Kreis Pinneberg. Die bislang kaum bekannte Tierkrankheit hat Schleswig-Holstein erreicht. Welche Tiere sie befällt, wie wir unser Vieh schützen können.

  • Bis vor drei Wochen kannte kaum einer diese Tierseuche.
  • Die Blauzungenkrankheit breitet sich aus NRW kommend in Norddeutschland aus.
  • Von der Krankheit werden vorrangig Wiederkäuer befallen.

Nun ist es doch schneller passiert als vermutet. Vor knapp drei Wochen hatte das Veterinäramt im Kreis Pinneberg lediglich eindringlich vor der Blauzungenkrankheit (BT) gewarnt und eine Impfung angemahnt. Die Seuche verbreite sich rasant in Europa und habe bereits weite Teile Deutschlands, darunter auch Niedersachsen, erreicht, hieß es noch am 19. Juli.

Jetzt hat BT die Elbe überquert. Nach ersten Fällen im Landkreis Harburg zu Wochenbeginn hat es nun Nachweise der Tierseuche in den Kreisen Steinburg, Nordfriesland und Schleswig-Flensburg gegeben.

Die Tendenz hatte sich abgezeichnet. Von ersten Auftritten in NRW Anfang Mai hatte sich die Blauzungenkrankheit in Deutschland in Richtung Nordost ausgebreitet. Am 18. Juli (Karte) hatte die Tierseuche schon das nördliche Niedersachsen erreicht.
Die Tendenz hatte sich abgezeichnet. Von ersten Auftritten in NRW Anfang Mai hatte sich die Blauzungenkrankheit in Deutschland in Richtung Nordost ausgebreitet. Am 18. Juli (Karte) hatte die Tierseuche schon das nördliche Niedersachsen erreicht. © Friedrich-Löffler-Institut | Friedrich-Löffler-Institut

Der Erreger ist für Menschen ungefährlich, kann jedoch bei Tieren wie Schafen, Rindern, Ziegen und Alpakas schwere bis tödliche Verläufe verursachen. „Wir rechnen in Kürze auch mit Fällen hier bei uns“, erklärte schon im Juli Dr. Antje Lange und legt allen entsprechenden Tierhaltern die Impfung ihres Bestandes nahe.

Seuchenbekämpfung: Blauzungenkrankheit bedeutet Leid für Tiere und wirtschaftliche Schäden

Die Leiterin des Veterinäramts im Kreis Pinneberg betont die Wichtigkeit dieser Warnung: „Mit der Impfung lassen sich sowohl erhebliches Leid bei den betroffenen Tieren als auch wirtschaftliche Schäden verhindern. Wir appellieren an alle Besitzer von Wiederkäuern, ihre Tiere schnellstmöglich impfen zu lassen.“

Das Land Schleswig-Holstein unterstützt die Impfkampagne finanziell über den Tierseuchenfonds. Fragen zur Impfung beantworten die örtlichen Haustierarztpraxen. Wichtig zu wissen: Auch wenn die Impfung nicht immer eine Infektion verhindert, schützt sie doch vor schweren Krankheitsverläufen.

Blauzungenkrankheit: Die Seuche wird durch eine Mückenart übertragen

Die Blauzungenkrankheit (BT), die erstmals in Südafrika entdeckt wurde, tritt mittlerweile weltweit auf und wurde 2006 erstmals in Europa nachgewiesen. Übertragen wird das Virus durch Gnitzen, eine Mückenart. Bemerkenswert: Von 2012 bis Ende 2018 war Deutschland offiziell frei von dieser Seuche.

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Der Status BT-frei galt eigentlich auch seit 1. Juni 2023 wieder, bis am 12. Oktober 2023 ein Ausbruch mit dem Serotyp 3 festgestellt wurde. Seitdem gelten Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Hessen als Befallgebiete. Und nun auch Schleswig-Holstein. „Noch gibt es keinen bestätigten Fall im Kreis Pinneberg“, teilt Kreis-Pressesprecherin Katja Wohlers am Montag, 12. August, mit. „Aber am Wort ,noch‘ kann man ablesen, dass wir nicht allzu optimistisch sind, dass es dabei bleibt.“

Vorbeugung: Die Impfung ist freiwillig, Beratung gibt es beim Veterinäramt

Auch der Bauernverband Schleswig-Holstein ist alarmiert. Verbandspräsident Klaus-Peter Lucht appelliert an alle Landwirte, ihre Rinder, Schafe und Ziegen gegen die Blauzungenkrankheit impfen zu lassen. „Die Impfung bietet einen wirksamen Schutz vor schweren Verläufen der Blauzungenkrankheit. Landwirte sollten ihre Tiere nun ganz besonders beobachten. Im Verdachtsfall sind der Tierarzt und das zuständige Veterinäramt zu informieren.“

Tierhalter sollten die freiwillige Impfung in Anspruch nehmen, um ihre Bestände zu schützen und der Ausbreitung der Krankheit entgegenzuwirken. Weitere Fragen beantworte Frau Dr. Lange per E-Mail an vetamt@kreis-pinneberg.de oder unter Telefon 04101/45 02 22 16.