Quickborn/Kreis Pinneberg. Quickborner Wehr spart bei Neuanschaffungen gut 50 Prozent ein. Weshalb sich das Konzept im Kreis Pinneberg schon sehr gut bewährt hat.

Die Anschaffung von neuen Feuerwehrfahrzeugen hat sich in der Inflation stark verteuert, erklärt Quickborns Wehrführer Wido Schön. „Die Preise haben sich innerhalb von vier Jahren fast verdoppelt.“ Ein Löschfahrzeug koste jetzt 800.000 Euro, das seien 400.000 Euro mehr als vorher.

Darum setze die Feuerwehr Quickborn mit ihren 100 Einsatzkräften jetzt auf eine Wechsellader-Containerlösung, die sich bereits bei der Kreis-Feuerwehr und anderen Wehren im Kreis Pinneberg sehr gut bewährt hat. „Wir müssen auch wirtschaftlich denken“, sagt Schön.

Feuerwehr Quickborn: Um Kosten zu sparen, ist ein Container gekauft worden

Statt ein neues Rüstfahrzeug für etwa 600.000 Euro anzuschaffen, hat sich die Quickborner Wehr jetzt einen entsprechenden Container mit allen nötigen Gerätschaften besorgt – und so etwa die Hälfte der Kosten eingespart. Darin befinden sich Werkzeuge für Brandeinsätze und Verkehrsunfälle, wie hydraulische Spreizzangen, um eingeklemmte Personen aus ihren Fahrzeugen zu befreien.

 „Alles, was wir nicht sofort beim ersten Einsatz brauchen, und eher logistisches Material ist, kann mit diesen Containern an den Einsatzort nachgeliefert werden“, erklärt Schön. Ein Trägerfahrzeug, ein großer Lkw, hole dann nach und nach diese Gerätschaften von der Wache und bringe sie dorthin. Der Auf- und Abbau dafür dauere jeweils zehn Minuten.

Feuerwehr Quickborn kauft Abrollcontainer mit 26 weiteren Atemschutzgeräten

Auch einen Abrollcontainer mit 26 weiteren Atemschutzgeräten hat die Quickborner Wehr gekauft, die bei einem Brandeinsatz in verrauchten Innenräumen dann die Sauerstoffflaschen der Brandbekämpfer aus den Löschfahrzeugen ablösen sollen, die den Feuerwehrleuten ausreichend Luft für etwa eine halbe Stunde Einsatz geben.

Neues Material für Quickborner Feuerwehr: Mit Äxten, Beilen, Wannen, Hämmern, Schaufeln, Besen, Kabeln, Leitern und anderem Werkzeug und Gerätschaften für Einsätze bei Bränden und Verkehrsunfällen ist der Container ausgerüstet, zeigen die Quickborner Wehrkräfte Thorsten Wiehe (von links), Daniel Hafemann und Björn Fehrs.
Neues Material für Quickborner Feuerwehr: Mit Äxten, Beilen, Wannen, Hämmern, Schaufeln, Besen, Kabeln, Leitern und anderem Werkzeug und Gerätschaften für Einsätze bei Bränden und Verkehrsunfällen ist der Container ausgerüstet, zeigen die Quickborner Wehrkräfte Thorsten Wiehe (von links), Daniel Hafemann und Björn Fehrs. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Für die beiden Container mit dem Trägerfahrzeug und einem Muldenkipper-Aufsatz habe die Quickborner Wehr jetzt zusammen rund 700.000 Euro investiert. Für neue Rüst- und Löschfahrzeuge hätte sie etwa das Doppelte ausgeben müssen, erklärt Schön. Der Muldenaufsatz sei zudem wasserdicht und könnte bis zu 15.000 Liter Wasser aufnehmen, die bei Brandeinsätzen für zusätzliches Löschwasser sorgten, so Wehrführer Schön.

Weitere Container-Anschaffungen seien geplant. Dazu gehöre zum Beispiel ein Abrollbehälter Hygiene, in dem sich die Feuerwehrleute ihre kontaminierten Uniformen wechseln und sich duschen könnten. Auch mit Schleusen und neuer Schutzkleidung wären die ausgestattet. Denn Feuerwehrleute seien durch die bei einem Feuer entstehenden Rußpartikel einem erhöhten Krebsrisiko ausgesetzt.

