Kreis Pinneberg. Beachvolleyballerin Laura Ludwig und Reiterin Janne Friederike Meyer-Zimmermann über ihre Ambitionen und die Rolle des Geldes im Sport.
Sie dürften die beiden bekanntesten aktiven Leistungssportlerinnen des Kreises Pinneberg sein: Beachvolleyballerin Laura Ludwig (38), wohnhaft in Halstenbek, und Springreiterin Janne Friederike Meyer-Zimmermann (43) mit ihrer Reitanlage in Pinneberg-Waldenau. Beide eint der Wunsch, im August an den Olympischen Spielen in Paris teilzunehmen. Wobei Laura mit ihrer Duo-Partnerin Louise Lippmann Anfang Juni die Qualifikation bereits geschafft hat, während Janne noch bangen muss. Eine langwierige Verletzung ihres Spitzenpferdes Messi im vergangenen Jahr warf sie im Ranking zurück.
Olympia 2024: Die Mühen der Qualifikation für die Spiele in Paris
Das Hamburger Abendblatt brachte die Top-Sportlerinnen, die einander bis dato nie begegnet waren, zu einem Interview auf dem Hof Waterkant der Springreiterin zusammen.
Hamburger Abendblatt: Die Teilnahme an Olympischen Spielen gilt als Nonplusultra für Leistungssportler. Trifft das auch noch beim fünften Mal zu, Laura?
Ludwig: Ja, klar. Sonst würde ich den ganzen Aufwand wohl kaum betreiben. In unserer Sportart zieht sich die Qualifikationsphase über zwei Jahre hin, das kostet sehr viel Energie. So war die Erleichterung groß, als wir durch einen Sieg gegen unsere unmittelbaren Kontrahentinnen in Ostrava endlich das Ticket für Paris ergattert hatten. Anschließend haben wir noch drei Spiele gemacht, dann wollten Kopf und Körper nicht mehr. Wir mussten erst einmal zehn Tage pausieren, um die Akkus aufzuladen.
Die Erfolge der Pinneberger Weltklasse-Sportlerinnen
Zusammen haben Beachvolleyballerin und Springreiterin zahllose Erfolge auf internationalem Parkett vorzuweisen.
Laura Ludwig holte 2016 in Rio de Janeiro den Olympiasieg und 2017 den Weltmeistertitel. Außerdem war sie bisher viermal Europameisterin und siebenmal deutsche Meisterin. Sie wurde 2016 und 2017 zusammen mit Kira Walkenhorst zur Mannschaft des Jahres und 2020 zu „Legenden des Jahrzehnts“ erklärt.
Janne Friederike Meyer-Zimmermann wurde mit der deutschen Equipe 2010/2011 sowohl Welt- wie Europameisterin und startete 2012 bei den Olympischen Spielen in London. Sie gewann diverse Große Preise, darunter den von Aachen und kürzlich das Global-Champions-Springen im französischen Cannes. Zweimal wurde sie in Deutschland zum „Rider of the Year“ und 2012 in Schleswig-Holstein zur „Sportlerin des Jahres“ gekürt.
Sie, Janne, waren zuletzt 2012 in London dabei. Leider lief es damals nicht so wie erhofft.
Meyer: Naja, zunächst mal war es toll, überhaupt dabei zu sein, zumal an der speziellen Austragungsstätte, dem königlichen Greenwich Park. Sportlich war es natürlich eine Enttäuschung. Als amtierende Mannschaftsweltmeister hatten wir eigentlich fest mit einer Medaille gerechnet, erreichten dann aber nicht einmal den zweiten Umlauf des Nationenpreises. Mein Traum von Olympia ist damit aber nicht ausgeträumt.
Sie galten lange Zeit als nahezu chancenlos, doch durch den sensationellen Sieg mit dem zwölfjährigen Wallach Messi bei der Global-Champions-Etappe kürzlich in Cannes sieht die Sache plötzlich anders aus.
Meyer: Ja, schon. Aber für Olympia stehe ich nach wie vor nur auf der Longlist und gehöre nicht zu den heißesten Kandidaten für Paris. Mir fehlen einfach die Vorergebnisse, weil ich im vorigen Jahr überhaupt nicht habe punkten können, nachdem Messi sich schon im Mai ausgerechnet beim Derby in Hamburg eine Verletzung zugezogen hatte.
