Henstedt-Ulzburg. Manufaktur für alle Kundenwünsche: Was hinter dem Erfolg von Erich Werkmeister steckt und was die Chefs am Standort vermissen.

Bei ihnen ist „Gute Nacht“ nicht nur eine Phrase, sondern eine Mission: Denn was in Henstedt-Ulzburg, bei der Firma Erich Werkmeister, entsteht, hat erheblichen Einfluss darauf, wie bequem und gesund Menschen schlafen können. Hier, in den Produktionshallen am Siebenstücken im Gewerbegebiet an der A7, werden mit großer Sorgfalt Matratzen nach individuellen Wünschen hergestellt, dazu auch Kopfkissen und Unterfederungen. Damit bedient das inhabergeführte Familienunternehmen einen besonderen und zugleich wachsenden Markt.

Von Massenware kann nicht die Rede sein, im Gegenteil. „Wir verkaufen unsere Produkte nicht im Internet. Diese sind sehr beratungsintensiv. Wenn es um den Körper, um die Lebensqualität geht, ist jede Person anders. Man spürt einen gewaltigen Unterschied“, so Hannes Brandtner, einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter. Er hat den Betrieb im letzten Jahr von seinem Vater übernommen, führt diesen mittlerweile gemeinsam mit Aziz Simsek. „Die Zielgruppe wird immer größer, der demografische Wandel spielt uns in die Karten. Die Leute werden immer älter, der gute Schlaf immer wichtiger.“

Matratzen in Handarbeit: Schlafkomfort made in Henstedt-Ulzburg

Bei einem Rundgang stellte Hannes Brandtner (2. v. l.), einer der beiden Inhaber, Bürgermeisterin Ulrike Schmidt und Wirtschaftsförderer Sebastian Döll (r) die Firma vor.
Bei einem Rundgang stellte Hannes Brandtner (2. v. l.), einer der beiden Inhaber, Bürgermeisterin Ulrike Schmidt und Wirtschaftsförderer Sebastian Döll (r) die Firma vor. © Christopher Mey | Christopher Mey

Ursprünglich war der Sitz in Norderstedt, und zwar ab der Gründung 1953. „Im Jahr 2008 sind wir nach Henstedt-Ulzburg gekommen, als dieses Industriegebiet erschlossen wurde. Wir waren einer der ersten Gebäudekomplexe.“ Von dort arbeitet man mit einem Netzwerk von 480 Fachhändlern in Deutschland zusammen. „Es gibt kein Produkt, das fertig ist. Jede Bestellung wird genau angefertigt.“ Und zwar nach den individuellen Wünschen, „das dauert zwei Wochen“. Er ist froh über die „langjährigen, vertrauensvollen Geschäftsbeziehungen“, die man stetig pflege. „Der gehobene Fachhandel ist die wichtigste Säule für unser gehobenes Produktsortiment.“

Die Handarbeit wird großgeschrieben, so wie hier in der Näherei.
Die Handarbeit wird großgeschrieben, so wie hier in der Näherei. © Christopher Mey | Christopher Mey

Einen Werksverkauf gibt es nicht, der Showroom ist für die Händler, die in ihren Läden die Aufträge entgegennehmen. Rund zwei Drittel der 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in der Fertigung. Fast alles geschieht in Handarbeit, hier wird genäht, geschnitten, der Schaumstoff exakt zusammengeklebt. Das hat seinen Wert. Die Preisspanne ist groß, sie fängt bei 750 bis 800 Euro an, geht dann weit in den vierstelligen Bereich. Brandtner: „Es gibt keine Grenzen, weil wir eine Manufaktur sind.“ Runde Matratzen mit vier Meter Radius zum Beispiel, oder solche mit elektrischer Steuerung, gar mit Goldrand, alles ist möglich.

