Kreis Pinneberg. Viele Menschen wollen unabhängig von russischem Gas werden. Händler werden überrannt. Acht Tipps zum Geldsparen.
Spätestens seit die Ukraine im Kriegsgeschehen nun den russischen Gas-Transit durch das Land deutlich gedrosselt hat, suchen auch viele Pinneberger nach einer Möglichkeit, sich unabhängiger von Energielieferungen zu machen. Dieser „Run“ führt bei örtlichen Händlern aus den Bereichen Heizen, Energie- und Wärmeerzeugung zu einem „absoluten Ausnahmezustand“: Die Nachfrage nach alternativen Energieformen ist enorm, die Warte- und Lieferzeiten für entsprechende Produkte sind lang.
Kein Wunder: Wer sowieso an den Heizungstausch gedacht hatte, ist spätestens jetzt – in Zeiten von drohenden Embargos – in Zugzwang. Hinzu kommen alle aus dem Kreis Pinneberg, die im Angesicht der explodierten Energiepreise vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs, nach langfristig effizienteren Alternativen suchen. Denn das Gebot der Stunde ist: Wer effizient heizt, spart bares Geld.
Kreis Pinneberg: Alternativen zu Gas gesucht
Die Regierung ruft in Anbetracht der Situation zum Energiesparen auf. Abgesehen davon bleibt vielen Bürgern schon aus finanziellen Gründen aber auch kaum etwas anderes übrig. Und das macht sich in der Region bemerkbar, wie Marek Wilken berichtet. Laut dem Vertriebsleiter der Stadtwerke Pinneberg zeige sich ein gesteigertes Interesse an Alternativen zur Gasheizung.
„Es gibt vermehrt Anfragen nach Fernwärme und Wärmepumpen. Das ist seit der Erhöhung der Heizkosten ein Thema. Seit etwa einem halben bis dreiviertel Jahr haben wir deutlich mehr Anfragen”, sagt er. Mit dem Ausbruch des Ukrainekrieges sei das Interesse der Kunden noch einmal gestiegen. „Insbesondere alle, die sowieso schon über einen Heizungstausch nachdenken, tendieren mehr als früher zur Fernwärme”, so Wilken. Diese Art der Energieerzeugung ist in Pinneberg so beliebt, weil hier im Gegensatz zu beispielsweise Hamburg die Fernwärme nicht aus Gas oder Kohle speist, sondern aus der Müllverbrennungsanlage kommt.
Auch interessant
Auch interessant
Auch interessant
Der Umstieg, etwa von der Gasheizung zur Wärmepumpe, kann von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bezuschusst werden. Dazu müssen Wechselwillige einen unabhängigen Energieberater hinzuziehen, dessen Feststellungen oft in einen sogenannten Sanierungsfahrplan münden.
Hartmut Bongert aus Pinneberg ist ein solcher Sachverständiger für die Bewertung von Bausubstanz und Haustechnik. Angesichts der steigenden Energiepreise und Diskussionen um Öl- beziehungsweise Gasembargos sind seine Auftragsbücher gut gefüllt: „Ich bin voll bis zur Halskrause“ – so formuliert er es. Ein erhöhter Beratungsbedarf bestehe seit etwa vier Wochen, und ähnlich wie bei den Stadtwerken insbesondere in puncto Heizen: „Bei den Anfragen geht es hauptsächlich darum, ob Wärmepumpen im Einzelfall wirtschaftlich arbeiten oder ob eine Pelletheizung eingebaut werden kann“, beschreibt Experte Bongert.
„Absoluter Ausnahmezustand“: Kaminbesitzer hamstern Holz
Abgesehen von Fernwärme, Wärmepumpen und Pellets entscheiden sich viele Menschen für den Kamin als Alternative zur Gasheizung. Das weiß Pascal Sommerfeld, Inhaber von „Kaminholz Nord“, ganz genau. „Im Ukrainekrieg ist es mit dem Kaminholz ähnlich, wie wir das vom Mehl, Öl oder Toilettenpapier kennen“, sagt er. Sprich: Die Regale sind leer. „Im ganzen Raum Hamburg kommt man eigentlich gerade an kein Kaminholz“, so Sommerfeld.
Während langjährige Kaminbesitzer das Holz hamstern, entscheiden sich bisherige Gasheizer für den Umstieg aufs Brennholz. Sommerfeld redet diesbezüglich von einem „absoluten Ausnahmezustand“ in seiner Branche, der mit der Erhöhung der Energiepreise begonnen hat „und dann hat der Ukrainekrieg das Fass zum Überlaufen gebracht“, sagt der Händler. Er habe den Eindruck, dass einige seiner neuen Kunden aus Angst vor dem Gasembargo auf das Heizen mit Holz umsteigen.
