Elmshorn. Um den Fall in Elmshorn zu klären, setzt der Tierschutzverein eine 1000 Euro Belohnung für Hinweise auf Tierquäler aus.
Die Tierschutzorganisation Peta sucht in Elmshorn Tiermörder. Die Organisation unterstützt die Fahndung nach Tierquälern, die Ende Mai eine Jungkrähe und ein Huhn geköpft haben. Einem Bericht der Elmshorner Polizei zufolge entdeckte eine Anwohnerin der Wohnanlage am Schulrehm am Freitag, 20. Mai, eine Jungkrähe mir frisch abgetrenntem Kopf. Nur zwei Tage später, am späten Nachmittag des 22. Mai, meldete sich ein Zeuge, der auf dem Fußweg Rethfeld zwischen Hamburger Straße und Hermann-Ehlers-Weg ein Haushuhn mit einem abgetrennten Kopf entdeckt hatte. Bei dem schwarz-weiß gefiederten Tier handelt es sich um ein Sussex-Huhn.
Eine natürliche Ursache wie zum Beispiel Fressfeinde schließt die Polizei derzeit aus. Und ob die Taten zusammenhängen, versuchen die Beamten noch herauszufinden. In beiden Fällen leiteten die Umweltermittler des Polizei-Autobahn- und Bezirksvereins Elmshorn Ermittlungen wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ein.
Hinweisgeber können sich bei der Polizei oder bei Peta melden
Nun hat Peta, die weltweit größte Tierrechtsorganisation, eine Belohnung für Hinweise auf die Täter ausgesetzt. Für Informationen, die dazu beitragen, dass der oder die Verantwortlichen überführt werden, zahlt der Verein 1000 Euro. Wer etwas beobachtet oder anderweitig mitbekommen hat, wird gebeten, sich bei der Polizei unter der Nummer 04121/409 20 oder bei den Tierschützern telefonisch unter 0711/860 59 10 oder per E-Mail an whistleblower@peta.de zu melden – auch anonym.
„Die unbekannte Person, welche die Vögel qualvoll getötet hat, muss gefunden werden, bevor noch weitere Tiere oder Menschen verletzt werden“, so Peter Höffken, Fachreferent bei Peta. „Mit unserer Belohnungsauslobung wollen wir die Suche nach dem Täter oder der Täterin unterstützen und Menschen für Übergriffe auf Tiere sensibilisieren. Funde von weiteren getöteten Vögeln sollten unbedingt bei der Polizei angezeigt werden. Wer Tiere quält, schreckt möglicherweise auch nicht vor Gewalttaten an Menschen zurück.“
Dies will sie mit einem Hinweis auf den Aggressionsforscher Christoph Paulus von der Universität des Saarlandes untermauern: „Geschätzte 80 bis 90 Prozent aller extremen Gewalttäter haben vorher bereits Tiere gequält“, sagt der Experte. Um den Zusammenhang von Tierquälerei und Gewalttaten geht es auch in der Peta-Broschüre „Menschen, die Tiere quälen, belassen es selten dabei“, die als Informationsquelle für Staatsanwaltschaften, die Richterschaft und Polizei sowie Angestellte im sozialen Bereich dienen soll.
Tierquälerei kann mit mehrjähriger Freiheitsstrafe geahndet werden
Die Tierschutzorganisation setzt regelmäßig Belohnungen in Fällen von misshandelten oder ausgesetzten Tieren aus, um bei der Ermittlung der Verantwortlichen zu helfen. Denn Tierquälerei ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat nach Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes und kann mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden.
Vergehen an Hühnern und Krähen sind vergleichsweise selten, teilt Peta mit. „Die häufigsten Opfer von Übergriffen sind nach unserer Wahrnehmung Hunde, Katzen, Tauben und Pferde, teils auch langsamere Wildtiere wie Igel“, erklärt Höffken. Für Elmshorn meldet Peta bisher keine Übergriffe – weder auf Saatkrähen noch auf Hühner.
Elmshorn ist Hochburg der Krähen in der Region
Das bestätigt auch Marius Munk, Amtsleiter für Stadtentwicklung und Umwelt, der sich zumindest mit den Krähen in der Krückaustadt gut auskennt. Denn die Stadt ist mit rund 50 Krähenkolonien eine Hochburg der Vögel in der Region. Die intelligenten schwarzen Singvögel stehen unter Naturschutz. Es ist verboten, diese Allesfresser zu töten, zu fangen oder ihre Nester während der Brutzeit zu zerstören. Sie bauen ihre Nester vor allem am Bahnhofsvorplatz, in den Bäumen am Friedhof, an der Bismarckstraße und vor dem Rathaus.
Und sie machen viel Dreck und Lärm, viele Anwohner fühlen sich gestört. Schreckschusspistolen, Nestentnahmen, das Heraussägen von Ästen, um Nester-Neubau zu erschweren oder Panikschreie von Artgenossen aus Lautsprechern – viel wurde bisher unternommen, um die Quälgeister aus der Innenstadt zu vertreiben, allerdings mit wenig Erfolg. Denn die Tiere vermehren sich weiterhin rasant.
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Eine DNA wurde genommen – aber keine Obduktion angeordnet
Könnte sich also ein Anwohner so genervt von den Vögeln fühlen, dass er sie angreift? Das schließt Munk aus, denn „zu systematischen Angriffen auf die Tiere sei es bisher nicht gekommen. Auch wenn sich einige Elmshorner:innen durch die Krähen gestört fühlen, würde wohl kaum jemand so brutal vorgehen und die Tiere vorsätzlich töten“. „Dass sich jemand von der Elmshorner Krähenpopulation gestört fühlt, denke ich nicht – dagegen spricht das ebenfalls geköpfte Huhn“, so äußert sich auch Höffken gegenüber der Abendblatt-Anfrage.
Und das geköpfte Huhn? Vermisstenmeldung sind bei der Polizei bisher nicht eingegangen, vom Eigentümer fehlt somit jede Spur, so Alexander Rohde, Leiter des Ermittlungsdientest Umwelt und Verkehr beim Autobahn- und Bezirksrevier Elmshorn. Der Experte der Ordnungsbehörden hält es auch für sehr unwahrscheinlich, dass es einen Zusammenhang zwischen den Vorfällen gibt. Eine Spurensicherung sei bei beiden Tieren gelaufen, auch DNA wurde entnommen, eine gerichtliche Obduktion sei nicht angeordnet worden. „Das würde den Rahmen sprengen.“