Aber die Leistungen der vergangenen Wochen sprechen für Sie. Bundestrainer Otto Becker wird doch bei der endgültigen Nominierung die aktuelle Form nicht außer Acht lassen können.
Janne muss abwarten, ob es mit Olympia klappt
Meyer: Mag sein, aber viele andere Reiter haben über eine lange Zeitspanne konstant gute Leistungen vollbracht, und was die sich erarbeitet haben, kann man ja nicht einfach ausblenden. Erschwerend kommt hinzu, dass nur vier Paare statt früher fünf bei den Spielen starten dürfen. Am Ende ist es eine Auslegungssache. Ich kann nur abwarten und versuchen, weiter Topresultate zu liefern. Ich lebe in der Realität, dass es möglicherweise nicht reichen wird für Messi und mich.
Den Nominierungsstress haben Sie zum Glück hinter sich, Laura, wobei es in diesem Jahr nicht ganz so rund lief, wie es eigentlich beabsichtigt war.
Ludwig: Das sehe ich nicht so kritisch. Insgesamt haben wir bislang eine gute Saison abgeliefert, vor allem wenn man berücksichtigt, dass wir ja erst seit zwei Jahren zusammen sind und Louisa vorher nie im Sand, sondern nur in der Halle Volleyball gespielt hat. Das sind zwei völlig unterschiedliche Disziplinen. Hinzu kam, dass unsere Konkurrentinnen Borger/Ittlinger sich in diesem Jahr krass gesteigert haben, unerwartet gute Ergebnisse einfuhren und uns immer näher rückten. Das wurde dann schließlich zum Nervenkrieg, sodass wir gleich mehrere enge Partien auf der Weltserie in dritten Sätzen abgegeben haben, ehe wir dann im direkten Aufeinandertreffen in Ostrava den Sack zumachen konnten.
Man hört, sie wären zeitweise durch gesundheitliche Probleme gehandicapt gewesen.
Laura Ludwig: Momentan fühle ich mich ziemlich leer im Kopf“
Ludwig: Nein, außer einem obligatorischen Schnupfen und leichten Alterserscheinungen war da nichts.
Werdet ihr in Paris in Bestform antreten können?
Ludwig: Das kann ich noch nicht sagen. Momentan fühle ich mich noch ziemlich leer im Kopf. Wir haben zwar schon im vorigen Jahr bewiesen, dass wir auch Medaillen gewinnen können, aber daraus den Anspruch auf einen Podestplatz bei Olympia abzuleiten, das wäre anmaßend. Entscheidend wird sein, ob wir unsere Synapsen in den entscheidenden Situationen richtig schalten können.
Wir reden ja hier über professionellen Sport, in dem das Geld eine immer größere Bedeutung erfährt. Inwieweit spielen die Teilnahme an den und das Abschneiden bei den Olympischen Spielen auch eine finanzielle Rolle?
Ludwig: Unmittelbar keine, sieht man einmal von den Prämien, die der DOSB ausschüttet ab. (Für Gold gibt es 20.000 Euro, für Silber 15.000 Euro und für Bronze 10.000 Euro – d. Red.) Fürs Image ist es natürlich äußerst wertvoll, wenn man bei den Spielen ein herausragendes Ergebnis erzielt. Vor dem Hintergrund fällt es leichter, Sponsoren zu finden oder etwa für Vorträge gebucht zu werden. Auf Olympia schauen eben nicht nur Sportinteressierte, sondern auch die Wirtschaft.
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Meyer: Da wir ja den Reitsport im Wesentlichen durch Einnahmen aus Kooperationen mit Sponsoren und den Verkauf von Pferden finanzieren, sind Erfolge in weltweit beachteten Wettbewerben natürlich wichtig. Woran sonst sollten sich potenzielle Geschäftspartner orientieren? Erfolg ist grundsätzlich ein guter Hinweis darauf dafür, dass man von der Materie etwas versteht.
Kein Interview in diesen Zeiten ohne Frage zur Fußball-EM. Sie, Laura, sind mit einem gebürtigen Schotten verheiratet. Wie hat sich das beim Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland dargestellt?
Ludwig: Mein Mann hatte sich eigens einen Kilt, also so einen Schottenrock, angezogen. Er hat dann aber ziemlich schnell eingesehen, dass sein Team gegen die Deutschen eingehen würde.