Schenefeld. Knochenmarkspende rettete seiner Schwester Paula das Leben. Nun konnte der Schenefelder Hans Rüpcke selbst Hoffnung schenken.
Es waren verschlungene Wege, die Hans Rüpcke immer wieder mit dem Thema Krebs in Berührung brachten. Dabei fing alles beim Heavy Metal Festival in Wacken an, erreichte im Jahr 2017 sein Zuhause in Schenefeld und endete nun vorerst in Dresden. Dabei stand für den jungen Mann aus dem Kreis Pinneberg stets fest: Er will schwer erkrankten Menschen helfen. Das ist bis heute so, auch wenn es nicht immer ein Happy End gibt.
DKMS: Schenefelder wird Stammzellenspender für Leukämie-Erkrankten
Hans war 19 Jahre, als er zum ersten Mal von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) hörte. Damals, im Jahr 2014, besuchte er das Wacken Open Air (W:O:A), das größte Heavy-Metal-Festival der Welt. Dort hatte auch die DKMS mit einem Registrierungsstand Premiere. Mehr als 2.650 Personen ließen sich seinerzeit zwischen harten Gitarrenriffs und schwarz gekleideten Gleichgesinnten in die Datei aufnehmen. Auch Hans zögerte keinen Moment. „Ich dachte mir, ich helfe schon seit vielen Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr – da mache ich das einfach auch noch.“
Doch dann war erst mal Sendepause. Lange hörte der Sohn eines Landwirts nichts von der DKMS. Bis der Krebs ganz dicht an ihn heranrückte. „Meine kleine Schwester Paula erkrankte 2017 an Blutkrebs. Sie war erst 16 Jahre alt, auf dem Weg zum Abitur. Doch plötzlich war nichts mehr, wie es war. Die Diagnose hat der ganzen Familie den Boden unter den Füßen weggezogen.“
Mit Freunden, Bekannten und der Freiwilligen Feuerwehr Schenefeld, in der Hans bis heute aktiv ist und in der Paula zu Jugendfeuerwehrzeiten Mitglied war, stellten er und die DKMS eine Registrierungsaktion auf die Beine. Mit Erfolg: 3048 Personen ließen sich im Mai 2017 während der Aktion als potenzielle Stammzellspender registrieren. 20 von ihnen haben bis heute Patientinnen und Patienten auf der ganzen Welt eine zweite Lebenschance ermöglicht.
DKMS: Für Hans Schwester Paula wurde ein Spender gefunden
Bei Paula hatte alles mit einer harmlosen Mandelentzündung begonnen. „Nach einer Woche ging es mir wieder besser, aber dann schwollen die Mandeln wieder an“, berichtete die damals 16-Jährige im Abendblatt. „Ich bin aufgewacht, meine Lymphknoten waren dick, und ich dachte, das darf nicht wahr sein.“ Eine Ärztin nahm Blut ab. „Das Blutbild war katastrophal.“ Nach einer Zwischenstation im Klinikum Pinneberg kam die Schenefelderin noch am selben Tag ins Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Dort erfuhr Paula die niederschmetternde Diagnose. „Das war natürlich ein totaler Schock. Meine ganze Familie ist ins Krankenhaus gekommen, wir haben alle geweint.“ Acht Wochen blieb Paula Rüpcke im UKE. Es folgten mehrere Blöcke mit Chemotherapien.
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Aber Paula fand im weltweiten Suchlauf einen passenden Spender mithilfe der DKMS. Heute geht es der inzwischen 21-Jährigen gut. „Zwar hat sie Probleme mit den Knien und den Hüftknochen, die auf die Behandlung zurückgehen. Aber wir sehen es als Luxussorgen und freuen uns so sehr über die Zeit, die Paula durch die Stammzellspende geschenkt bekommen hat“, sagt ihr Bruder Hans.
Stammzellenspender: „Jetzt gebe ich noch mal was zurück!“
Gegen Ende des vergangenen Jahres, Hans Rüpcke ist inzwischen 27 und bei einer Reserveübung der Bundeswehr, klingelte sein Handy. Es war eine Mitarbeiterin der DKMS, die fragte, ob der Schenefelder noch als Spender zur Verfügung stünde. Seine Gewebemerkmale würden zu einem Erkrankten irgendwo auf der Welt passen.
„Das war für mich ein sehr emotionaler Moment“, sagt Hans. „Jetzt konnte ich der Mensch sein, den meine Schwester und unsere gesamte Familie einige Jahre zuvor so dringend gesucht hatten. Sofort kamen die Erinnerungen wieder hoch, wie sehr Paula gelitten hatte. Ich musste nicht überlegen, ob ich das mache. Ich dachte nur: Super, jetzt gebe ich noch mal was zurück!“
Ein paar Tage vor der Spende meldete sich ein Freund bei ihm: Auch er war in der näheren Auswahl als Stammzellspender und berichtete, dass er nach Dresden zur Voruntersuchung reisen würde. „Wie es der Zufall wollte, war es derselbe Tag, an dem ich meine Stammzellen spenden sollte.“ Und so fuhren die Freunde gemeinsam aus dem Norden nach Dresden. „Die Spende selbst verlief problemlos. Danach war ich ziemlich erschöpft, aber nach einer Woche war ich wieder topfit.“
Stammzellenspende: Zweifacher Vater aus Alveslohe hat Blutkrebs
Auch in Wacken war die Freude groß. Denn erneut durfte einer der Registrierten des Open Airs eine zweite Lebenschance schenken. Seit der ersten Aktion im Jahr 2014, als die Tochter des mittlerweile verstorbenen Wacken-Produktionsleiters erkrankte, haben sich mehr als 11.000 Menschen beim Festival in die Spenderdatei aufnehmen lassen. Insgesamt 66 von ihnen konnten schon Stammzellen spenden.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass nicht jede Spende automatisch ein Leben rettet. Im Fall des Schenefelders etwa gab es leider kein Happy End. Sein Empfänger habe es nicht geschafft. Dennoch wisse Hans Rüpcke, dass sein Einsatz einer Familie Hoffnung geschenkt hat – und wertvolle Zeit.
Noch immer warten laut DKMS viele Patienten auf einen passenden Spender. Ganz in der Nähe etwa Matthias, genannt Matten, aus Alveslohe. Der zweifache Vater (zwei Jahre und sechs Monate) hat Blutkrebs und kann nur mit einer Stammzellspende überleben. Eine Registrierung per Wangenabstrich geht auch Zuhause.
Sets zur Registrierung können hier angefordert werden: dkms.de