Pinneberg. Der Inhaber gibt das Geschäft auf – er war im Wirtschaftsleben der Stadt verwurzelt. Was jetzt mit der Immobilie geschieht.

Wieder macht ein Traditionsgeschäft im Kreis Pinneberg zu – und der nächste Kfz-Handel im Kreis. Das Autohaus Renault Pape in Pinneberg wird zum Jahresende für immer geschlossen. Inhaber Ben Pape hört nach 30 Jahren an der Haderslebener Straße auf. Nach Ford Bunge in Bönningstedt (wir berichteten) ist dies das zweite Autohaus in der Region, das jetzt aufgibt.

„Aus gesundheitlichen Gründen muss ich den Betrieb leider schließen“, sagt der erfahrene Kraftfahrzeugmeister Pape, der seit 45 Jahren im Autogeschäft ist, im bereits völlig leer geräumten Verkaufsraum, wo zuvor die neuesten Renault- und Dacia-Modelle dicht an dicht ausgestellt waren. „Alle meine Kunden sind darüber informiert.“

Autohaus Ben Pape: keinen Nachfolger gefunden

Die Schilder und Banner am Gebäude sind abgebaut. Das letzte Fahrzeug hat er einen Tag vor Weihnachten ausgeliefert, einen elek­trisch betriebenen Twingo. „Die Kunden waren froh, dass es noch geklappt hat“, sagt Pape, der es sich nicht hat nehmen lassen, diesen letzten von wohl etwa 10.000 verkauften Wagen in den drei Jahrzehnten persönlich abzuliefern.

Wegen der angespannten Personallage in der Branche sei auch kein Nachfolger gefunden worden, der den Betrieb hätte weiterführen können. Alle Mitarbeiter hätten aber bereits einen neuen Arbeitgeber und blieben dem Automobilgeschäft erhalten, sagt Pape.

Immer ein Partner vieler Pinneberger Vereine: Ben Pape mit dem früheren VfL-Geschäftsführer Sönke-Peter Hansen (M.) und einer Aerobic-Gruppe im Cabriolet.
Immer ein Partner vieler Pinneberger Vereine: Ben Pape mit dem früheren VfL-Geschäftsführer Sönke-Peter Hansen (M.) und einer Aerobic-Gruppe im Cabriolet. © Unbekannt | Bernd-Olaf Struppek

Angefangen, Fahrzeuge des hierzulande beliebten französischen Automobilherstellers zu verkaufen und zu warten, hatte Ben Pape vor genau 30 Jahren, im Dezember 1991. Damals gegenüber der späteren Betriebsstätte in der Haderslebener Straße 1, erinnert sich der Pinneberger Unternehmer. Wehmut empfinde er im Moment noch nicht, sagt er. „Aber das kommt bestimmt mit ein bisschen Abstand“, ahnt Pape, der im Januar 63 Jahre alt wird.

Mit dem 19 und dem Clio den Durchbruch geschafft

Aus den Räumlichkeiten der früheren dänischen Großschlachterei Süd ist Pape bald in seine eigenen mit der Nummer 4 auf der anderen Straßenseite gezogen. Mit 2300 Quadratmetern hatte er hier reichlich Platz zum Zeigen, Vorführen, Anfassen und Probesitzen. Bereits sein Vater Horst Pape hatte einen Gebrauchtwagenhandel mit Werkstatt für VW und Opel in Pinneberg betrieben.

Mit dem Renault 19 und dem kleineren Clio habe Renault damals seine vorherigen Probleme mit dem Rost überwunden. „Damit hat Renault den Durchbruch in Deutschland geschafft.“ Motor und Komfort des französischen Herstellers seien schon immer herausragend gewesen. Der Renault 4 hatte auch in Deutschland viele Jahre Kultstatus erlangt. „Das war doch das beliebteste Fahrzeug der Atomkraftgegner in Brokdorf“, sagt Pape schmunzelnd. Das AKW an der Elbe wird zum Jahresende ebenfalls stillgelegt.

Renault sei immer an der Spitze vieler technologischer Neueinführungen gewesen, sagt Pape. Elektrische Fensterheber in Serienausstattung, elektronische Steuerung in den Motoren, Navigationsgeräte, Soundsysteme und das moderne Design.

Autohaus Ben Pape war immer auch Ausbildungsbetrieb

Früh brachten die Franzosen mit dem Zoe ein reines Elektrofahrzeug auf den Markt, der sich jetzt verstärkt in Richtung dieser Antriebsart entwickle, hat Ben Pape festgestellt. Das mache die Wartung der Fahrzeuge einfacher, das Geschäft für die Werkstätten aber wohl nicht lukrativer, wenn künftig der Ölwechsel und der Austausch des Luftfilters wegfallen.

War mit Renault-Modellen früh ein Elek­troauto-Pionier: Ben Pape (r.) mit Pinnebergs früherem Stadtwerke-Chef Henning Fuchs (l.) und Ingo Worm.
War mit Renault-Modellen früh ein Elek­troauto-Pionier: Ben Pape (r.) mit Pinnebergs früherem Stadtwerke-Chef Henning Fuchs (l.) und Ingo Worm. © HA | Unbekannt

Aber Bremsen müssten immer noch repariert und mit neuen Bremsklötzen versehen werden, sagt Pape. Ohnehin ist der Automobilexperte fest überzeugt: „Es wird immer Autos geben, und es wird auch immer etwas daran zu reparieren sein.“

15 Mitarbeiter hatte Pape beschäftigt und im Laufe der Jahre etwa 50 junge Menschen ausgebildet. Einige von ihnen hätten als Mechatroniker oder Diagnose-Techniker für das Auto-Rallye-Aushängeschild Renault Alpine Karriere gemacht. Auch Tochter Christina und Sohn Lars gehörten zur Belegschaft. Aber es sei immer schwieriger geworden, Personal zu gewinnen, berichtet Pape, ganz gleich, ob Verkäufer, Mechatroniker oder Servicekräfte. Viele Eltern wollten heute, dass ihre Kinder lieber studierten als ein Handwerk zu erlernen, obwohl das immer noch sehr gute Berufschancen biete, wundert sich der baldige Ruheständler. Schon seit einem Jahr fehlten ihm so Service-Mitarbeiter bei der Fahrzeugannahme.

Ben Pape hört aus gesundheitlichen Gründen auf

Als es dann im Oktober immer schlimmer mit dem Nervenleiden in seinem Bein wurde, habe er schließlich entschieden, den Betrieb zum Jahresende zu schließen, erklärt Pape. Das sei ihm nach all den vielen schönen Jahren nicht leicht gefallen.

Nun wird sich der Ostsee-Fan wohl verstärkt seinem Hobby des Motorbootfahrens widmen. Von Damp aus erkunde er gern die deutsch-dänischen Fördelandschaften und Inseln, sagt Pape. Was mit den Geschäftsräumen an der Haderslebener Straße passieren wird, stehe noch nicht fest. Ein E-Bike-Anbieter habe Interesse gezeigt, sie zu übernehmen. Der Standort direkt an der A 23 sei ideal.

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Natürlich auch für einen Auto-Werkstattbetrieb in unmittelbarer Nähe zur Tüv-Station. Noch aber sei nichts spruchreif, so der Mann, der das Automobil-Gen schon seit Kindheitstagen zu seiner Leidenschaft entwickelte. „Mit acht Jahren hatte ich mein erstes Auto, mit dem ich auf dem Gelände meines Vaters gefahren bin“, sagt er und muss selbst darüber lachen.