Kummerfeld. Kummerfelder SV will neuen Trendsport aus den USA bei sich etablieren. Am 5. März ist Schnuppertag. Alt und Jung spielen gemeinsam

Kommt man am Freitag Nachmittag in die Sporthalle des Kummerfelder SV könnte man meinen, beim Kleinfeldtennis für Erwachsene zu sein. Überall stehen kurze, knapp meterhohe Netze, an denen vier Leute Doppel spielen. Aber dann, beim Blick auf die Bälle und die Schläger fällt auf, dass es kein Tennis sein kann. Die Schläger sind massiv, kurz und rechteckig, die Bälle aus Plastik und mit Löchern. Hier wird Pickleball gespielt.

Pickleball gilt als die am schnellsten wachsende Sportart in Amerika. Die Faszination dieses Sports erschließt sich schnell. Überall herrscht gute Laune, denn Pickleball fehlt die Explosivität von Tennis oder Badminton, den beiden Hauptkomponenten des Spiels. Vom Tennis kommen das Netz und die Ballgröße, vom Badminton das Spielfeld. Aber dann wird es speziell.

Beim Trendsport Pickleball beginnt das Spiel erst nach dem dritten Kontakt so richtig

„Unsere Ballwechsel gehen erst nach dem dritten Kontakt so richtig los“, weiß Axel Stinski, „Mister Pickleball“ im KSV. Auf- und Rückschlag müssen einmal aufspringen. Erst beim dritten Ballkontakt ist Volleyspielen erlaubt. Zudem gibt es eine rund zwei Meter breite Non-Volley-Zone am Netz. Außerdem gibt es wie im Snooker ein Gentleman-Agreement. Eigene Fehler werden anstandslos zugegeben. All das macht Pickleball zu einem sportlichen Miteinander.

Das erklärt auch die zwanglos gute Laune, die bei den Spielern herrscht. Ein weiterer Vorteil beim Pickleball ist, dass es Jung und Alt gemeinsam spielen können. „Es ist schön, in dieser Gruppe die Jüngste zu sein. Da werden mir mehr Fehler verziehen“, sagt die 14-Jährige Kiona, genannt Kiki.

Pickleball ist optimal für die, denen die Belastung bei Tennis oder Badminton zu hoch ist

Vielen der älteren Spielern geht es wie Axel Stinski. Sie sind ehemalige Tennisspieler, denen die Belastung bei den Matches auf dem Court zu hoch geworden ist. „Ich hatte nach einer weiteren sportlichen Betätigungsmöglichkeit nach meinen beiden Rücken-OPs gesucht und war auf Pickleball gestoßen“, erzählt der 66 Jahre alte Stinski, wie der Kummerfelder SV zu dem Trendsport kam. „Die Bälle sind leichter, die Schläger kürzer und das Spielen geht nicht so auf die Knochen“, zählt Stinski Vorteile gegenüber dem Spiel mit dem Filzball auf.

Die angenehme Gesellschaft ist ein weiterer Pluspunkt des Pickleballspiels im KSV. „Wir haben lauter nette Leute hier und wir können das ganze Jahr spielen“, sagt Brigitte, eine der Pickleballerinnen der ersten Stunde.

Im Oktober 2022 wird Pickleball ins Angebot des Kummerfelder SV aufgenommen

Die ist noch gar nicht so lange her. Ende Oktober 2022 hat Axel Stinski das Pickleballspielen im Kummerfelder SV erstmals angeboten. Inzwischen betreiben rund 40 Sportler begeistert dieses Spiel. „Mein Wunsch wäre, dass wir bald auf 60 Mitglieder kommen“, sagt Axel Stinski.

Axel Stinski mit dem Werbeplakat für den Aktionstag.
Axel Stinski mit dem Werbeplakat für den Aktionstag. © Thomas Maibom | Thomas Maibom

Dafür veranstaltet der KSV am Sonntag, 5. März, einen Pickleballtag. „Es ist leicht zu erlernen, gut für Gesundheit und Fitness, für Jung und Alt. Und es wird gemeinsam miteinander gespielt“, teasert Stinski den Aktionstag.

Auch für noch nicht Interessierte hat Pickleball interessante Aspekte. Der Sport fördert die Konzentration, Reaktionsvermögen, Fitness, Hand-Auge-Koordination und strategisches Denken ohne dabei zu überfordern. Von 11 bis 16 Uhr können Neugierige am Sonntag den Trendsport in der Kummerfelder Sporthalle am Ossenpadd 1 ausprobiert werden. Mitzubringen sind nur Sportschuhe und gute Laune.

Trainingstage sind dienstags und freitags am Ossenpadd

Wer eh einmal zum Training vorbei kommen möchte, kann dies dienstags und freitags in der Kummerfelder Sporthalle tun. Mit der Trainingszeit am Dienstag von 19 bis 22 Uhr hat Stinski vor allem Berufstätige im Blick. Freitags von 14 bis 16 Uhr ist die optimale Zeit für Hausfrauen und -männer sowie Rentner und Jugendliche. „Du machst Sport, gehst Duschen und bist rechtzeitig fertig, um abends auf Partys zu gehen“, wirbt Stinski um Nachwuchs.

Abgesehen vom Mitgliederzuwachs hat der 66-Jährige für dieses Jahr nur noch zwei Wünsche. „Zum einen würden wir gerne mal bei Turnieren mitspielen und zum anderen wäre ein Außenplatz schön, um im Sommer unter freiem Himmel spielen zu können“, sagt der Trainer. Platz für den zweiten Wunsch wäre auf der großzügigen Sportanlage des Kummerfelder SV auf jeden Fall...

Das ist der Trendsport, den (noch) kaum einer kennt
Picklebal
l ist eine in den USA entstandene Ballsportart, die Elemente von Badminton, Tennis und Tischtennis verbindet. Es unterscheidet sich in der moderateren Geschwindigkeit des Balles, der Größe des Platzes und dem Spielablauf. 1965 erfanden drei Väter das Spiel für ihre Kinder. Den Namen bekam der Sport erst Jahre später in Anlehnung an das Pickle boat, dem „Gurkentruppenboot“, in dem sich die Ruderer sammelten, die nicht in die anderen Boote passten.
Gespielt wird mit Schlägern im Badmintonfeld über ein Tennisnetz. Die Schläger sind massiv wie beim Tischtennis aber mit maximal 43 Zentimetern Länge deutlich größer.
Der Bal
l ähnelt dem beim Unihockey verwendeten Spielgerät. Gespielt wird im Doublebounce-System. Der Aufschlag muss, wie im Badminton diagonal von einem Hinterfeld ins gegenüberliegende gespielt werden. Dabei muss der Ball einmal aufkommen. Auch der Rückschlag muss erst im gegnerischen Feld aufkommen. Erst danach darf Volley gespielt werden.
Sätz
e gehen bis elf Punkte, nur die aufschlagende Mannschaft kann Punkten. Am Netz gibt es eine etwa zwei Meter tiefe Non-Volley-Zone, in der der Ball nur nach dem Aufkommen gespielt werden darf.
Deutschlandweit wird Pickleball in rund 60 Vereinen angeboten. Zwei Drittel davon sind in Nordrhein-Westfalen beheimatet. In dem Bundesland gibt es auch einen Liga-Spielbetrieb.
In Schleswig-Holstei
n wird der Sport nur beim Kummerfelder SV und in Elsdorf bei Rendsburg angeboten. Die Belastung ist deutlich geringer als beim Tennis, weil das Feld kleiner und der Ball leichter und damit langsamer ist. Außerdem wird meist Doppel gespielt, was den Aktionsradius entscheidend verkleinert.