Juli dann August und nun September werden lassen. Mit einem schon lange angedachten Tag der offenen Tür ist jetzt erst in der ersten Oktoberwoche zu rechnen.

Containerdorf Elmshorn: Europaweite Ausschreibung der Dienstleistungen verzögert den Prozess

Die Verzögerungen liegen auch im System der europaweiten Ausschreibungen begründet, die für die Entstehungs- und Betriebsleistungen ausgerufen wurden. „Das soll natürlich alles hieb- und stichfest und rechtlich unangreifbar ablaufen“, betont Daniel Faron, Leiter im Elmshorner Amt für Soziales. „Und wenn zum Beispiel ein Bieter eine Ausschreibungsformulierung rügt und ein Präzisierung anfordert, dann verlängert sich die Ausschreibungsfrist, um allen Bietern Chancengleichheit zu gewähren.“

Daniel Faron, Leiter im Amt für Soziales Elmshorn
Daniel Faron, Leiter im Amt für Soziales Elmshorn © Stadt Elmshorn | Stadt Elmshorn

Denn alle Bietenden müssen knallhart ihre Kosten kalkulieren, um ein wirtschaftlich tragendes und doch konkurrenzfähiges Angebot abzugeben. Wie zum Beispiel der Sicherheitsdienst, der mit Inbetriebnahme des Containerdorfes permanent vor Ort sein wird. Ungefähr 600.000 Euro soll allein dieser Service durch die Brandenburger Sicherheit & Service GmbH, die bereits den Zuschlag erhalten hat, jährlich kosten.

Flüchtlings-Containerdorf: Sicherheitsdienstleister steht fest, Einrichtungsleitung wird noch gesucht

Aber auch dieser Betrag sei nicht in Stein gemeißelt, wie der Fachamtsleiter betont. „Das Angebot des Sicherheitsdienstleisters, der zuletzt auf der Kieler Woche für Ordnung gesorgt hat, basiert auf einer Mindestpersonalstärke“, erläutert Faron. „Wenn die im Verlauf des Einsatzes aus ihrem Erfahrungsschatz sagen, dass sie mehr Mann vor Ort benötigen, dann würde sich das in den Personalkosten des Sicherheitsdienstes niederschlagen.“

Noch seien nicht alle Bieterverfahren abgeschlossen. So stehe zum Beispiel der Zuschlag für die Einrichtungsleitung noch aus. Ein ebenfalls nicht unerheblicher Kostenfaktor zusätzlich zu den Beträgen, die die Stadt nach Anfrage aus der FDP aufgeschlüsselt hat. Die hatte sich in Person von Fraktionschef Pascal Mangels schon im Sommer über den Ausschuss für Gleichstellung und Soziales (AGS) an die Verwaltung gewandt und um Benennung der Kostenfaktoren gebeten.

Teures Containerdorf: Kosten sollen für Vergleichbarkeit aufgeschlüsselt werden

Den Gesamtkostenansatz hatte die Stadt früh mit rund 2,5 bis 2,7 Millionen Euro im Jahr beziffert, diese zum Teil durch Bundeszuschüsse refinanzierbar. „Wir wollten erfahren, wo und wie Kosten entstehen“, sagt Pascal Mangels. „Wir wollten die Kostenlage vergleichbar machen, da es bislang immer hieß, dass Elmshorn im Vergleich zu anderen Kommunen günstig sei. Da ist es auf Kreisebene für andere Gemeinden wie zum Beispiel Pinneberg oder Wedel interessant zu wissen, was auf sie zukommen könnte.“

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Die Kostenaufschlüsselung im AGS fiel dann durch die Stadt auch entsprechend detailliert aus. So veranschlagt Elmshorn im Zuge des Vertrags mit dem Erbauer Semmelhaack Immobilien jährliche Mietkosten in Höhe von 1.122.480 Euro. Zweithöchster Kostenfaktor ist bereits der Sicherheitsdienst mit besagten 600.000 Euro.

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Für die soziale Betreuung veranschlagt die Stadt Elmshorn rund 360.000 Euro; die geschätzten, weil verbrauchsabhängigen, Nebenkosten addieren sich zu voraussichtlich rund 300.000 Euro auf. So werde den Geflüchteten, alles Männer, auch ein W-LAN zur Verfügung gestellt, damit der Kontakt zur Heimat nicht abreiße.

Für das Quartiersmanagement als Bindeglied zwischen Containerdorf und Anliegern hat die Stadt unter der Regie des Duos Timo Thorbauer und Svenja Wienberg rund 180.000 Euro jährlich veranschlagt. Vorerst kleinster jährlicher Posten sollen die Reinigungskosten in Höhe von geschätzt 60.000 Euro sein. Einmalig für die die Erstausstattung der Container sind rund 125.000 Euro fällig.

Elmshorn: Erste Geflüchtete sollen Anfang Oktober einziehen

In den nächsten Tagen oder wenigen Wochen dürften dann alle Aufträge vergeben sein. Müssen sie auch. Denn jetzt, wo das Containerdorf Gestalt annimmt, soll es auch so schnell wie möglich bezugsfertig sein. „Mitte September sollen rund 50 Prozent der gesamten Einrichtung stehen“, gibt Daniel Faron ein Zeitziel vor. „Unser Dreh- und Angelpunkt soll der Tag der offenen Tür sein, für den wir den 5. Oktober angedacht haben.“

Bis dahin ist noch sehr viel zu erledigen. „Wir wollen natürlich etwas vollständig Ausgestattetes vorzeigen können, bevor unsere ersten Gäste dort einziehen. Bis jetzt sind nur einige Rohbauten für 16 Personen vor Ort“, sagt der Leiter im Fachamt für Soziales. „Es fehlen noch alle sanitären und Wohn-Einrichtungen, ohne die niemand dort wohnen kann. Wir rechnen Anfang Oktober mit der ersten Belegung.“