Elmshorn. Der Elmshorner Luka Hochschild ist Kung-Fu-Doppelweltmeister und damit erster Titelträger seiner Schule. Im Herbst steht nächste WM an.


Eher durch Zufall ist Luka Hochschild mit sieben Jahren zum Kampfsport gekommen. Die Eltern haben Schuld an seiner Sportbegeisterung. Als sie vor elf Jahren mit ihrem Sohn von Hamburg nach Elmshorn zogen, suchten sie für ihn den richtigen sportlichen Ausgleich. In der Kung-Fu-Schule ist er jetzt unter den zurzeit 140 Schülern der erste und einzige Weltmeister.

Denn: Im portugiesischem Caldas da Rainha nördlich von Lissabon ist er im Kung Fu der World All Styles Championship in der Altersgruppe der 18- bis 28-Jährigen geworden, einem der beiden größten Kung Fu-Verbände der Welt.

Kein anderer unter den 20 Teilnehmern aus aller Welt beherrschte im Finale in den Kategorien Formen und Waffenformen Körper, Bewegung, Kraft und Sprung in einer solch fließenden Dynamik wie der 18 Jahre junge Schüler der Elsa-Brandström-Schule in Elmshorn.

Mit Gold bei der WM-Premiere hat er nicht gerechnet

Chancen habe er sich ausgerechnet, sagt der junge Elmshorner. Aber mit gleich zwei Titeln von seiner ersten Weltmeisterschaft bei 4000 Teilnehmern wieder nach Hause zu kommen, damit habe er nicht gerechnet. „Das ist schon etwas Großes, das ich da erreicht habe“, sagt Luka Hochschild. Nun will er das Kunststück bei der Weltmeisterschaft des anderen Weltverbandes, der World Karate Union, im Herbst in Athen wiederholen. Die Qualifikationsrunden, die dafür seit einem Jahr laufen, hat Luka bisher mit Bravour bestanden. „Nur noch zwei Turniere, dann bin ich dabei.“ Und er will wieder gewinnen, sagt er selbstbewusst. „Jetzt will ich meinen dritten und vierten Weltmeistertitel holen.“ Bis dahin muss allerdings noch sein Bänderriss im Fuß auskuriert sein, den er sich beim Fußball zugezogen hat.

Sport und tägliches Training bestimmen seit Jahren das Leben des Elmshorner Gymnasiasten, der nächstes Jahr Abitur machen will. Vor großen Turnieren ist er täglich ein bis zwei Stunden am Üben in der Kung Fu Schule von Frank Germann (55) am Bauerweg, der selbst zwei Weltmeistertitel in seiner Lieblingskampfsportart erreicht hat. Ansonsten trainiere er nur dreimal die Woche, sagt Luka. Die anderen Tage spielt er auch noch Fußball für den TSV Sparrieshoop, für den die Offensiv-Kraft in dieser Kreisliga-Saison drei Tore in 13 Spielen geschossen hat. Für seinen Trainer Frank Germann zeigte sich schnell, über was für ein Talent der drahtige und hochgewachsene Luka Hochschild verfügt.

„Doch Talent allein reicht nicht“, weiß Germann aus 40 Jahren intensivem Kampfsporttraining. „Du brauchst Training, Training, Training, um Erfolg zu haben.“ Kung Fu sei harte Arbeit, erfordere Willenskraft, Disziplin und mentale Stärke. „Sonst kommt man nicht so weit.“ Für seine Schule, die er seit 25 Jahren zunächst an der Langelohe und nun am Bauerweg betreibt, ist Lukas Erfolg natürlich eine große Anerkennung.

Das Kung Fu der Richtung Wun Hop Kuen Do, das Luka bei Germann erlernt, hat der Hawaiianer Professor Al Dacascos 1968 als eine Art kombinierten Faustkampfstil aus der chinesischem Kampfsportart mit seiner mehr als 1500 Jahre alten Tradition entwickelt. Es zeichne sich durch seine Vielseitigkeit aus, die aus Basisübungen von Schlägen, Tritten und Blocks bestehen und später mit weiteren Elementen des Turnierkampfes mit traditionellen chinesischen Waffen und Straßenkampf erweitert werden, erklärt Lehrer („Sifu“) Germann. „Der Kung-Fu-Schüler lernt eine Fülle verschiedener Techniken, die alle Arten von Gegnern mit einbeziehen, und entwickelt so seine eigene Kreativität in der Kampfkunst.“ Dazu gehören auch sicheres Auftreten, Erkennen der eigenen Stärke und Anwendung aller möglichen Kontertechniken gegen Schläge, Tritte, Stock- oder Messer-Angriffe zur Selbstverteidigung.

So musste Blaugurtgürtelträger Luka bei einem sehr hohen Schwierigkeitsgrad mit und ohne Waffe (Säbel) asymmetrische Sprünge vollziehen, die höchste Konzentration und einen ruhigen Stand beim Aufkommen auf den Boden verlangten. Zugleich werden bei der etwa zweiminütigen Übung die Vielseitigkeit, Dynamik und akkurate Ausführung seiner Kung-Fu-Kür bewertet. „Es ist der Wechsel zwischen dem Fluss der Bewegung und der Statik, von Balance und Timing, das den Ausschlag gibt.“ Ein halbes Jahr lang hat er diese Performance einstudiert, erklärt Luka. Seine Spezialität sind dabei akrobatisch anmutende Einlagen und gedrehte Sprünge.

Luka Hochschild fasziniert an seinem Lieblingssport vor allem die kraftvolle Dynamik der Bewegung und die Explosion des Faustschlages – Brennpunkt genannt – und „wie man seinen Körper auswendig lernt“, erzählt der Elmshorner, der jedoch auf das Meditieren verzichtet.

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