Elmshorn/Moorrege. In Hamburg drohten Kinder zu ertrinken. Schwimmaufsichten richten Appell an Eltern. Diese Regeln sind im Freibad unbedingt zu beachten.

In Hamburg sind kürzlich zwei Kinder in Freibädern im Wasser verunglückt – und konnten glücklicherweise reanimiert werden. Auch im Kreis Pinneberg sind bei gutem Wetter die Freibäder gut gefüllt. Wie steht es um die Sicherheit in den Badestellen der Region? Welche Tipps sollten Kinder und Eltern befolgen, um gefahrlose Stunden in den Freibädern verbringen zu können?

Was einige mitunter vergessen: Auch in einem Schwimmbad wird die Aufsichtspflicht der Eltern oder der Erwachsenen, die mit Kindern ins Bad kommen, nicht an die Schwimmaufsicht übertragen. Gesetzlich gilt: Kinder müssen stets von ihren Erziehungsberechtigten im Blick behalten werden.

Rettungskette im Badepark Elmshorn: Im Notfall wird das Schwimmbecken geräumt

„Wir hatten einen Fall: 3000 Gäste im Bad, eine Mutter kommt zu uns und sagt, dass ihre vierjährige Tochter seit zehn Minuten verschwunden sei. Sie könne nicht schwimmen“, erzählt Jürgen Gerweler, Badebetriebsleiter im Badepark Elmshorn. Das Kind konnte glücklicherweise kurz darauf wohlbehalten aufgefunden werden.

Generell werde in solchen Notfallsituationen eine Rettungskette abgearbeitet. „Es gibt Durchsagen, in denen der Name des Kindes genannt wird. Nach zwei bis drei Minuten erfolgloser Suche müssen dann alle Gäste die Schwimmbecken verlassen, um zu schauen, ob sich die vermisste Person unter Wasser befindet“, so der 55 Jahre alte Gerweler, der seit 2015 die Verantwortung im Elmshorner Freibad trägt. Oftmals würden vermisste Kinder auf dem Spielplatz oder am Kiosk wieder „auftauchen“.

Eltern schauen lieber aufs „Handy und Tablet“ als nach ihren Kindern

Generell ist es aus Sicht des Bademeisters aber schon so, dass die Besucher in Elmshorn aufeinander Acht geben würden und beispielsweise Kinder, die augenscheinlich ohne Betreuung über das Gelände laufen, von aufmerksamen Badegästen zur Schwimmaufsicht gebracht werden.

Der Badepark Elmshorn punktet unter anderem mit einer großen Wasserrutsche.
Der Badepark Elmshorn punktet unter anderem mit einer großen Wasserrutsche. © Badepark Elmshorn | Badepark Elmshorn

Es käme immer mal wieder vor, dass allzu sorglose Eltern, die sich hoch konzentriert mit „Handy und Tablet“ beschäftigen, auf ihre Aufsichtspflicht hingewiesen werden müssten, wenn die Kinder noch Nichtschwimmer oder Anfänger sind. Doch Gerweler spricht da von „Einzelfällen“.

Betriebsleiter Gerweler: „Vielen Eltern ist einfach nicht bewusst, welche Konsequenzen drohen“

„Vielen Eltern ist einfach nicht bewusst, welche Konsequenzen drohen. Kinder, die nicht schwimmen können, dürfen niemals allein gelassen werden“, sagt er. Sollte es keine Einsicht geben, sind die Schwimmaufsichten befugt, die Uneinsichtigen des Freibads zu verweisen. Bei einer Verweigerung kann sogar die Polizei angefordert werden, die – theoretisch – auch dem Jugendamt eine Kindeswohlgefährdung melden könnte.

Badepark Elmshorn: Jürgen Gerweler ist der Badebetriebsleiter.
Badepark Elmshorn: Jürgen Gerweler ist der Badebetriebsleiter. © Paulina Bonkowski | Paulina Bonkowski

Schwimmflügel können auch direkt im Bad am Krückaupark geliehen werden, es werden auch Schwimmwesten verkauft. Gerweler rät zudem dazu, dass Kinder so schnell wie möglich eine Schwimm-Ausbildung absolvieren sollten, um die Gefahr des Ertrinkens zu minimieren.

Die Schwimmaufsicht im Badepark Elmshorn besteht bei Normalbetrieb aus drei Personen, bei voller Auslastung seien es laut Gerweler „vier bis fünf Fachkräfte“. „Unser Team ist ausreichend besetzt mit Voll- und Teilzeitkräften sowie Rettungsschwimmern der hauseigenen Sauna“, sagt er. Dies liege vor allem daran, dass eigener Nachwuchs ausgebildet werde. Übrigens: Der Ausbildungsplatz „Fachangestellter für Bäderbetriebe“ beim Schwimmbadbetreiber Stadtwerke Elmshorn zum 1. August ist noch frei.

