Pinneberg/Norderstedt/Bad Oldesloe. Eine halbe Million Kunden, 1900 Mitarbeiter, Gebiet von der Elbe bis nach Fehmarn: Was der geplante Zusammenschluss bedeutet.
Die Sparkassen Südholstein und Holstein wollen fusionieren. Das haben die Vorstandsvorsitzenden beider Häuser, Andreas Fohrmann und Thomas Piehl, am Dienstagmorgen bekannt gegeben. Der Fahrplan zum Zusammenschluss sieht vor, dass die Träger beider Kreditinstitute – die Kreise Pinneberg und Segeberg sowie die Städte Uetersen und Neumünster auf der einen und die Kreise Ostholstein und Stormarn auf der anderen Seite – voraussichtlich im zweiten Quartal 2022 eine formale Entscheidung treffen. Bis Juni 2023 soll die Fusion dann vollzogen sein.
Sparkassen fusionieren zur Sparkasse Holstein
Das kündigten die beiden Vorstandschefs Thomas Piehl (Holstein) und Andreas Fohrmann (Südholstein) bei einer über Video ausgestrahlten Pressekonferenz am Dienstag in Norderstedt an, im einzigen Ort, in dem beide Kreditinstitute zurzeit noch eigene Filialen betreiben.
Im Hintergrund ihres Rednerpults in der TriBühne im Rathaus waren die 62 Geschäftsstellen, die sie gemeinsam zwischen Helgoland, Neumünster, Fehmarn und der Elbe betreiben, wie ein großes Sternenbild an die Wand gestrahlt. „Die Identität der einzelnen Häuser soll dabei aber nicht verloren gehen“, sagte Fohrmann. Am Vormittag seien die rund 1900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von den Fusionsplänen informiert worden.
Geschäftsstellen der Sparkassen sollen erhalten bleiben
Sie brauchten sich keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze zu machen, sagte Stormarns Landrat Henning Görtz, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Sparkasse Holstein. Es werde sicherlich Synergien geben und nicht jeder werde auf seinem jetzigen Arbeitsplatz bleiben. „Aber das ist kein Mitarbeiter-Abbau-Projekt.“
Ähnliches gelte für die 62 noch mit Mitarbeitern besetzten Geschäftsstellen. Deren Erhalt sei von beiden Häusern ohnehin bis 2025 garantiert. Dieses Versprechen werde auch nach der vollzogenen Fusion gelten, versicherte Görtz. Sein Segeberger Landratskollege Jan Peter Schröder sprach von einer „Win-win-Situation“ für alle Mitarbeiter, Kunden sowie den Mittelstand in den vier Kreisen und in Neumünster.
Beide Sparkassen verfolgen ähnliche Strategien
Die Idee zum Zusammenschluss sei aus „Zaungesprächen“ mit dem Nachbar-Institut erwachsen, sagte Segebergs Landrat Schröder. So habe sich die Führungsetage der Sparkasse Südholstein gefragt, wie es weitergehen solle, wenn jetzt nach acht Jahren der harte Sanierungskurs abgeschlossen sei.
Mehr als 100 Millionen Euro hatten der Sparkassen- und Giroverband sowie die Haspa-Holding der einst krisengeschüttelten Sparkasse Südholstein an Stützungsgeld gewährt, die nun offenbar wieder zurückgezahlt sind. „So können wir jetzt diese Fusion aus der Stärke heraus angehen“, ist Segebergs Landrat Schröder überzeugt.
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In diesen „Zaungesprächen“ zwischen den Sparkassenvorständen seien recht schnell viele Gemeinsamkeiten bei der künftigen Strategie festgestellt worden, berichteten die Vorstandschefs Piehl und Fohrmann. „Wir brauchen keinen Strategiewechsel. Das zahlt sich jetzt aus“, sagte Piehl. So würden beide Häuser ähnliche Ziele verfolgen, um sich gegen die permanent niedrigen Zinsen, den zunehmenden Druck zur Digitalisierung, den demografischen Wandel und die gesetzlichen Vorgaben bei der Eigenkapitalquote zu wappnen.
Auch die Tatsache, dass jede Sparkasse ihren ganz eigenen Geschäftsbereich unterhält und es nur in Norderstedt eine Überschneidung gibt, spielte bei diesen Überlegungen eine Rolle. „So kommt hier zusammen, was gut zusammenpasst und vielleicht auch zusammengehört“, sagte Landrat Görtz.
