Pinneberg. Nach dem Titel wappnen sich die Basketballvereine im Kreis Pinneberg für einen Ansturm. Welche Probleme das mit sich bringt.
Nicht nur die Sportler auf dem Feld, auch die TV-Quoten waren meisterlich. Mit 35 Prozent Marktanteil – in der Altersgruppe 14 bis 49 Jahre sogar 44 Prozent – haben die deutschen Basketballer beim umjubelten Gewinn des WM-Titels gegen Serbien alle anderen medialen Angebote des Tages weit in den Schatten gestellt.
Der Triumph folgte auf das bereits jetzt legendäre Halbfinale, in dem das deutsche Team um Kapitän Dennis Schröder den Topfavoriten USA aus dem Turnier geworfen und schon da eine Welle der Euphorie in Deutschland ausgelöst hatte.
Basketball: Deutschland wird erstmals Weltmeister – Komm jetzt der Boom?
Der WM-Titel ist der erste seiner Art für Deutschland seit Bestehen des Basketballsports und das beste Ergebnis seit dem Gewinn der Europameisterschaft im Jahr 1993. Kommt jetzt der große Basketball-Boom, ähnlich wie es in der Vergangenheit nach großen Gewinnen im Fußball oder Handball war? Ist der Kreis Pinneberg für einen möglichen Basketball-Boom gerüstet? Das Abendblatt hat sich umgehört.
Basketball: EMTV verzeichnet erhöhte Nachfrage seit der WM
„Wir merken jetzt schon einen Zuwachs seit dem Beginn der Weltmeisterschaft“, sagt Jan-Ove Stukenburg, Abteilungsvorstand des Elmshorner MTV. „Wir sind aktuell in einer Phase des Jahres, wo wir durch den Schulanfang generell mehr Anfragen bekommen. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass es in den kommenden Wochen noch mehr wird.“
Ein besorgniserregender Aspekt sind jedoch die bereits jetzt knappen Hallen- und Trainerkapazitäten. „Hallenzeiten und Übungsleiter sind bei uns immer ein großes Problem“, sagt Basketballcoach Stukenburg. „Wir haben zwar eine Mehrfeldhalle, aber da stoßen wir jetzt schon an unsere Grenzen. Bei den Mädchen haben wir noch Platz, da sind die Teams nicht so groß. Bei den Jungs sind wir eigentlich voll. Da bräuchten wir mehr Trainer, um neue Teams gründen zu können.“
Wedel: SC Rist brachte Basketball-Weltmeister Hollatz hervor
Auch der SC Rist Wedel, für den WM-Assistenzcoach Sebastian Gleim von 2009 bis 2014 an der Seitenlinie stand, ist schon jetzt an der Kapazitätsgrenze. Die Wedeler bilden seit vielen Jahren Basketballtalente aus und brachten Spieler wie Weltmeister Justus Hollatz (2017 bis 2021) oder Bundesligaspielerin Marianna Byvatov hervor.
„Seit Monaten ist die Nachfrage hoch, aber nur vereinzelt bieten die Teams Probetrainings an“, sagt die Vorsitzende Andrea Koschek. „Daran wird sich auch nichts ändern, solange die Stadt Wedel keine neuen Hallenkapazitäten schafft. Die Auswirkungen der Weltmeisterschaft werden erst in den kommenden Wochen starten und den Mangel noch deutlicher hervorheben.“
Basketball-Spielgemeinschaft rechnet mit hohem Andrang durch WM-Titel
„Das wird noch dauern, bis uns die Leute die Türen einlaufen“, prognostiziert auch Jürgen Freybe von den Holstein Hoppers – der Spielgemeinschaft aus Halstenbeker TS und VfL Pinneberg – den Zulauf in den nächsten Wochen. Neue Anfragen im Jugendbereich häuften sich zwar schon, den Höhepunkt erwarte er aber erst in ein bis zwei Monaten.
Auch der Spielgemeinschaft bereitet der mögliche Zuwachs Sorgen. „Das wird eine Herausforderung. Wenn im Winter Sportarten wie Fußball in die Hallen verlegt werden, bekommen wir immer mehr ein Problem“, meint Freybe.
Basketball-Boom: Vereinen fehlen Hallen und Trainer
Der Verein kann die neuen Mitglieder noch bewältigen, insbesondere durch die neue Halle des Wolfgang-Borchert-Gymnasiums, die zusätzliche Trainingsmöglichkeiten bieten soll. Allerdings gestaltet sich die Suche nach Trainern schwierig.
„Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Übungsleitern, um zumindest Anfängergruppen anzubieten. Aber die Finanzierung von Trainern wird zunehmend schwieriger. Wir können die Mitgliedsbeiträge nicht ständig erhöhen und müssen mit unserem Etat auskommen. Neue Trainer erfordern neue finanzielle Mittel. Da unterstützt uns die Gemeinde schon“, so Freybe.
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Basketball: Deutschlands WM-Titel könnte für einen Boom sorgen
Die deutlich kleinere Basketballabteilung des TuS Esingen verfügt derzeit nur über ein Herrenteam, doch auch dort sind die Trainingszeiten knapp. „Trainer und Ausrüstung haben wir genug. Hallenkapazität ist bei uns das größte Problem“, sagt Abteilungsvorstand Kevin Lissner. „Wir haben uns auch gefragt, ob wir in den nächsten Wochen aufgrund der Weltmeisterschaft Zuwachs bekommen werden. Bisher gab es bei uns keine vermehrten Nachfragen.“
Bei genügend Anfragen sei der Verein aber durchaus in der Lage, neue Jugendteams zu bilden. Der Tornescher Verein erhoffe sich nicht nur Zuwachs in der Jugend, sondern auch, um das dünn besetzte Herrenteam aufzustocken.