Norderstedt. Regionalliga-Kicker haben zuletzt zwei Niederlagen kassiert. Wie im Duell mit dem Zweitliga-Nachwuchs die Trendwende gelingen soll.
Am 6. März dieses Jahres schaute besonders prominenter Besuch im Edmund-Plambeck-Stadion vorbei. Der damals noch neue HSV-Trainer Steffen Baumgart sah sich an einem kühlen Mittwochabend das ungefährdete 3:0 der U 21 des Hamburger SV im Derby bei den Regionalliga-Fußballern von Eintracht Norderstedt an
Nach der Partie im Frühjahr wurde bei den Garstedtern auf stilvolle Weise die Zurückstufung von Cheftrainer Trainer Max Krause zum Co-Trainer verkündet. Jean-Pierre Richter übernahm das Kommando auf der Bank, schaffte den Klassenerhalt, holte saisonübergreifend in 18 Partien satte 28 Punkte. Ein halbes Jahr später ist nun wieder der HSV II an einem Mittwochabend um 19 Uhr im Edmund-Plambeck-Stadion zu Gast. Als 16. – aber zuletzt vier Punkten aus zwei Spielen und mit aufsteigender Tendenz. Ob Steffen Baumgart wieder zusehen wird, ist bislang nicht überliefert.
Derby gegen den HSV: Acht Norderstedter Spieler fallen aus
Die Eintracht jedenfalls, aktuell Neunter, wird den nach zwei Niederlagen in Serie (1:5 bei Holstein Kiel II, 1:2 daheim gegen Weiche Flensburg) von der Papierform her nicht in bester Besetzung betreten. Mit dem zentralen Offensivspieler Phil Sieben (Oberschenkelzerrung) fällt ein weiterer Akteur aus, die Verletztenliste ist mittlerweile auf acht Spieler angewachsen. „Momentan nehmen wir aus jeder Partie einen Ausfall mit. Ich bin froh, dass wenigstens Nathan Winkler wieder dabei sein kann“, so Coach Richter.
Ein weiteres großes Thema: die Torhüterfrage. Richters Kommunikation zu diesem Punkt ist zumindest ungewöhnlich. Gerade auf der Position zwischen den Pfosten setzen Trainer normalerweise auf eine klare Nummer eins. Greift die zu oft daneben, ist einer der beiden Ersatzmänner dran.
Torhüterfrage: Eintracht-Coach Richter wartet Abschlusstraining ab
Richter stellte den in der kompletten Vorbereitung verletzten Arne Exner am vierten Spieltag etwas überraschend beim gegen den FC St. Pauli II für den bis dahin tadellos haltenden Ersatzmann Dave Ceesay ins Tor. Doch beim 1:5 gegen Holstein Kiel und beim 1:2 gegen den SC Weiche Flensburg 08 patzte der Schlussmann. Die Fragen nach Exners Status beantwortet Richter seitdem mit Sätzen wie „Alle stehen auf dem Prüfstand“.
Vor dem Match gegen den HSV II möchte sich der Übungsleiter von Eintracht Norderstedt nicht einmal auf Exners Einsatz festlegen lassen. „Wir haben ja am Dienstagabend noch das Abschlusstraining. Es gibt einige Ideen, wer im Tor spielen wird. Aber wir warten die letzte Übungseinheit ab.“ Will Richter Exner kitzeln? Oder nimmt er gegen den HSV II erneut einen Torwartwechsel vor?
„Sportliche Entscheidungen liegen zu 100 Prozent beim Trainer“
„Sportliche Entscheidungen liegen zu 100 Prozent beim Trainer“, sagt Norderstedts Sportchef Denny Schiemann zu dem Thema. „Arne ist vor der Saison als Nummer eins ins Rennen gegangen und hat sich nach seiner Verletzung durch die Trainingseindrücke die Rückkehr ins Tor verdient. Sicher sah er jetzt nicht immer gut aus, aber unser Vertrauen in ihn ist groß. Wobei Dave Ceesay leistungsmäßig nun näher an ihm dran ist und auch Fynn Hegerfeldt Druck machen soll, damit die Leistungsdichte bei unseren Torhütern hoch bleibt.“
Apropos Leistungsdichte: Die soll auch im Angriff noch erhöht werden. Wie das Abendblatt erfuhr, hat Eintracht Norderstedt die Suche nach einem zentralen Stoßstürmer noch nicht zu den Akten gelegt. Bis zur Schließung des Transferfensters Ende August konnte zwar keine Option realisiert werden. Aber ein vertragsloser Stürmer soll, wenn es möglich ist, noch kommen.
Derby gegen den HSV: Eintracht erwartet spannenden Gegner
„Wir befinden uns im Gespräch mit einem Spieler. Es zieht sich noch ein bisschen. Selbst wenn das nicht klappen würde, werden wir die Augen weiter offen halten“, sagt Schiemann. Ein Neuner, also ein Spieler auf der früheren Position der Eintracht-Legende Jan Lüneburg, würde für die zurzeit mit zwei Angreifern aus dem Halbraum agierenden Norderstedter die taktische Flexibilität in der Offensive deutlich erhöhen – und Trainer Jean-Pierre Richter erfreuen.
Dieser erwartet nun mit dem HSV II „einen spannenden Gegner mit einem sehr guten Trainer Loic Favé. Wir spielen gegen einen tollen Verein mit vielen talentierten Spielern“, befindet Richter. „Die Herausforderung wird es sein, nun unsere Stärken wieder klar auf den Platz zu bringen.“
Mehr aus der Region
- Endlich: Wichtige Kreuzung am Friedrichsgaber Weg in Norderstedt wird umgebaut
- Wie traurig: Kein Interesse an Norderstedts Stadtgeschichte?
- Karl-May-Spiele Bad Segeberg: 400.000. Besucherin räumt Euro-Schatz ab
Von einer eventuellen Krise im Falle der dritten Punktspielniederlage in Serie wollen weder Richter noch Sportchef Schiemann etwas wissen. Letzterer sagt: „Wir stehen nach sechs Spieltagen im Mittelfeld der Tabelle. Das ist völlig in Ordnung. Auch bei einer Niederlage würde ich gelassen bleiben. Aber wir haben nun die Chance, dem starken, aber auch jungen HSV II zu zeigen, wie eine gestandene Herrenmannschaft, die schon lange in der Regionalliga Nord dabei ist und schon einiges erlebt hat, Fußball spielt. Und diese Chance wollen wir nutzen.“