Bönningstedt. Die Bönningstedterin Jella Veit kickt für Eintracht Frankfurt und die U17 des DFB. Nun hat sie die Fritz-Walter-Medaille erhalten

Mittwoch oder Donnerstag – wann genau, das wusste Jella Veit beim Gespräch noch nicht so genau. „Aber später auf keinen Fall.“ Alles geklärt, mittlerweile hat sie Ruhe über die Feiertage im Kreise der Familie hinter sich gelassen. Die 17 Jahre junge Bönningstedterin ist zurück in Frankfurt/Main – und das aus gutem Grund. „Am 7. Januar steht für uns Leistungs­diagnostik auf dem Programm“, sagt die Zweitligafußballerin aus dem zweiten Team der Eintracht.

Wie alles begann: Jella Veit spielt als einziges Mädchen bis zu den B-Junioren mit den Jungs des SVR in einem Team. 
Wie alles begann: Jella Veit spielt als einziges Mädchen bis zu den B-Junioren mit den Jungs des SVR in einem Team.  © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Deshalb war der Urlaub vom Frankfurter Sportinternat, an dem sie in Verbindung mit ihrem Wechsel zum Bundesligaclub seit Sommer 2021 beheimatet ist, auch alles andere als „chillig“. „Vom zweiten Weihnachtsfeiertag an war es meine Aufgabe, mich in Eigenregie fit zu halten“, sagt die Abwehrspielerin.

Seit der U15 gehört Jella Veit zum Nationalkader des DFB

Jella gehört seit der U15 auch zum Nationalkader des DFB, also noch zu Zeiten, als sie mit den männlichen C-Junioren des SV Rugenbergen und zusätzlich bei den B-Juniorinnen des HSV in der Bundesliga kickte, und muss allein schon deshalb mit einem gerüttelt Maß an Disziplin durch ihr Fußballleben gehen.

Kein wirklicher Verzicht für die junge Frau, die ihr Fußball-Einmaleins beim SVR gelernt hat. Schließlich verdankt die 17-Jährige, Sternzeichen Stier, ihre aktuellen Karriere-Highlights der Zeit mit dem deutschen U17-National­team, für das sie in 2022 sogar Mannschaftsführerin war.

EM-Titel und WM-Teilnahme in Indien sind bisherige Karrierehöhepunkte für Jella Veit

Nach dem Europa-Titel im Mai kamen auch noch die Qualifikation für und der Start bei der U17-WM in Indien hinzu. Der Lohn nach drei Siegen in der Gruppenphase und dem 2:0 über Brasilien im Viertelfinale – Platz vier. Das 0:1 im Halbfinale gegen Spanien und das 5:6 nach Elfmeterschießen (0:1, 3:3, 3:2) gegen Nigeria im Spiel um Platz drei waren zudem wirklich knappe Nummern, für welche die DFB-Mädchen viel Applaus ernteten. In allen Matches von Beginn an auf dem Platz und trotz defensiver Ausrichtung auch zweifache Torschützin: Jella Veit.

Jella Veit (l.), hier noch als „normale“ Spielerin bei der U17-EM-Qualifikation in Albufeira, hat sich in ihrem letzten Jahr im U17-National­team zur Mannschaftsführerin hochgearbeitet.
Jella Veit (l.), hier noch als „normale“ Spielerin bei der U17-EM-Qualifikation in Albufeira, hat sich in ihrem letzten Jahr im U17-National­team zur Mannschaftsführerin hochgearbeitet. © Getty Images For DFB | Ricardo Nascimento

So kann es gern weitergehen, oder? „Mal sehen, die WM war mein letzter Antritt in dieser Altersklasse“, sagt Jella, die in ihrer knapp bemessenen Freizeit oft Musik hört („Gern französische Interpreten.“). „Aber die U19 wird im Januar einen Lehrgang ausrichten, und das Team hat noch 2023 im April drei Qualifikationsspiele zur EM; die Endrunde wäre im Juli in Belgien. Da ich aber nun jüngerer Jahrgang bin, müssen wir noch sehen, wann und wie es mit mir weitergehen kann.“

Für ihre Leistungen in 2022 erhält Jella Veit die Fritz-Walter-Medaille in Gold

Gar so schlechte Karten dürfte Jella Veit für die baldige Fortsetzung ihrer Karriere im Nationaltrikot nicht haben; schließlich hat sie der DFB bereits einer ganz besonderen Ehre für würdig gehalten: Anlässlich der Bundesligapartie zwischen Eintracht Frankfurt und dem FFC Turbine Potsdam bekam die Bönningstedterin mit Clubkameradin Carlotta Wamser sowie Sophie Weidauer (FFC) im Stadion am Brentanobad vor 2584 Fans die Fritz-Walter-Medaille des DFB in Gold für die beste Nachwuchsspielerin des Jahres überreicht.

Jella Veit (17), mittlerweile Zweitligaspielerin von Eintracht Frankfurt und Nachwuchs-Nationalspielerin, besucht „ihre“ Jungs auf dem neuen Kunst­rasen des SVR.
Jella Veit (17), mittlerweile Zweitligaspielerin von Eintracht Frankfurt und Nachwuchs-Nationalspielerin, besucht „ihre“ Jungs auf dem neuen Kunst­rasen des SVR. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Eine Nachricht, welche die Verantwortlichen in ihrem Heimatverein nicht ohne Taten ihrerseits belassen wollten. SVR-Jugendleiter Chris Gemperlein und Finanzvorstand Dirk Schmieding schlossen sich „konspirativ“ mit Jellas Mutter Angela Jörns-Veit kurz und vereinbarten, die Tochter bald nach der Ankunft zu ihrer alten Wirkungsstätte zu lotsen.

Im Restaurant Montenegro wartet eine Überraschungsgesellschaft auf Jella Veit

Dort warteten im angegliederten Restaurant Montenegro bei Sabina neben dem Vorstandsduo auch zehn von „Jellas Jungs“, mit denen sie über viele Jahre hinweg Punktspiele bestritten und für sich so einiges an Wettkampfhärte erworben hat.

„Wir haben deine WM-Spiele hier live online gesehen. Wir waren aus dem Häuschen und sind stolz drauf, dass du immer noch Mitglied bei uns im Verein bist“, sagte Gemperlein zur Heimkehrerin.

SVR-Jugendleiter Chris Gemperlein (l.) und Finanzvorstand Dirk Schmieding ehren ihre ehemalige Jugendspielerin.
SVR-Jugendleiter Chris Gemperlein (l.) und Finanzvorstand Dirk Schmieding ehren ihre ehemalige Jugendspielerin. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Bei warmen Worten sollte es aber nicht bleiben. Neben einem Schal aus der neuen Merchandisingreihe des SVR gab es auch einen Ball mit den Unterschriften „ihrer“ Jungs aus dem Ligateam. „Wir sind sehr froh, dich hier zu haben und stolz darauf, dass du bei deinem Erfolg bodenständig geblieben bist und immer noch an deine alte Mannschaft denkst.“

Jella Veit hat sich in Frankfurt gut eingelebt

Worte, die Jella Veit sichtlich bewegen, auch wenn sie sich mittlerweile in der neuen Umgebung nicht mehr fremd fühlt: „Frankfurt hat seinen eigenen Charakter, aber ich habe dort mein Umfeld gefunden. Das hat mir auch zuletzt sehr geholfen.“