Norderstedt. Luis Coordes bringt Regionalliga-Club gegen VfB Oldenburg früh in Führung – und beweist anschließend weitere beeindruckende Qualitäten.
Ein spezielles Lob von einem weiblichen Fan erhielt Ex-St.-Pauli-Profi Luis Coordes (25), zu Saisonbeginn verpflichteter Offensivakteur der Regionalliga-Fußballer von Eintracht Norderstedt, nach dem 2:0 gegen den VfB Oldenburg.
„Du hast nach deinem Tor einen schönen Salto geschlagen. Das hat der Prinz auch immer gemacht“, verwies die Frau auf Salto-König Kevin Prinz von Anhalt, der die Garstedter vor Beginn der Saison 2024/2025 verlassen hat. Coordes schaute erfreut. „Ganz ehrlich! Klasse Spiel von dir und ein Klassetor“, lobte die Zuschauerin ihn daraufhin weiter.
Eintracht Norderstedt: Außenbahnspieler feiert Treffer auf besonders Art
Die Anerkennung hatte sich Coordes, der nach 45 Sekunden mit dem 1:0 einen der schnellsten Treffer der Garstedter in deren elfjähriger Historie in der Regionalliga Nord erzielte, absolut verdient – und die Metapher des Saltos passt bei tieferer Betrachtung durchaus zur Karriere des flinken Außenbahnspielers.
Fünf Jahre lang spielte er in der Jugend bei Eintracht Norderstedt (2009 bis 2014), bevor er über die Nachwuchsteams des Hamburger SV, des VfL Lüneburg, des MTV Treubund Lüneburg und des FC St. Pauli 2018 mit nur 19 Jahren als großes Talent den Sprung in die erste Mannschaft des FC St. Pauli in die 2. Bundesliga schaffte. Eine Karriere als Vorwärts-Salto.
13 Zweitliga-Einsätze in der Profimannschaft des FC St. Pauli
Doch in seinen vier Profijahren spielte Coordes häufiger in der zweiten Mannschaft der Kiezkicker als in der ersten Mannschaft, in der er es auf 13 Einsätze brachte. Spätestens die weiteren Stationen VfB Stuttgart II und FC Teutonia 05 glichen für den in der Dominikanischen Republik geborenen Coordes (ein Länderspiel) eher einem Rückwärts-Salto. Nun ist er zum Club von der Ochsenzoller Straße zurückgekehrt, bei dem er schon als Junge dem Ball hinterherjagte.
„In meiner Karriere gab es viele Höhen und Tiefen. Momentan bin ich fit. Aber ich muss neben dem Platz immer etwas tun, damit das auch so bleibt“, sprach Luis Coordes nach dem Auftakt gegen Oldenburg einen wesentlichen Faktor an, der einer größeren Karriere bislang im Wege stand. Immer wieder warfen ihn Verletzungen zurück. In sechs Jahren Herrenfußball hat er es „nur“ auf 93 Einsätze gebracht, das ist ein Schnitt von nur 15,5 pro Saison.
Eintracht-Trainer: „Wir kennen seine Qualitäten. Deshalb haben wir ihn geholt“
Auch gegen den VfB Oldenburg musste Coordes verletzt vom Feld. Mitte der zweiten Halbzeit erhielt er einen Tritt gegen den rechten hinteren Oberschenkel. „Ich habe ein Eisbein bekommen“, beschrieb er diesen Pferdekuss, der ihn in der 69. Minute zum Verlassen des Feldes zwang. Weit nach Spielschluss humpelte er immer noch.
Bis zu seiner Auswechslung hatte Luis Coordes im 3-5-2-System auf seiner Seite vor allem in der ersten Halbzeit für Alarm gesorgt. Ein Geniestreich, das frühe Volleytor nach nur 45 Sekunden, steigerte sein Selbstvertrauen noch; immer wieder zog er über die rechte Seite auf und stürzte die Oldenburger Abwehr mit starken Dribblings und guten Pässen in Verlegenheit. „Im Umschaltspiel ist Luis mit seiner Geschwindigkeit und Dynamik für den Gegner schwer zu greifen. Wir kennen seine Qualitäten. Deshalb haben wir ihn geholt“, sagte sein Trainer Jean-Pierre Richter.
Eintracht Norderstedt: Luis Coordes hilft auch in der Defensive aus
Was den Coach mindestens ebenso gefreut haben dürfte: Coordes beackerte die rechte Bahn auch defensiv stark, rückte bei Angriffen der Niedersachsen immer wieder in den Abwehrverbund mit ein und leistete wertvolle Defensivarbeit. Den Ruf, diesen weniger applausträchtigen Teil des Fußballspiels nicht ganz so zu lieben, erwarb er sich unter anderem beim FC St. Pauli. Defensiv sei Coordes nicht kernig genug, lautete dort ein unter der Hand gesprochenes Urteil über ihn.
Mehr aus der Region
- Norderstedt: „Das kann er uns nicht antun“ – Kostas schließt Restaurant
- Karl-May-Spiele: Ein echter Todesschuss ist nicht möglich
- Abenteuerreise in die Mongolei: Reporterin erfüllt sich Lebenstraum
„Es war mit der Zeit ganz schön anstrengend, die ganze Seite rauf- und runterzulaufen. Vorne kann ich meine Qualitäten und Laufstärke in Eins-gegen-eins-Duellen gut einsetzen. Aber der Trainer erwartet von mir, dass ich nicht nur an die Aktionen vorne denke, sondern auch hinten helfe. Das mache ich natürlich“, sagte Coordes nach dem überraschenden Auftaktsieg von Eintracht Norderstedt.
Gegen den VfB Oldenburg hat der Ex-Profi somit ein erstes Ausrufezeichen gesetzt und gezeigt, dass mit ihm wieder zu rechnen ist. Passend dazu könnte Luis Coordes nach seinem nächsten Treffer zur Freude des weiblichen Fans wieder einen Salto schlagen. Selbstverständlich vorwärts.