Hauptsitze in Bad Oldesloe, Eutin und Neumünster bleiben
Anfang Juni hätten die Verwaltungsratsgremien die Fusionspläne mit einstimmigen Beschlüssen auf den Weg gebracht. In einem Jahr soll formell über die Fusion abgestimmt werden, die bis Juni 2023 abgeschlossen sein soll, lautet der Fahrplan. Es werde keinen Zentralsitz der künftigen Sparkasse Holstein geben, wie das neue gemeinsame Kreditinstitut heißen soll.
Die drei genannten Hauptsitze in Bad Oldesloe, Eutin und Neumünster bleiben bestehen. Die Fusion habe auch keine Auswirkung auf den geplanten Neubau der jetzigen Sparkassen-Zentrale in Neumünster, sagte Fohrmann. Neumünster werde aber künftig kein Vorstandssitz mehr sein.
Die neue Sparkasse Holstein werde von der „Doppelspitze“ Piehl und Fohrmann geleitet. Auch die anderen vier Vorstandsmitglieder beider Häuser sollen zunächst im Amt bleiben. Dafür werde sich aber der neue Verwaltungsrat halbieren müssen, da dieser auch wieder mit 21 Personen besetzt sein werde wie in den beiden jetzigen Sparkassen mit sieben Mitarbeitervertretern und 14 Vertretern aus den Kreisen und Kommunen im Geschäftsbereich.
Neue Sparkasse gehört zu den zehn größten in Deutschland
Auch wenn die neue und alte Sparkasse Holstein sieben Filialen in Hamburg unterhält, sei keine weitere Ausdehnung in die Hansestadt geplant, sagte Thomas Piehl. Die Vorgänger-Sparkasse Stormarn sei zwar einst in Wandsbek gegründet worden. „Aber wir wollen uns auf das holsteinische Gebiet konzentrieren.“
Damit entsteht hier auf einen Schlag die mit Abstand größte der zurzeit noch zwölf Sparkassen im Land, die zusammen eine Bilanzsumme von 13,4 Milliarden Euro ausweist und es so als erste Sparkasse im nördlichsten Bundesland unter die Top Ten in Deutschland schafft. Die Hamburger Sparkasse als bundesweit größte hat zum Vergleich eine Bilanzsumme von 46,6 Milliarden Euro (2019).
Die Sparkasse Holstein, die 2006 aus der Fusion der Sparkassen Stormarn und Ostholstein entstand, ist mit einer Bilanzsumme von 7,4 Milliarden Euro der etwas größere Partner in dieser Fusion. Sie unterhält 34 Geschäftsstellen von Fehmarn bis Hamburg.
Sparkassen haben zusammen 1900 Mitarbeiter
Kundenkredite machen 6,2 Milliarden, deren Einlagen 5,5 Milliarden Euro aus. Die Sparkasse Holstein beschäftigt rund 1000 Mitarbeiter, davon 72 Auszubildende. Sie verwahrt etwa 180.000 Giro- und 20.000 Firmenkonten. Der Jahresüberschuss betrug 2020 vor Bewertung und Steuern 60 Millionen Euro, danach zwölf Millionen Euro.
Die Sparkasse Südholstein, die aus dem Zusammenschluss der Kreissparkassen Pinneberg und Segeberg mit der Stadtsparkasse Neumünster im Jahr 2005 hervorging, hat eine Bilanzsumme von rund sechs Milliarden Euro. Die 220.000 Kunden, die 135.000 Giro- und knapp 16.000 Firmenkonten halten, haben sich insgesamt 4,9 Milliarden Euro bei der Sparkasse Südholstein geliehen und 4,7 Milliarden Euro bei ihr angelegt.
Sie unterhält derzeit 28 Geschäftsstellen im Raum Neumünster sowie in den Kreisen Pinneberg und Segeberg. Das Betriebsergebnis vor Steuern und Bewertung erreichte 2020 knapp 40 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter beträgt 896, davon sind 63 Auszubildende.
Sparkassenfusion in Holstein vergrößert Geschäftsgebiet
Ihr Geschäftsgebiet reicht von der Elbe im Kreis Pinneberg bis nach Fehmarn, es umfasst die Kreise Pinneberg, Segeberg, die Stadt Neumünster (Sparkasse Südholstein), die Kreise Stormarn, Ostholstein sowie einige Randbezirke Hamburgs (Sparkasse Holstein).