Henstedt-Ulzburg. Die Feier mit Büfett, Torte und Musik war Teil der Interkulturellen Woche. Drei Beispiele für eine gelungene Integration.

Die größte Gemeinde Schleswig-Holsteins mit zirka 29.000 Einwohnerinnen und Einwohnern hat jetzt 192 deutsche Bürgerinnen und Bürger mehr. Henstedt-Ulzburg feierte die alten und neuen Nachbarn mit einer Einbürgerungsfeier im Bürgerhaus am Beckersberg. Das Fest war Teil der Interkulturellen Woche, die die Integrationsbeauftragte Michelle Behrens mit ihrem Team veranstaltete.

Die neuen Henstedt-Ulzburgerinnen und Henstedt-Ulzburger kommen unter anderem aus Afghanistan und Syrien, aus Großbritannien, dem Iran, Spanien, Tunesien, Thailand, der Ukraine und den USA. Oft liegt eine lange, gefährliche Flucht hinter ihnen, die sie so rasch wie möglich Vergangenheit sein lassen wollen. Jedes Gespräch darüber würde die Ängste auf der Flucht und auch die meist furchtbaren Gründe für das Verlassen ihrer Heimat wieder gegenwärtig machen. Daher feierten sie ihren neuen Lebensabschnitt mit einer bunten, großen Einbürgerungstorte, mit Büfett und Musik, vor allem aber mit vielen Gesprächen und knüpften zudem Kontakte.

Einbürgerungsfest: Erste Feier in Henstedt-Ulzburg seit der Corona-Pandemie

„Die letzte Einbürgerungsfeier hat noch vor der Corona-Pandemie stattgefunden. Es ist schön, dass wir nun endlich wieder dieses Fest feiern können“, sagte Bürgermeisterin Ulrike Schmidt. Der Weg zur Einbürgerung ist mit hohen Auflagen und Voraussetzungen gespickt. Wer Neubürgerin und Neubürger werden will, muss seit mindestens fünf Jahren rechtmäßig in Deutschland leben und seine Identität und bisherige Staatsangehörigkeit aktiv nachweisen können.

Shamila Usmani ist 2014 aus Afghanistan vor den Taliban geflohen und konnte jetzt mit ihren Kindern Milad (10) und Sanna (6) deutsche Pässe in Empfang nehmen.
Shamila Usmani ist 2014 aus Afghanistan vor den Taliban geflohen und konnte jetzt mit ihren Kindern Milad (10) und Sanna (6) deutsche Pässe in Empfang nehmen. © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

Das Aufenthaltsrecht muss unbefristet sein, der eigene Lebensunterhalt ohne Hilfe und selbstständig finanziert werden können. Zudem sollten die Antragstellenden ausreichend Deutsch sprechen, die deutsche Rechts- und Gesellschaftsordnung anerkennen und mit den deutschen Lebensumständen vertraut sein. Das Bekenntnis zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung Deutschlands ist ebenso selbstverständlich wie die bedingungslose Akzeptanz der besonderen historischen Verantwortung Deutschlands für die Gräuel des Nationalsozialismus.

Ehrenamtliches Engagement kann die Einbürgerung beschleunigen

Wer Jüdinnen und Juden verachtet, hat keinen Platz in der Bundesrepublik. Ebenso klar ist, dass jede Straftat einer Einbürgerung entgegensteht. Wer besonders gute Integrationsleistungen, beispielsweise ein ehrenamtliches Engagement, für die Gesellschaft vorweist, kann schon nach drei Jahren eingebürgert werden.

„Wir freuen uns, dass wir vor drei Jahren endlich Deutsche werden konnten“, sagen Warda Eibo und ihr Ehemann Yousef Naso, die mit ihren Kindern, der siebenjährigen Katharina und Ivana Kahnom (5), in Henstedt-Ulzburg leben. Die junge Familie, die 2016 aus Syrien floh, ist gut integriert, die Eltern erhielten sofort Arbeit. Während Yousef Naso eine Ausbildung zum Hotelfachmann absolviert, arbeitet Warda Eibo in einer Kita und macht eine Ausbildung zur Erzieherin.

Einbürgerungsfest: Drei Beispiele für eine gelungene Integration

Shamila Usmani flüchtete vor dem frauenverachtenden Terror der Taliban aus Afghanistan und lebt seit 2014 mit Sohn Milad (10) und Tochter Sanna (6) in Henstedt-Ulzburg. Sie ist Pflegerin in einem Pflegeheim, spricht einwandfrei Deutsch und wurde nach Abschluss ihrer Ausbildung eingebürgert.

Pantipa Chuenchat aus Thailand und ihr Ehemann Albert Catala aus Barcelona sind mit den Söhnen Pau (9) und Alex (6) Neubürger in Henstedt-Ulzburg.
Pantipa Chuenchat aus Thailand und ihr Ehemann Albert Catala aus Barcelona sind mit den Söhnen Pau (9) und Alex (6) Neubürger in Henstedt-Ulzburg. © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

Pantipa Chuenchat kommt ursprünglich aus Thailand. Sie lernte in Hamburg Albert Catala aus Barcelona kennen und gründete mit ihm eine Familie. Um den Söhnen, dem neunjährigen Pau und dem sechs Jahre alten Alex, eine ruhige Lebenssituation bieten zu können, zogen sie nach Henstedt-Ulzburg. Chuenchat ist Kursusleiterin an der Volkshochschule Henstedt-Ulzburg und gibt thailändische Kochkurse im Ulzburger Familienzentrum. Catala ist Ingenieur für Umwelt und erneuerbare Energien.

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Während die 192 Neu-Bürgerinnen und -Bürger ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Integrationsarbeit der Behörden sind, warten noch viele Geflüchtete darauf, deutsche Bürgerinnen und Bürger werden zu dürfen, darunter viele Menschen, die die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft dringend braucht. Deren Integration wird indes auch durch eine teilweise rigorose Abschiebepraxis verhindert.