Kreis Pinneberg. Jugendliche aus dem Kreis Pinneberg fordern Minister auf, den Zehn-Minuten-Takt von und nach Pinneberg am Wochenende länger zu planen.

Sie nutzen die S-Bahn, um zur Schule zu kommen, Freunde zu besuchen, einzukaufen, Sport und Spaß in der Großstadt zu genießen. Sie, das sind allein im Hamburger Verkehrs-Verbund (hvv) etwa 100.000 Schüler. Und diejenigen unter ihnen, die im Kreis Pinneberg leben, sind alarmiert, und zwar über die Pläne der Landesregierung, den erst vor Kurzem erkämpften durchgängigen Zehn-Minuten-Takt von und nach Pinneberg zu verlieren.

Um diesen für Dezember angekündigten Plan noch zu verhindern, haben zwei Jugendbeiräte einen Brandbrief an Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) geschrieben. Hinter dem Schreiben stehen die gewählten Vertreter der Kinder- und Jugendbeiräte aus Halstenbek und Rellingen. Sie freuen sich zwar, dass Madsens Ministerium aufgrund der Proteste von Bürgermeistern aus dem Kreis Pinneberg bei den Kürzungsplänen bereits ein Stückchen zurückgerudert sei. Madsens Ministerium hatte angekündigt, die S3 zumindest freitags statt nur bis 20 Uhr zwei Stunden länger im Zehn-Minuten-Takt fahren zu lassen.

Jugendliche wollen Zehn-Minuten-Takt mindestens aufs Wochenende verlängern

Die Jugendlichen können die Argumentation nachvollziehen, dass gespart werden muss. Deshalb plädieren sie für einen Kompromiss. In dem Brandbrief heißt es: „Allerdings möchten wir uns deutlich dafür aussprechen, dass auch am Wochenende die S3 bis um 22 Uhr im Zehn-Minuten-Takt fährt.“

Die Kürzung der Taktung der S3 halten die Jugendlichen allerdings grundsätzlich für den „völlig falschen Ansatz“. Das begründen sie mit dem Klimawandel und dem grundsätzlichen Vertrauen in die Politik für die Jugendlichen. Wörtlich schreiben sie: „Der Klimawandel ist ein Thema, welches uns täglich in den Nachrichten begleitet. Immer von der Frage gefolgt, wie können wir ein nachhaltigeres Leben führen und somit das Voranschreiten des Klimawandels verhindern.“

„Sie wirken effektiv der Verkehrswende entgegen“

Eine wichtige Antwort auf das Problem Klimawandel sei die Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und der Verzicht auf das Auto. Jacob Stocker, Vorsitzender des Rellinger Beirats, und Hans Paul Mittelkoop, Chef der Halstgenbeker Organisation, erklären in dem Brief: „Durch ihren Entschluss, die Taktung der S3 zu verschlechtern, wirken sie effektiv der Verkehrswende entgegen. Einerseits durch die längeren Wartezeiten und andererseits, da man sich durch überfüllte Bahnen unwohler fühlt.“

„Jugendliche fühlen sich nicht von der Politik gehört und verlieren dadurch das Vertrauen in die Politik“, weisen die Jugendbeiräte auf die Wirkung der Nachricht hin. „Immer mehr Jugendliche neigen dazu, undemokratische und rechtsextremistische Parteien wie die AFD zu wählen. Dies hat die Europawahl am 09. Juni dieses Jahres gezeigt, wo 16 Prozent der Jugendlichen die AFD gewählt haben. Es sollte im Interesse ihrer und der anderen demokratischen Parteien sein, dafür zu sorgen, dass sich die Stimmung bei den Jugendlichen nicht weiter verschlechtert und damit diesen Trend zu stoppen.“

„Die Politik muss mehr auf die Jugendlichen zukommen“

Die Politik müsse stattdessen „mehr auf die Jugendlichen zukommen“. Durch die Verschlechterung der Taktung der S3 handele es sich aber „wieder mal um eine Entscheidung, wo sich die Politik von den Jugendlichen abwendet“.

„Wir Jugendlichen sind regelmäßige Nutzer der S3. Wir fahren mit der S-Bahn, um uns mit Freunden zu treffen, um zum Sport zu gelangen oder um mit Freunden nach Hamburg zu fahren. Durch die Verschlechterung der Taktung der S3 verlieren wir an Lebensqualität“, klagen die Jugendvertreter. Das gelte nicht nur, weil alle länger auf die Bahn warten müssten, sondern auch dadurch, dass die Züge danach viel zu stark belastet seien.

Mehr zum Thema

Im Brandbrief heißt es: „Dies führt dazu, dass sich das Sicherheitsempfinden und das Wohlbefinden der Jugendlichen während einer S-Bahn-Fahrt verschlechtert. Die Jugendlichen werden wieder vermehrt aufs Auto zurückgreifen. Vor allem im Hamburg, wo sowieso schon sehr viel KFZ Verkehr fährt, ist dies nicht vom Vorteil.“

Mittelkoop und Stocker fassen zusammen: „Aus diesen Gründen fordern wir, dass die S3 auch an Wochenenden von 8 bis 22. Uhr im Zehn-Minuten-Takt fährt.“