Berlin. Bei den U20-Nordmeisterschaften landen Anika Nießen und Marlene Lang auf Rang zwei und drei. Zum Aufwärmen starten sie über 100 Meter
Das „Trostpflaster“ besteht aus Edelmetall und schimmert in Silber und Bronze. Zwei Wochen zuvor, bei der 27. Bauhaus Juniorengala in Mannheim, hatten die Weitspringerinnen Anika Nießen (19, Hamburger SV) und Marlene Lang (16, LG Wedel-Pinneberg) ihre letzte Chance wahren wollen, um die Norm für die Junioren-Europameisterschaften U20 in Tallinn zu schaffen. Doch die überaus respektablen Leistungen von 6,21 Metern für die Halstenbekerin Nießen und 6,02 Meter für Marlene Lang aus Pinneberg waren vier bzw. 23 Zentimeter zu wenig fürs Ticket nach Estland.
Nordtitelkämpfe als Alternativprogramm für die verpassten Europameisterschaften
Stattdessen standen für die jungen Leichtathletinnen nun in Berlin die Norddeutschen Meisterschaften der U16 und U20 auf dem Programm – mit einem Weitsprungwettbewerb, der es für das Duo sowie die Rellingerin Line Schröder (16, HSV) als dritter Starterin aus dem Kreis Pinneberg in sich haben sollte.
Aus dem Vorkampf, die ersten drei Versuche, war Marlene Lang (6,01 Meter) als Erste hervorgegangen und durfte fortan als Letzte der acht Endkampfteilnehmerinnen ihre übrigen drei Versuche absolvieren. In dieser Beobachterposition sah sie mitan, wie zweieinhalb Durchgänge lang „nichts“ passierte, sie ihre Führungsposition wahrte. Dann der letzte Sprung von Anika Nießen, die sich nach 5,79 m im Vorkampf mit 5,91 m und 5,94 m schon an Lang herangepirscht hatte. Und nun passte alles. Trotz 0,2 Metern Gegenwind produzierte die Halstenbekerin saubere 6,02 Meter: die Führung.
Im letzten Versuch entreißt Libby Buder mit Rückenwind Anika Nießen den Sieg
Aber da kam ja noch Libby Buder, die wie Nießen in Mannheim um wenige Zentimeter an der EM-Norm vorbeigesprungen war. Die Neubrandenburgerin erwischte eine Böe mit Rückenwind, der Anlauf passte dennoch perfekt – und mit 6,29 Metern war der Wettkampf auf den Kopf gestellt. Lang konnte diese Weite nicht mehr zu kontern, doch auch die Silber- und Bronzemedaille vermochten dem Duo zu gefallen.
„Dafür, dass ich mich von der Trainingsplanung her explizit auf Mannheim vorbereitet hatte, bin ich nun mit Silber bei der Norddeutschen zufrieden“, sagte Anika Nießen, die sich in Berlin wie Trainingspartnerin Marlene Lang auf eher unkonventionelle Weise auf die Weitsprungkonkurrenz vorbereitet hatte.
Am Tag vor dem Weitsprung überprüfen Nießen und Lang ihre Form über 100 Meter
Beide starteten im ersten Vorlauf über 100 Meter. Nießen lief in 12,14 Sekunden die schnellste Zeit, Marlene Lang legte eine 12,66 hin. „Damit wollten wir prüfen, wie wir drauf sind, ob wir am Tag darauf genug Tempo in den Anlauf bekommen würden“, erklärte Anika Nießen. „Klar, es hat nach der guten Zeit etwas ,gejuckt‘, den Sprintwettbewerb fortzusetzen, aber dann wäre mit den Läufen in den Knochen der Weitsprung eine Katastrophe geworden. Und Irgendwann kommst du halt an einen Punkt, wo du nicht mehr um jeden Preis jede mögliche Medaille verfolgst. Am 1. August bei den Deutschen Meisterschaften in Rostock greife ich dann wieder an.“
Marlene Lang stimmt auch nach dem für sie unglücklichen Finalverlauf zu: „Ich wusste ja, was Anika und Libby Buder können, bin auch mit Bronze sehr zufrieden“, sagte die 16-Jährige. „In Rostock möchte ich dann auf jeden Fall wieder den Endkampf erreichen; und wenn das klappen sollte, ist in einem Wettkampf ohnehin alles möglich.“
Line Schröder springt persönliche Bestleistung, bestreitet aber in Rostock zwei Sprints
Die Dritte im Bunde, Line Schröder, musste sich in Berlin mit Platz acht begnügen, doch 5,74 Meter sind persönliche Bestleistung. „Allerdings wollte ich gern die DM-Norm 5,75 Meter schaffen; mich tröstet aber, dass ich bei den den guten Leistungen dieses Jahres wohl über 5,80 Meter hätte springen müssen, um nach Rostock zu dürfen.“ Dort wird sich die Sprintspezialistin auf die 100 Meter Hürden und 200 Meter konzentrieren. Für Letztere hat sie in Berlin in 25,36 Sekunden das Ticket gelöst.
Philip Jensen e Castro wird Nordmeister über 2000 Meter Hindernis
Ostsee-Luft würde auch Philip Jensen e Castro (LG Wedel-Pinneberg) gern schnuppern. Aber neben seinem dritten Rang über 800 Meter (1:57,17 Min.) lagen die 6:16,00 Minuten beim Gewinn des Nordtitels über 2000 Meter Hindernis ärgerlich knappe 0,8 Sekunden über der DM-Norm.