Pinneberg. VfL Pinneberg richtet Rehagruppe für Menschen mit Depression ein. Der Kursus beginnt im Februar und wird von Ärzten verordnet

Es kann jeden treffen. Jederzeit. Und nach rund zwei Jahren unter dem Eindruck der Corona-Pandemie wird die heimliche Volkskrankheit Depression zu einem noch größeren Thema. „Es gibt rund fünf Millionen Deutsche, die an Depression erkrankt sind“, sagt Heidi Hammerschmitt-Klatt, Fitnessleiterin beim VfL Pinneberg. „Und es gibt erste Studien, dass depressive Tendenzen seit dem Auftreten von Corona steigen.“

Im weiten Feld der Depression gibt es eine hohe Dunkelziffer

Depression sei ein weites Feld mit einer hohen Dunkelziffer, führt Hammerschmitt-Klatt aus. „Es gibt viele Vorstufen wie depressive Tendenzen, Verstimmungen, Burnout-Problematiken. Eine genaue Zahl zu erfassen, das ist schwierig. Und erst eine längerfristige depressive Stimmung wird zu einer Depression. Eine Eingliederung der Symptomatik ist so recht schwierig.“

Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde zuletzt aus Kreisen der Pinneberger Schulmedizin der Vorschlag an die VfL-Verantwortlichen herangetragen, dass es gut sei, angesichts steigender Zahlen bei dieser Symptomatik, eine Rehagruppe für Menschen mit Depression aufzubauen. „Diese Idee haben wir gern aufgegriffen und mit unserer Rehatrainerin Stefani Molkenthin begonnen, ein Programm zu entwickeln.“

Der VfL Pinneberg richtet eine Rehagruppe „Sport bei Depression“ ein. Rehatrainerin Stefani Molkenthin (l.) führt durch das Programm, das sie und Fitnessleiterin Heidi Hammerschmitt-Klatt entwickelt haben
Der VfL Pinneberg richtet eine Rehagruppe „Sport bei Depression“ ein. Rehatrainerin Stefani Molkenthin (l.) führt durch das Programm, das sie und Fitnessleiterin Heidi Hammerschmitt-Klatt entwickelt haben © HA | Ulrich Stückler

Dieses Konzept ist nun fertig und wartet darauf, vom 3. Februar an umgesetzt zu werden. Mit Stefani Molkenthin bekommen die künftigen Gruppenmitglieder eine versierte und erfahrene Rehakraft an ihre Seite gestellt. „Ich leite auch die Gruppen für Menschen mit Parkinson oder nach einem Schlaganfall“, erwähnt die zertifizierte Rehatrainerin.

Als zertifiziertes Rehaangebot kann der Kursus beim VfL vom Arzt verordnet werden

Die Zertifizierung ist essenziell, um den vollen Nutzen für die künftigen Teilnehmer ausschöpfen zu können. „Ein Rehaangebot muss zertifiziert sein“, erklärt Heidi Hammerschmitt-Klatt. „Dann kann ein Arzt eine für ihn komplett Budget-neutrale Verordnung schreiben, die dann nur noch von der Krankenkasse bestätigt werden muss. Danach kann der Patient an diesem Rehasport­angebot kostenlos teilnehmen.“

Das Programm ist nicht auf VfL-Mitglieder beschränkt; jeder Mensch mit Depressionsproblematik kann hier nach Verordnung und Bewilligung teilnehmen. Wie den Betroffenen dann geholfen wird, ist sehr vielfältig. „Ich schaue mir natürlich zu Anfang an, wer da zu mir kommt; mit welchem Personenkreis ich es nun zu tun habe, ob weiblich oder männlich, sportlich oder nicht sportlich“, sagt Stefani Molkenthin. „Ich will viel draußen sein; im Fahlt, im Rosengarten – aber auch hier drinnen werden wir aktiv.“

Stefani Molkenthin richtet ihr Programm nach der Gruppenzusammensetzung aus

Doch neben den Entspannungseinheiten ist eine fordernde Bewegung unerlässlich, betont Heidi Hammerschmitt-Klatt: „Es ist so, dass Ausdauersport die Botenstoffsituation im Körper positiv beeinflusst. Auch wollen wir – wann immer möglich – viel Licht mitnehmen.“ Stefani Molkenthin ergänzt: „Es wird eine Gruppe mit viel Fingerspitzengefühl sein; es geht immer darum, wie bereit sind die Teilnehmer für das, was ich vorhabe.“

Doch damit ein Mensch künftig donnerstags von 13.30 bis 14.15 Uhr an diesem Rehatraining beim VfL teilnehmen kann, steht allem voran der wichtigste Schritt: die Selbsterkenntnis. Hammerschmitt-Klatt: „Es gibt Kriterien, in Checklisten zum Beispiel im Internet zusammengefasst, anhand derer der oder die Einzelne für sich erkennen kann, ob eine Depression vorliegt.“ Nur ehrlich zu sich selbst muss der Mensch dann sein.