Auch die Wedeler Feuerwehr setzt auf das Container-System

Die Freiwillige Feuerwehr Wedel mit ihren 110 Einsatzkräften hat schon vor ein paar Jahren auf das neue Container-Konzept gesetzt, erklärt der hauptamtliche Gerätewart Uwe Brandt. „Wir verfügen inzwischen über neun Abrollcontainer.“

In Quickborn: Ein Träger-Fahrzeug bringt die benötigten Abrollbehälter mit den Gerätschaften nach und nach zu den Einsatzorten, die nicht sofort im ersten Einsatz benötigt werden.
In Quickborn: Ein Träger-Fahrzeug bringt die benötigten Abrollbehälter mit den Gerätschaften nach und nach zu den Einsatzorten, die nicht sofort im ersten Einsatz benötigt werden. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Wie in Quickborn würden bei Einsätzen an der Elbe jetzt Gerätschaften für technische Hilfseinsätze und Atemschutz mit Containern zum Einsatzort gebracht. Zudem gebe es Abrollbehälter für Löschwasser und dem nötigen Material für ABC- und Öleinsätze zu Land und auf dem Wasser, erklärt Brandt.

„Dafür haben wir zwei Fahrgestelle, die die benötigten Container dorthin fahren“, sagt er. Das reiche aus, um alles rechtzeitig zum Einsatzort zu schaffen. „Man braucht nicht für alle Gerätschaften ein eigenes Fahrgestell“, erklärt Brandt. „Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht.“ Für ein Fahrzeug mit den jeweiligen Geräten müsste die Wehr sonst etwa 100.000 Euro zusätzlich investieren.

Dieser Container ist mit 26 einsatzbereiten Atemschutzgeräten ausgestattet, die im Brandeinsatz dann die leeren Sauerstoffflaschen aus den Löschfahrzeugen ablösen können und jeweils für eine halbe Stunde Atemluft sorgen.
Dieser Container ist mit 26 einsatzbereiten Atemschutzgeräten ausgestattet, die im Brandeinsatz dann die leeren Sauerstoffflaschen aus den Löschfahrzeugen ablösen können und jeweils für eine halbe Stunde Atemluft sorgen. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

In Elmshorn wird ebenfalls mit Rollcontainern gearbeitet, berichtet Wehrführerin Britta Stender. Die seien mit Gerätschaften wie Pumpen, Hebekissen oder anderen Gerätschaften ausgerüstet, die nicht sofort am Einsatzort gebraucht würden, sagt sie. „Wir haben bereits neun solcher Rollcontainer angeschafft, die mit einem Fahrzeug transportiert werden.“ Die Wehr mit ihren 140 Einsatzkräften habe gute Erfahrungen damit gemacht.

Kreisfeuerwehrverband Pinneberg: Container – „Immer mehr Kreis-Wehren machen es nach“

Auch der Kreisfeuerwehrverband, der die 50 Freiwilligen Wehren mit ihren 2811 Einsatzkräften unterstützt und ihnen Übungsmöglichkeiten bietet, setze schon seit ein paar Jahren auf Container-Lösungen, erklärt Kreiswehrführer Stefan Mohr.

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„Das ist ein gängiges Prinzip, das immer mehr Wehren im Kreis Pinneberg jetzt nachmachen. Es spart Geld und Kapazitäten.“ Die Kreisfeuerwehr verfüge über drei Fahrzeuge, um die benötigten Gerätschaften in den Abrollbehältern zu den Einsatzorten zu transportieren, erklärt Mohr.

Quickborns Bürgermeister Beckmann lobt Sparwillen seiner Feuerwehr

Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann lobt dieses wirtschaftliche Denken und Handeln seiner Wehr, die pro Jahr rund 300 Einsätze fahren müsse. „Uns ist natürlich wichtig, dass unsere Feuerwehr technisch so gut ausgerüstet ist, dass sie Leben retten kann.“ Die politischen Entscheidungsträger in der Ratsversammlung sähen das genauso und würden dafür das benötigte Geld zur Verfügung stellen.

Denn mit 43 Quadratkilometern sei Quickborn die Stadt mit der größten Fläche im Kreis Pinneberg. Zudem müsse die Wehr Brandeinsätze im Himmel- und Holmmoor fahren und bei Verkehrsunfällen auf der A7 zwischen Hamburg-Schnelsen und Henstedt-Ulzburg ausrücken, erklärt Wehrführer Schön.