Wedel. Was mit einem Foto bei Instagram begann, ist zur Mission von Nadine Kube geworden. Inzwischen folgen der jungen Mutter 20.000 Menschen.

Auf das Piepen des Pagers folgen routinierte Abläufe: der Griff zum Autoschlüssel, die Fahrt zur Feuerwache, Umziehen und die Abfahrt zum Einsatzort. Nadine Kube rettet im besten Fall Leben, und zwar bei der Freiwilligen Feuerwehr Wedel. Ein Ehrenamt, das sie inzwischen mit mehr als 20.000 Followern auf Instagram teilt. Mit Bildern und kurzen Videos gewährt sie Einblick in eine noch immer männerdominierte Welt. Und auch, wenn sie sich selbst nicht so nennen würde, geht sie als echte Feuerwehr-Influencerin durch.

Angefangen hat alles im Jahr 2005, als die damals 15-Jährige das erste Mal zu einem Treffen der Jugendfeuerwehr geht. Ein Mitschüler brachte sie auf die Idee. „Mit 15 war das nicht so einfach, da war ich schon sehr aufgeregt. Ich war aber schnell begeistert von der Technik, den Fahrzeugen und den Leuten.“ Die Begeisterung hält an. 2008 tritt sie in die aktive Wehr ein.

Instagram: Feuerwehrfrau aus Wedel setzt sich als Influencerin für mehr Weiblichkeit ein

Während ihrer stressigen Zeit als Flugbegleiterin in Düsseldorf engagiert sie sich auch dort ehrenamtlich bei den Rettern. „Nach einem 14-Stunden-Flug musste ich dann aber auch mal einen Einsatz auslassen und schlafen“, erzählt die Wedelerin. Die Freiwillige Feuerwehr hilft ihr aber, in der neuen Stadt anzukommen. Das Miteinader und die Gemeinschaft unter den Kameraden schätzt sie dabei besonders. „Man kommt super schnell unter Leute, die dasselbe Hobby haben und findet sofort in die Community.“

Feuerwehrfrau mit großen Ambitionen. Nadine Kube ist die erste Gruppenführerin in Wedel.
Feuerwehrfrau mit großen Ambitionen. Nadine Kube ist die erste Gruppenführerin in Wedel. © Nadine Kube | Nadine Kube

Nach ihrer Rückkehr in ihre Heimatstadt kommt die junge Frau zu ihrer Wehr zurück. Dort wird sie erste Gruppenführerin in der Geschichte der Wedeler Feuerwehr und setzt damit ein Zeichen. „Darauf bin ich auch echt stolz“, gibt Kube zu. Frauen bei der Feuerwehr hätten es vor allem am Anfang schwer. Besonders die ältere Generation sei überzeugt gewesen, dass Frauen in der Feuerwehr nichts zu suchen hätten. „Heute ist das zum Glück anders. Frauen gehören bei uns einfach dazu.“

Erfolg auf Instagram hat Nadine Kube überrascht: „Das ist echt gruselig.“

Diese Botschaft vertritt Kube auch auf ihrem Instagramprofil nordlicht1806. „Irgendwann hat die Feuerwehr gemerkt, dass Social Media wichtig ist und einen eigenen Feuerwehrkanal aufgebaut.“ Bewohner der Stadt sollen so über potenzielle Gefahren informiert werden. Nadine Kube ist von Anfang an dabei. Ohne große Erwartungen teilt sie ein erstes Bild auf ihrem eigenen Kanal, das sie in Feuerwehruniform zeigt. „Und das kam ganz gut an.“ 884 Likes sind gemessen an ihren heutigen Posts zwar bescheiden, aber aus dem Stand ein echter Erfolg.

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Mittlerweile folgen der Feuerwehrfrau rund 20.000 Menschen. In den letzten 30 Tagen haben 336.000 Menschen ihr Profil besucht. „Das ist auch echt gruselig. Ich meine, in Wedel leben etwa 36.000 Menschen“, witzelt Kube. Ihre Familie stand ihrer Aktivität auf Social Media anfangs skeptisch gegenüber. „Sie hatten Angst vor bösen Kommentaren und wie ich damit umgehe“, gesteht die Wedelerin.

Botschaft der Feuerwehr-Influencerin: „Mädchen da draußen zu stärken“

Doch das Feedback im Internet ist überwiegend positiv. Negative Kommentare bleiben jedoch auch nicht aus. Während sie für konstruktive Kritik und Feedback offen ist, kann Kube über Sprüche wie „Blondes Püppchen, du kannst doch nichts“ nur den Kopf schütteln. „Zum Glück ist die Feuerwehrcommunity aber recht harmonisch.“

Im Herbst beginnt Kube ihren LKW-Führerschein. Dann kann sie auch das hinter ihr stehende HLF (Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug) bedienen.
Im Herbst beginnt Kube ihren LKW-Führerschein. Dann kann sie auch das hinter ihr stehende HLF (Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug) bedienen. © Leonie Brommer | Leonie Brommer

Für viele ihrer Follower ist Nadine Kube ein echtes Vorbild. Vor allem Nachrichten von Mädchen und jungen Frauen, die sich ermutigt fühlen, machen die 34-Jährige glücklich. Die Nachricht eines jungen Mädchens, dass ihr zum Gruppenführerschein gratuliert, rührt die Feuerwehrfrau zu Tränen. „Es geht mir darum, die Mädchen da draußen zu stärken. Ich will sagen, geht an die Führung und traut euch!“

Ehrenamt in Wedel: Mission der Feuerwehrfrau will ein Vorbild sein

In ihrer Anfangszeit engagierte sich nur eine weitere Frau in der Freiwilligen Feuerwehr in Wedel. Heute sind von den 114 Kameraden schon 15 Frauen. „So viele Frauen dabei zu haben, ist super“, freut sich Kube. Stolz weist sie auf die beiden neu besetzten Spinde in der Frauenumkleide hin. Mit ihrer Arbeit auf Instagram will sie ein Vorbild sein. „Ich zeige damit den Anderen: Ihr könnt das auch“.

