Appen. Bundesweit hatten sich 1340 Greenkeeper beworben. Warum „Rasenpapst“ Bent Gabriel das Rennen machte und was er mit dem Gewinn vorhat.

Große Ehre für den TuS Appen: Der Titel Schleswig-Holsteins Platzwart des Jahres landet in der kleinen Gemeinde im Kreis Pinneberg. Von Mai bis Juni konnten Amateurvereine aus dem Sport ihre Platzwarte für einen deutschlandweiten Wettbewerb nominieren – und für die Auserwählten dann in einer Online-Abstimmung voten.

Nicht selten wird die Schuld an Fehlschüssen von ambitionierten Hobby-Fußballern dem Rasen gegeben. Beim TuS Appen macht Bent Gabriel (35), den im Verein alle nur „Benno“ nennen, anscheinend einen echt guten Job als Platzwart. Denn: In Schleswig-Holstein holte er den Sieg in der Online-Abstimmung nach Appen. Der langjährige TuS-Vorsitzende Wilfred Diekert (76) schwärmt: „So toll waren unsere drei Rasenflächen noch nie in Schuss. Der Platzwart arbeitet grandios.“

Platzwart des Jahres: In Schleswig-Holstein gewinnt der Appener Bent Gabriel

Seit April ist er hochoffiziell der Hüter der Rasenplätze am Almtweg. Doch der Appener hat schon zu Beginn des Jahres tatkräftig mitgeholfen, den gut 20 Fußball-Teams ein ebenes Geläuf zu zaubern. „Zwei, drei Stunden bin ich täglich schon auf der Anlage. Auch an den Wochenenden“, sagt der gelernte Industriemechaniker, der hauptberuflich für eine Firma in der vorbereitenden Organisation von Technik-Fertigungen tätig ist.

Dort arbeitet er in Gleitzeit – und hat nebenbei die Möglichkeit, seine Fußball-Affinität mit dem Hobby der Gärtnerei zu verbinden. „Von April an sieht man hier wirklich schon eine positive Veränderung der Plätze. Die Gemeinde Appen hat ja auch einfach nicht die Kapazitäten für eine dauerhafte und intensive Pflege der Fußballplätze“, sagt Gabriel, der auch von einem Kumpel unterstützt wird.

Ein Fußballplatz des TuS Appen im ehemals eher ramponierten Zustand.
Ein Fußballplatz des TuS Appen im ehemals eher ramponierten Zustand. © privat | Privat

Ein defekter Rasenmähertrecker war dem Verein zur Verfügung gestellt worden, den reparierte der Appener mit ein paar Kumpels. Seitdem wird er intensiv genutzt. „Für einen Platz brauche ich beim Mähen etwa eine Stunde. Es gibt drei, die nach Möglichkeit bei gutem Wetter schon dreimal wöchentlich gemäht werden“, so der Rasen-Freund, der sich ein wenig in die Materie eingelesen hat, aber sich selbst nicht zwingend als Experten auf dem Gebiet sieht. Das regelmäßige Düngen der Plätze übernimmt beispielsweise eine Fachfirma.

Mittlerweile sieht das Grün auf den Fußballfeldern des TuS Appen satt aus.
Mittlerweile sieht das Grün auf den Fußballfeldern des TuS Appen satt aus. © privat | Privat

Er möchte den Fußballern einfach einen „vernünftigen Platz“ bereiten. Zwei von drei Feldern haben eine automatische Bewässerungsanlage, ein dritter muss mit der „Kanone“ beschossen werden. „Generell braucht ein vernünftiger Rasen Licht, Wind und Wasser. Wasser ist das A und O, gerade bei Hitze. Bei einer Schnitthöhe von 3,5 Zentimetern auf so einem Sportrasen brennt sonst alles sofort weg. Deswegen muss in den Morgenstunden schon gewässert werden“, sagt der TuS Appen und HSV-Fan Gabriel, der in der Jugend selbst Fußball spielte, aber als passives Vereinsmitglied mittlerweile viel lieber Zuschauer ist.

Fußball in Appen: Greenkeeper Bent Gabriel guckt aufs Spiel, aber auch auf „seinen“ Rasen

Guckt Gabriel während der Partien in Appen denn eher aufs Spiel – oder schaut er eher darauf, ob der Rasen zum Beispiel nach einer Grätsche hält? „Beides irgendwie“, sagt er und schmunzelt. In der Halbzeit würden dann auch ab und zu flott schon die ersten Löcher im Platz notdürftig geschlossen.

Platzwart des Jahres ist Bent Gabriel (2. v. r.), der vom Pinneberger toom-Marktleiter André Lohmann Daniela Badermann einen Gewinnscheck über 5000 Euro erhält. Das Geld kommt der Arbeit für den TuS Appen zugute. Einen weiteren Gutschein über 500 Euro kann er privat nutzen. Auch Appens Bürgermeister Hans-Peter Lütje gratuliert.
Platzwart des Jahres ist Bent Gabriel (2. v. r.), der vom Pinneberger toom-Marktleiter André Lohmann Daniela Badermann einen Gewinnscheck über 5000 Euro erhält. Das Geld kommt der Arbeit für den TuS Appen zugute. Einen weiteren Gutschein über 500 Euro kann er privat nutzen. Auch Appens Bürgermeister Hans-Peter Lütje gratuliert. © toom | toom

Für seine Arbeit bekommt er auch von den Appener Fußballern mal ein Lob. Gegen Kunstrasenplätze, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen, hat er nichts. „Es gibt hier in der Region wirklich schöne, die nicht so den harten Gummiplätzen ähneln. Aber der Unterboden dieser Plätze besteht aus einer harten Asphaltschicht. Ich glaube, für die Knochen der Fußballer, ist so ein Naturplatz am Ende gesünder“, so der ausgezeichnete Rasenfreund.

TuS Appen hält super zusammen „intern wurde ordentlich die Werbetrommel gerührt“

Er konnte sich bei einem Online-Voting der toom-Baumarktkette durchsetzen – und ist jetzt Schleswig-Holsteins bester Platzwart. „Der Verein hält einfach super zusammen und es wurde intern ordentlich die Werbetrommel gerührt“, sagt der Sieger. Schließlich habe der TuS Appen in der Vergangenheit auch schon einmal eine von Media Markt zur Verfügung gestellte Großbildleinwand für ein WM-Spiel gewonnen.

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Jetzt erhielt Bent Gabriel einen Gutschein des Baumarkts im Wert von 5000 Euro – für den TuS Appen. „Wir brauchen unter anderem einen Akkustaubsauger, um den Schmutz aus der Beregnungsanlage zu bekommen. Oder auch einen Freischneider für die Rasenkanten. Wir setzten uns jetzt noch einmal in Ruhe zusammen“, meint der Gewinner. Von seinem persönlichen Gutschein – 500 Euro – möchte er einen Druckluftkompressor kaufen.

Für die toom-Baumarktkette seien Platzwarte die „wahren Helden des Platzes“ und so wurden im Zuge ihrer Werbebotschaft „Respekt, wer’s selber macht“ kürzlich die Sieger des Wettbewerbs bekanntgegeben. Deutschlandweit standen 1340 Platzwarte zur Wahl, pro Bundesland gibt es einen Gewinner.