Kreis Pinneberg. Szenario Blackout: Kreis Pinneberg hat Info-Flyer erarbeitet, der Tipps zur Selbstvorsorge gibt. 31 Notfall-Infopunkte eingerichtet.
Politik und Verwaltung haben sich zu einem Aufruf an die Bevölkerung zusammengetan, Selbstvorsorge für akute Krisenfälle zu betreiben. Praktisch alle hauptamtlichen Bürgermeister und Amtsdirektoren haben jetzt gemeinsam im Kreishaus plädiert, für den Fall vorzusorgen, dass es einen kompletten Stromausfall („Blackout“) im Kreis Pinneberg geben sollte.
Dazu hat ein Krisenteam aus Kreisverwaltung und Kommunen einen Flyer mit den wichtigsten Ratschlägen erarbeitet, die jetzt in den Rathäusern ausliegt und auch auf der Homepage des Kreises aufgerufen werden kann. „Wenn ein totaler Stromausfall ist, geht nichts mehr“, warnt Landrätin Elfi Heesch. „Kein Licht, kein Telefon, kein Handy, kein Kühlschrank, kein Bargeld, kein Einkaufen – es ist kein normaler Alltag mehr.“
Landrätin Heesch: Ein Blackout erscheint zurzeit unwahrscheinlich, ist aber jederzeit möglich
Und niemand solle auf die Idee kommen, mit dem Auto zu fahren. „Denn auch die Tankstellen werden dicht sein und nur ein paar wenige Nottankstellen ausschließlich für die Hilfsorganisationen zur Verfügung stehen“, ergänzt der für den Bevölkerungsschutz zuständige Fachbereichsleiter Robert Schwerin. Er rät in solchen Notfällen: „Bleiben Sie zu Hause. Bewahren Sie Ruhe und kümmern Sie sich um Ihre Familie und Ihre Nachbarn.“
Auch wenn ein solches Blackout-Szenario im Moment sehr unwahrscheinlich erscheint, sei es „jederzeit möglich“, sagt Landrätin Heesch. „Zurzeit bei der Fußball-Europameisterschaft, Sommer mit ab und zu Sonne ist dieses Thema weit weg von den Menschen.“
Einen Vorrat an lang haltbaren Lebensmitteln und wichtigsten Medikamenten sollte in jedem Haushalt sein
Gleichwohl sollten sie sich schon heute absichern und selbst vorsorgen, indem sie sich einen Proviant an haltbaren Lebensmitteln und wichtigen Medikamente für einen solchen Ernstfall besorgten. Sie habe ihn bei sich zu Hause angeschafft, auch wenn ihr Mann sie dabei komisch angeschaut und gefragt habe: „Was ist denn mit dir los?“
Aber bei einem solchen totalen Blackout oder Krisenfall müssten sich die Bürgerinnen und Bürger darauf einstellen, dass sie erst einmal alleine helfen müssten, bis die Maschinerie der Hilfsorganisationen von Feuerwehr, THW oder DRK so richtig angelaufen sei, sagte Fachbereichsleiter Schwerin. „Eine Woche lang sollte darum jeder allein auskommen können. Das entlastet auch die Hilfskräfte.“
29 Städte und Gemeinden im Kreis Pinneberg haben bereits 31 Notfall-Infopunkte eingerichtet
Zwar hätten bereits 29 der 49 Städte und Gemeinden im Kreis Pinneberg sogenannte Notfall-Infopunkte in ihren Schulen, Rat- oder Gemeindehäusern eingerichtet, an die sich die Einwohner in einer solchen Krise wenden könnten. Diese seien aber im Wesentlichen dazu gedacht, sich zu informieren, mit anderen zu kommunizieren, vielleicht ein wenig aufzuwärmen oder einen heißen Tee im Winter zu trinken.
„Mit einem warmen Essen können wir unsere Bürgerinnen und Bürger dort nicht versorgen“, bittet Bürgermeister Rolf Tewes vom 600 Einwohner zählenden Dorf Bevern um Verständnis. Seine Gemeinde habe dafür jetzt ein Notstromaggregat für 12.000 Euro angeschafft. „Damit könnten wir uns mit den Dieselvorräten in unserem Dorf etwa eine Woche lang über Wasser halten.“
Was ihm Sorgen bereite, sei die Abwasserentsorgung, sagte Tewes. 35 Pumpwerke erledigten das in Bevern. Ohne Strom liefen die natürlich auch nicht. „Zumindest haben wir dafür noch die Güllewagen unserer Landwirte.“
Diese Notfall-Infopunkte sind keine Zufluchtsorte, sondern sollen der Information der Bürger dienen
Die Notfall-Infopunkte seien aber noch im Aufbau, erklärte Elmshorns Bürgermeister Volker Hatje, warum seine Stadt erst einen, Rellingen aber bereits drei eingerichtet habe. „Das wird jetzt stadtteilbezogen möglichst in unsern Schulen sukzessive aufgebaut.“ Dafür müssten aber noch notwendige Gerätschaften angeschafft und das Personal geschult werden.
„Aber im richtigen Ernstfall können das nur Kommunikationsorte zur ersten Information sein“, warnt Hatje. „Zuflucht für alle unsere 50.000 Einwohner werden wir dort nicht schaffen können.“
Die genauen Standorte dieser Notfall-Infopunkte, die es bald in jedem Ort des Kreises Pinneberg geben soll, sind im Internet auf der Seite: www.sei-bereit.kreis-pinneberg.de zu erfahren. Dort gibt es auch weitere Informationen wie auf den Flyern, was unbedingt zur Krisenvorsorge jedes einzelnen gehören sollte. Das beinhalte auch einen Rucksack mit den wichtigsten Dokumenten fertig gepackt zu haben, falls man schnell und sofort das Haus verlassen müsste, rät Fachbereichsleiter Schwerin.
Fachbereichsleiter Schwerin: Wichtige Dokumente parat haben, falls eine Evakuierung droht
„Das muss gar kein Blackout sein. Das kann auch ein Hausbrand in der Nachbarschaft sein, der dazu führt, dass Ihr Haus evakuiert werden muss.“ In Barmstedt mussten jüngst einige Tausend Menschen ihre Häuser verlassen, weil eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft wurde.
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Darüber hinaus sollten es Nahrungsmittel sein, die notfalls einige Monate haltbar sind, wie Konserven, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Reis, Nudeln, Knäckebrot, Zucker oder H-Milch. Zudem sollten sich die Bürgerinnen und Bürger möglichst immer einen Notvorrat an Trinkwasser anlegen und Bargeld, Medizin, Kerzen, Hygieneartikel, batteriebetriebene Radios mit Ersatzbatterien, Campingkocher und Holz für einen Kamin, falls vorhanden, im Haus haben, heißt es in dem Notfall-Flyer.
Dieses Merkblatt liegt jetzt in allen Kommunen des Kreises Pinneberg zur Abholung in den Rathäusern und Gemeinde- und Amtsverwaltungen bereit.
Als nächstes soll Vorsorge gegen Starkregenfälle getroffen werden
Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Kreis sowie den Städten und Gemeinden für Krisenfälle, die jetzt zu diesem Blackout-Flyer für die Bevölkerung und die Einrichtung der Notfall-Infopunkte geführt hat, soll weiterlaufen. „Wir wollen uns als Nächstes auf Klimakrisen wie Starkregenfälle, Stürme, schwere Unwetter vorbereiten“, kündigt Krisenmanager Schwerin an. „Das ist in den vergangenen Jahren hier im Kreis Pinneberg vernachlässigt worden.“