Tornesch. Winfried Frankenberger ist Dauerbrenner bei den Prüfungen. Wer es ihm gleichtun will, kann es in Elmshorn auf der Roadshow testen.
Die Null, die hat er noch vollmachen wollen. Doch nun möchte Winfried Frankenberger endlich kürzertreten. Und das kann sich der 88-Jährige auch wirklich erlauben, denn geleistet hat der Tornescher allemal genug. Und zwar viel mehr, als der Großteil Gleichaltriger und auch Jüngerer fertiggebracht hat oder absehbar noch wird. Winfried Frankenberger ist jetzt im Haus des Sports in Kiel für die erfolgreiche Absolvierung seiner 70. Sportabzeichenprüfung ausgezeichnet worden. Beim Stopp der Roadshow können ihm am Freitag mitten in Elmshorn weitere Anwärter folgen.
Das Deutsche Sportabzeichen hat den Status eines Ordens. Und ein wenig Stolz darauf ist auch herauszuhören, wenn der seit 56 Jahren verheiratete Vater zweier Töchter über seine Beständigkeit im Sport spricht. Mit Recht, wie auch Barbara Ostmeier befindet: „Das Deutsche Sportabzeichen ist das einzige staatliche Ehrenzeichen weltweit, das für sportliche Leistungsfähigkeit und überdurchschnittliche Fitness verliehen wird. Es genießt eine große Akzeptanz in der Bevölkerung“, betont das Vorstandsmitglied im Landessportverband aus Hetlingen.
Sportabzeichen: Im 18. Lebensjahr absolviert Frankenberger seine erste Prüfung
Dabei hatte der damals 18-Jährige gewiss noch nicht an diese rekordverdächtige Zahl gedacht, als er 1953 zum ersten Mal die Anforderungen für diesen Sportlerorden erfüllte. Als Sechsjähriger war der gebürtige Berliner von seinen Eltern erstmals an den Sport herangeführt worden. Doch in den letzten Kriegswochen musste die Familie aus der Hauptstadt fliehen, ging nach Uetersen, wo der Großvater in einer Sattlerei arbeitete.
Nach Kriegsende war erst einmal nicht an organisierten Sport zu denken. Als das dann durch die britische Verwaltung wieder gestattet wurde, stieg auch Winfried Frankenberger wieder ein, nur um dann sofort wieder herausgerissen zu werden. „Als ich 13 Jahre alt war, starb mein Vater plötzlich“, erinnert sich das langjährige Mitglied im TSV Uetersen. „Da hat mir meine Mutter dann beigebracht, dass ich mit dem Vereinssport aufhören müsse, weil sie die Beiträge nicht bezahlen könne.“
Drei Tage vor Weihnachten muss Frankenberger zum Langstreckenlauf antreten
Aber auch die harte Zeit ging vorüber. Und als in besagtem Jahr 1953 in Hamburger das erste Deutsche Turnfest nach Kriegsende stattfand, da absolviert der junge Mann kurz vor seiner Volljährigkeit die erste Sportabzeichenprüfung. Dass er dann aber zu einem echten Dauerbrenner werden würde, das war für Frankenberger zu dem Zeitpunkt noch nicht absehbar.
„Der Ehrgeiz, dabeizubleiben, der kam erst, als ich so 15 oder 16 Prüfungen hinter mir hatte“, blickt der studierte Maschinenbauer zurück. „Da rief mich drei Tage vor Weihnachten der Herr Großmann, der Sportabzeichenverantwortliche vom TSV Uetersen, an und sagte mir, dass ich für das Jahr noch keine Langstrecke absolviert hätte. Als ich meinte, dass es dafür ja nun wohl zu spät sei, hieß es nur ,Ach was!‘. Wir sind auf die Bahn, ich bin gelaufen und habe so auch für das Jahr mein Sportabzeichen erhalten. Und seitdem wollte ich nicht mehr aussetzen.“
Im Laufe der Zeit erwirbt der „Dauerbrenner“ auch die Prüfungslizenz
Dieser „Zündfunken“ führte dazu, dass Winfried Frankenberger auch selbst die Prüfungslizenz erwarb. Wie vielen Aktiven er zum Sportabzeichen verholfen hat, das weiß er nicht mehr. Aber der Wille dabeizubleiben, der hat ihn stets begleitet.
Alles Einstellungssache. „Eine Aufgabe, die man einmal übernommen hat, die bringt man gefälligst auch fertig“, sagt Frankenberger, muss nun aber doch akzeptieren, dass die Jahre auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen sind. „Die Gesundheit lässt weitere Sportabzeichenprüfungen nicht mehr zu; und ich hab ja auch noch einen Garten, in dem es viel zu tun gibt.“
Der 88-Jährige beobachtet ein nachlassendes Interesse am Sportabzeichen
Als Prüfer hat Winfried Frankenberger mittlerweile den Eindruck gewonnen, „dass das Interesse am Sportabzeichen ein wenig zurückgegangen ist“. Ein Trend, dem nun die Sparkassen-Finanzgruppe als langjähriger und beständiger Förderer des Breitensports entgegenwirken möchte.
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Um auf das Deutsche Sportabzeichen aufmerksam zu machen, richten die Sparkassen in diesem Jahr eine deutschlandweite Roadshow aus. Im Zentrum steht dabei ein riesiger Truck, der sich zu einer großen Eventfläche für sportliche Wettkämpfe entfalten lässt und Raum für Informationen über die Bedeutung des Fitnessordens bietet.
Sparkasse Elmshorn ist am 10. Mai Gastgeber der bundesweiten Sportabzeichen-Roadshow
Am Freitag, 10. Mai, steuert dieser mobile Sportplatz Elmshorn an. Von 10 bis 17 Uhr können Besucherinnen und Besucher jeder Altersklasse auf dem Alten Markt, mitten in der City, große sportliche Momente erleben und sich mit Athleten aus dem Team Deutschland messen.
Im Standweitsprung gilt es zum Beispiel, die Weite des Paralympics-Silbermedaillengewinners Léon Schäfer zu schlagen. Wer die Leistung von Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul übertreffen möchte, kann dies beim Medizinball-Wurf versuchen. Und zum persönlichen Fitness-Check lockt ein Sprint-o-Mat. So viel Einsatz wird mit großen und kleinen Gewinnen sowie mit Erinnerungsfotos belohnt.