Der geschäftsführende Gesellschafter Hannes Brandtner (l.) hat das Unternehmen von seinem Vater übernommen, als Partner stieg Aziz Simsek mit ein.
Der geschäftsführende Gesellschafter Hannes Brandtner (l.) hat das Unternehmen von seinem Vater übernommen, als Partner stieg Aziz Simsek mit ein. © Christopher Mey | Christopher Mey

Beim Firmenbesuch von Bürgermeisterin Ulrike Schmidt und Wirtschaftsförderer Sebastian Döll wurde offen über den Standort Henstedt-Ulzburg sowie dessen Vor- und Nachteile gesprochen. Die Rohstoffpreise seien weiterhin auf hohem Niveau, so Aziz Simsek, „dann sind da die Infrastruktur-, die Energiekosten, Steuern, Abgaben, all das trifft uns vehement“. Und da richtet er sich an die Gemeinde: Steuererhöhungen (wie zuletzt bei der Gewerbesteuer) sieht ein Geschäftsführer eben nicht mit Begeisterung.

Firmenchefs wünschen sich ein modernes Hotel im Ort

Das Unternehmen erwirtschaftete zuletzt einen zweistelligen Millionenumsatz, investierte über eine Million Euro in Büros und Maschinen. „Wir planen weitere Investitionen in die Infrastrukturen und die Lagerkapazitäten“, so Simsek. Außerdem wolle man die Horst Huth GmbH, einen Großhandel für Polster und Möbel, auf dem Gelände integrieren. „Damit wollen wir die regionale Wertschöpfungskette erweitern.“

Ein großes Plus sei die Anbindung mit der nahen Autobahn. „Wir hätten gerne, dass sich noch mehr Industrie ansiedelt.“ Auch ein modernes Hotel für Geschäftsreisende würde man sich wünschen, generell ebenso Wohnraum, damit hier auch Menschen arbeiten, die im Ort leben. Vielleicht hilft das auch bei der Fachkräftesuche. Denn es sei „ein Riesenproblem, Leute zu finden“, so Hannes Brandtner. Positiv ist dafür die Integration von Flüchtlingen, etwa aus Syrien: Diese können als Näher arbeiten, bringen oftmals viel Know-how mit, da die Textilbranche in ihrem Heimatland ein bedeutender Wirtschaftszweig war.

Die Geschäftsführer Aziz Simsek (l.) und Hannes Brandtner (r.) sprachen mit Bürgermeisterin Ulrike Schmidt und Wirtschaftsförderer Sebastian Döll über die Vor- und Nachteile des Standortes Henstedt-Ulzburg.
Die Geschäftsführer Aziz Simsek (l.) und Hannes Brandtner (r.) sprachen mit Bürgermeisterin Ulrike Schmidt und Wirtschaftsförderer Sebastian Döll über die Vor- und Nachteile des Standortes Henstedt-Ulzburg. © Christopher Mey | Christopher Mey

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Matratzen in Handarbeit: Azubis aus der Gemeinde

„Für uns ist es wichtig, wenn die Mitarbeitenden tatsächlich aus Henstedt-Ulzburg sind, wenn die Azubis hier aufgewachsen sind“, so die Bürgermeisterin. „Ich glaube, es ist uns allen bewusst, dass wir bezahlbaren Wohnraum für junge Familien brauchen.“ Doch in der Politik gebe es beim Thema des Wachstums „unterschiedliche Fraktionen“. Generell zeigte sie sich angetan. „Es ist immer wieder spannend, was für vielfältige Unternehmen in Henstedt-Ulzburg angesiedelt sind.“

Und der Wirtschaftsförderer verriet: „Wir haben als Gemeinde Flächen erworben, die wir jetzt erschließen – den Streifen zwischen Rewe und Kluth. Die Busanbindung ist besser geworden, gerade mit HVV Hop.“ Aber da müsse man sehen, wie die Finanzierung ohne Bundesmittel weitergehe. Er bestätigte zudem: „Das Hotel ist ein Punkt, der von mehreren Firmen an uns herangetragen wurde.“