Kreis Pinneberg: Holzhändler hat 700 offene Bestellungen
Sommerfeld sieht sich derzeit gleich von mehreren Seiten in die Bredouille gebracht: „Ich habe mehr Kunden als vorher und bekomme zugleich weniger Holz.“ Denn natürlich gibt es auch bei den großen Händlern Lieferengpässe. Zudem seien die Materialpreise zuletzt um 25 Prozent gestiegen, was unter anderem an den höheren Transportkosten aufgrund des teuren Diesels liege. „Das sind wirklich ganz spezielle Zeiten. Derzeit habe ich 700 offene Bestellungen. Ich sage aber auch jedem Kunden ganz ehrlich: Ich weiß nicht, was auf uns zukommt – vor dem Winter bekommen Sie ihr Holz sicherlich nicht.“ Außerdem ist die Bestellmenge bis auf Weiteres auf eine Palette pro Person reduziert.
„Es gibt aktuell keine Versorgungsengpässe beim Gas.“ Das betont zwar der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Dennoch hat er die sogenannte Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Das klingt dramatischer, als es ist. Bislang ist die Gasversorgung nicht gefährdet. Zudem zählen private Haushalte im Fall eines Engpasses zu den „geschützten Kunden”. Ihnen werde zuletzt der Hahn zugedreht.
Hohe Energiepreise: Mit diesen Tipps lässt sich Geld sparen
- Geld spart, wer Energie spart – und das lässt sich auf unterschiedliche Weise realisieren. Frieren muss dabei niemand, wie die folgenden leicht umzusetzenden Tipps der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein und der Stadtwerke Pinneberg zeigen.
- Im Zentrum der Debatte um das Energiesparen steht die Heizung. Dass eine um ein Grad verminderte Raumtemperatur sechs Prozent Energie spart, ist derzeit auf allen Kanälen zu hören. Ein weiterer Hinweis: Heizkörper arbeiten effizienter, wenn sie nicht mit Vorhängen verdeckt oder Möbeln zugestellt sind. Es lohnt sich außerdem, sie regelmäßig zu putzen. Denn auch Staubablagerungen können die Heizleistung mindern.
- Das richtige Stoßlüften, bei dem die Fenster komplett geöffnet werden, ist energiesparender als dauerhaft „auf Kipp“ zu lüften. Dem Entweichen warmer Luft wirken außerdem dichte Türen und Fenster entgegen.
- Laufendes Wasser ist der Energiefresser schlechthin im Badezimmer. Auch das Vollbad ist frevelhaft für Umwelt und Budget. Da ist die Dusche die bessere Wahl. Aber auch hier lässt sich noch sparen, insbesondere bezüglich des Wasserverbrauchs. Mit einem Sparduschkopf, aus dem sechs statt zehn Liter Wasser in der Minute laufen, spart ein typischer Zweipersonenhaushalt laut dem interaktiven Duschrechner der Verbraucherzentrale rund 100 Euro im Jahr. Gerade in den warmen Monaten ist zudem zu überlegen, ob die Haare mit dem Föhn getrocknet werden müssen.
- Küchengeräte verbrauchen oft viel Strom, sie sollten daher mit Bedacht bedient werden. In den Wasserkocher gehört immer nur so viel Wasser, wie am Ende auch benötigt wird. Der Deckel auf dem Kochtopf hilft, das Verdampfen wertvoller Energie zu vermeiden.
- Für den Backofen gilt: Gas ist sparsamer als Strom – und Umluft effizienter als Ober-/Unterhitze. Auch auf das Vorheizen des Ofens kann in vielen Fällen verzichtet werden. Die Stadtwerke Pinneberg weisen zudem darauf hin, dass eine Temperatur von sieben Grad Celsius im Kühlschrank ausreichend kalt ist, das Gefrierfach sollte auf minus 18 Grad eingestellt sein.
- Die typische 60-Grad-Wäsche ist oft nicht notwendig. Wer die Maschine auf 40 Grad stellt, spart die Hälfte an Strom und bekommt dennoch saubere Kleider. Wichtig ist, die Trommel voll zu beladen. Massig Energie verbrauchen Wäschetrockner. Daher bietet sich an, die Wäsche in der Waschmaschine stark zu schleudern, damit sie recht trocken in den Trockner kommt. Oder man verzichtet auf das Gerät und lässt an der Luft trocknen.
- Bei Elektrogeräten gilt: Stecker ziehen! Denn auch der Stand-by-Betrieb ist ein Stromfresser. Mit einer Schaltsteckerleiste fällt es besonders leicht, die Technik vom Netz zu nehmen.