Nadine Kube engagiert sich für die Sichtbarkeit von Frauen in der Freiwilligen Feuerwehr. Mit ihrem Instagramaccount will sie jungen Frauen Mut machen.
Nadine Kube engagiert sich für die Sichtbarkeit von Frauen in der Freiwilligen Feuerwehr. Mit ihrem Instagramaccount will sie jungen Frauen Mut machen. © Nadine Kube | Nadine Kube

Statistiken zeigen, dass der Mädchenanteil in der Jugendfeuerwehr bundesweit bei rund 30 Prozent liegt. In der Freiwilligen Feuerwehr sinkt er dann auf elf Prozent. Das liegt vor allem an den sich wandelnden Lebensumständen und den schrumpfenden zeitlichen Ressourcen, die für ein Ehrenamt aufgebracht werden können. „Die Freiwillige Feuerwehr bedeutet, auch ganz viel zu leisten“, so die Wedelerin.

Junge Mutter räumt ein: „Die Feuerwehr frisst unheimlich viel Zeit“

Für ein Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr braucht man Zeit - viel Zeit. Neben ihrer Arbeit bei der Stadtverwaltung in Wedel und der Betreuung ihres schulpflichtigen Sohnes verbringt Kube rund fünf Stunden in der Woche bei der Feuerwehr. Je nach Einsatzlage kann es aber auch mehr werden. „Die Feuerwehr frisst unheimlich viel Zeit“, gesteht die Wedelerin.

Die Faszination für die Feuerwehr begleitet Nadine Kube aus Wedel auch auf ihren Reisen. Während einer USA-Reise entdeckt sie eine Wache und wird sofort herzlich aufgenommen.
Die Faszination für die Feuerwehr begleitet Nadine Kube aus Wedel auch auf ihren Reisen. Während einer USA-Reise entdeckt sie eine Wache und wird sofort herzlich aufgenommen. © Nadine Kube | Nadine Kube

In ihrem zehn Jahre alten Sohn findet Nadine Kube einen großen Unterstützer. Von der Social-Media-Präsenz seiner Mutter ist er ganz begeistert. „Er sagt immer: Mama, du musst mehr Storys machen“, berichtet sie. Ihre zeitlichen Kapazitäten sind jedoch stark begrenzt. „Es ist schon schwierig, allein mit Kind und so viel Feuerwehr“, gesteht Kube. Viel Raum für Freizeit bleibt da nicht.

Trend im Netz: Feuerwehrfrauen und -männer setzen sich für mehr Sichtbarkeit ein

Mit ihren erfolgreichen Feuerwehr-Inhalten ist Nadine Kube in den Sozialen Netzwerken nicht allein. Viele Ehrenamtliche machen inzwischen auf die Wichtigkeit des Ehrenamts für unsere Gesellschaft aufmerksam. Man kann von einem kleinen Trend reden. Denn auch die 23-jährige Feuerwehrfrau Sina aus Kronach nimmt ihre Follower auf ihrem Account mit auf die Feuerwache. In Bochum wirbt Jasmin B. für den Job, in Baden-Württemberg gibt es ein spezielles Influencer-Team. Und auch Genco Barshan trommelt auf seinem Account kirmizikamyon112 für das Ehrenamt. Dabei verfolgt er auch eine weitere Mission: Er will Menschen mit türkischem Migrationshintergrund erreichen.

Auch Nadine Kube will mit ihrer Arbeit für eine bessere Sichtbarkeit der Freiwilligen Feuerwehr sorgen. „Ich will vermitteln, dass wir nicht 24 Stunden auf der Wache sind, sondern von Zuhause zum Einsatz gerufen werden“, erklärt sie. Nicht für jeden Brand muss die Feuerwehr gerufen werden. Einen brennenden Papierkorb könne man leicht selbst löschen.

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Menschenleben in Gefahr: „Diese zwei Minuten sind der Horror“

Trotzdem bleibt Nadine Kube einsatzbereit. Nach all den Einsätzen ist sie jedoch nicht mehr aufgeregt, wenn ihr Pager ertönt. Die Routine hat sich eingestellt. Sobald Menschenleben in Gefahr sind, schießt das Adrenalin aber doch durch ihren Körper.

Mal ganz offiziell: Nadine Kube in ihrer Uniform.
Mal ganz offiziell: Nadine Kube in ihrer Uniform. © Nadine Kube | Nadine Kube

Nur wenige Minuten bleiben für die Fahrt zur Wache, nervenaufreibende Minuten. Mit ihrem Privatwagen hat Nadine Kube keine Sonderrechte. Wie alle anderen Autofahrer muss sie sich an die Verkehrsregeln halten, was manchmal quälend erscheint, wenn man es eilig hat. „Schlimm ist es, wenn man dann noch an der Ampel warten muss. Diese zwei Minuten sind der Horror.“