Kreis Pinneberg: DLRG mahnt mit einfachen Baderegeln vor Gefahrensituationen

Mit einfachen Baderegeln versucht der Kreisverband Pinneberg der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) auf seiner Homepage, das richtige Verhalten aller Besucher in Freibädern zu verdeutlichen. Die zehn Badegebote sind kindgerecht illustriert als Comic mit gelben Enten. Doch diese Verhaltensmaßnahmen gelten selbstverständlich auch für Erwachsene.

Das Naturbad Oberglinde in Moorrege wird vom DLRG-Team Uetersen bewacht.
Das Naturbad Oberglinde in Moorrege wird vom DLRG-Team Uetersen bewacht. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

Regel Nummer eins lautet: „Ich gehe nur ins Wasser, wenn ich mich gut fühle.“ Ebenfalls wichtig: Der Gang ins Wasser soll nur angetreten werden, wenn andere dort helfen könnten. Also andere Badegäste und/oder eine Schwimmaufsicht. Nur bei echten Problemen solle laut nach „Hilfe!“ gerufen werden – dabei sollen möglichst zusätzlich die Arme geschwenkt werden. Andere Schwimmer sollen ebenfalls ein Auge darauf haben, wenn jemand in Not gerät. Bitte niemals nach Hilfe rufen, wenn es keine ernste Situation ist.

Kinder sollten immer ihren anwesenden Eltern Bescheid geben, wenn sie ins Wasser gehen. Die fünfte Regel besagt, dass niemand sich mit Hunger – oder direkt nach dem Essen – in die Fluten stürzen sollte. Ebenfalls wichtig: Immer vorab abkühlen, ehe es ins Wasser geht.

Das sind die Freibäder im Kreis Pinneberg und Umland.
Das sind die Freibäder im Kreis Pinneberg und Umland.

Die siebte Regel: „Ich gehe nur da baden, wo es erlaubt ist. Ich springe nur da ins Wasser, wo das Wasser tief und frei ist.“ Zudem solle aufeinander Acht und Rücksicht gegeben werden, keiner solle etwa unter Wasser gedrückt werden. Schwimmflügel, Schwimmtiere und Luftmatratzen seien laut DLRG nicht sicher und schützten nicht vor dem Ertrinken. Und auch bei Gewitter ist das Baden im Freien strengstens untersagt.

Naturbad Oberglinde: Mindestens zwei DLRG-Kräfte sorgen für Sicherheit

Im Naturbad Oberglinde in Moorrege sind für die Badegäste stets mindestens zwei Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter der DLRG Region Uetersen vor Ort, um große und kleine Schwimmer im See und am Land im Blick zu behalten – und das ehrenamtlich. Der See steht zwischen Mai und September Bade-Fans offen.

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Insgesamt gebe es laut Schwimmaufsicht Johanna Hamdorf (23) für das Bad an der Tonkuhle gut 20 DLRG-Kräfte, die mindestens eine Ausbildung zum Rettungsschwimmer haben. „Es kommen schon viele junge Familien, aber auch jede Menge Stammgäste“, sagt die Studentin. An heißen Sommertagen seien bis zu 1000 Gäste vor Ort.

Kreis Pinneberg: In den Sommerferien – Badesee in Moorrege ist zwischen 9 und 20 Uhr geöffnet

In den Sommerferien ist der bewachte Badesee täglich zwischen 9 und 20 Uhr geöffnet. Teilweise werden Schichten aufgeteilt, doch oft sei eine Person auch die gesamten elf Stunden vor Ort. „Die Schichten an den Wochenenden können problemloser belegt werden als unter der Woche. Im Team gibt es auch einige Studenten aus Kiel. Für die ist es da schon schwierig, zum Beispiel um 15 Uhr in Moorrege zu sein“, so Hamdorf.

Sie selbst ist bereits im zehnten Jahr Aufsicht am Naturbad – es habe während ihrer Schichten bisher keinerlei heikle Notsituationen gegeben. Manchmal käme es lediglich vor, dass Kinder, die nicht schwimmen können, auf einem Stand-up-Paddle-Board den Nichtschwimmer-Bereich verlassen könnten – und daher von der Aufsicht darauf hingewiesen werden müssten. „Die Besucher kennen sich hier meist aus, weil sie größtenteils regelmäßig hier sind. Die Eltern nehmen ihre Aufsichtspflicht für ihre Kinder ernst“, sagt Hamdorf.