Norderstedt. Fußball-Regionalligist empfängt den VfB Oldenburg im Edmund-Plambeck-Stadion. Das neue Aufgebot und die Hoffnungsträger im Kader.

Bei der Frage nach seinem größten Wunsch für die Saison 2024/2025 muss Denny Schiemann, der Sportchef der Regionalliga-Fußballer von Eintracht Norderstedt, nicht lange überlegen. „Bitte kein Herzschlagfinale mehr! Wir möchten den Klassenerhalt so rasch wie möglich schaffen“, sagt Schiemann.

Eine Woche habe er gebraucht, um nach der vergangenen Spielzeit überhaupt zu realisieren, welche Last von ihm abgefallen sei. Erst durch ein 2:0 beim SC Weiche Flensburg 08 am letzten Spieltag rettete sich Eintracht Norderstedt endgültig vor dem Abstieg. Das war am 18. Mai. Nun steht für die Garstedter, knapp zweieinhalb Monate später, am Sonntag im Heimspiel gegen den VfB Oldenburg (14 Uhr, Edmund-Plambeck-Stadion), der Auftakt zur zwölften Regionalliga-Saison in Folge vor der Tür.

Eintracht Norderstedt geht mit positiver Energie in die neue Saison

„Ein kurzer Blick zurück kann zuvor nicht schaden“, findet Eintracht-Trainer Jean-Pierre Richter, unter dem den Norderstedtern mit 20 Punkten in zwölf Spielen ein fulminanter Schlussspurt samt Happy End gelang. „In diesen sehr intensiven zwei Monaten am Saisonende haben wir alle im Verein in einer sehr kritischen Situation die absolute Bereitschaft und Hingabe gezeigt, um die Regionalliga Nord zu halten. Das war eine sehr intensive und fordernde Zeit – aber sie hat sich auch gelohnt. Wir haben positive Energie freigesetzt, die wir in die neue Spielzeit mitnehmen wollen.“

„Wir“ bedeutet auf den Kader bezogen ein zu 40 Prozent neues Team. Mit Torwart Lars Huxsohl (FC Teutonia 05), den Verteidigern Juri Marxen (Eimsbütteler TV), In-cheol Choi und Kevin Kling (beide vereinslos), den Mittelfeldakteuren Marc Bölter (FC St. Pauli II), Eric Gueye (Rot-Weiß Oberhausen) und Jonas Behounek (sechsmonatiger Aufenthalt in Australien) sowie den Stürmern Kevin von Anhalt (vereinslos), Noah Awuku (SV Todesfelde) und Noah Musse (Eimsbütteler TV) haben zehn Spieler den Verein verlassen.

Innenverteidiger Fabian Grau (r.) spielte schon von 2019 bis 2023 für Eintracht Norderstedt und ist von den Pittsburgh Panthers aus den USA zurückgekehrt. 
Innenverteidiger Fabian Grau (r.) spielte schon von 2019 bis 2023 für Eintracht Norderstedt und ist von den Pittsburgh Panthers aus den USA zurückgekehrt.  © Marcus Sellhorn | Marcus Sellhorn

Elf neue Spieler gehören zum 27 Mann starken Aufgebot

Im Gegenzug darf die Eintracht elf neue Gesichter in ihrem 27 Mann starken Kader begrüßen. Kurios wird es dabei gleich auf der Torwartposition, wobei Neuzugang Fynn Hegerfeldt (23/SV Drochtersen/Assel) dafür nichts kann. Stammkeeper Arne Exner (28) verbrühte sich nämlich beim Inhalieren, indem er sich heißes Wasser versehentlich auf die Beine schüttete, was sogar eine Hauttransplantation notwendig machte.

„Arne hat nicht eine Trainingseinheit in der Vorbereitung gemacht. Es wäre vermessen zu sagen, dass er gegen Oldenburg im Tor steht“, sagt Coach Richter. Für Talent Hegerfeldt dürfte also gegen Oldenburg möglicherweise gleich die unerwartete Bewährungsprobe anstehen; es sei denn, Youngster Dave Ceesay erhält den Vorzug. 

Innenverteidiger Fabian Grau ist aus den USA nach Norderstedt zurückgekehrt

In der Abwehr soll Henok Tewolde (22/ETV) rechts hinten mit seiner Dynamik Juri Marxen ersetzen, in der Innenverteidigung steht für den bisherigen Norderstedter U-23-Kapitän Lars Kuchenbecker (21) ein Lehrjahr an. Königstransfer ist zweifellos der Ex- und Neu-Norderstedter Fabian Grau. Von 2019 bis 2023 verteidigte Grau auf hohem Niveau bei der Eintracht, wechselte dann in die USA an die Universität Pittsburgh zu den Pittsburg Panthers.

Nun ist er zurück. „Fabian ist ein absoluter Top-Mann mit tollen Qualitäten, der auch andere Spieler besser machen kann. Allerdings hat er nun ein halbes Jahr nicht gekickt, weil es in den USA an den Universitäten keine Rückrunde gibt“, sagt Richter. Trotz fehlender Spielpraxis dürfte Grau gesetzt sein.

Phil Sieben kommt vom Traditionsclub Rot-Weiß Oberhausen (Regionalliga West) und soll das Norderstedter Mittelfeld beleben.
Phil Sieben kommt vom Traditionsclub Rot-Weiß Oberhausen (Regionalliga West) und soll das Norderstedter Mittelfeld beleben. © Marcus Sellhorn | Marcus Sellhorn

Mit Jack James und Manuel Brendel stehen nur zwei Mittelstürmer im Kader

Im defensiven Mittelfeld soll Moritz Niemann (28/USC Paloma) seine körperliche Robustheit einbringen, auf der Außenbahn wird von Ex-St.-Pauli–Profi Luis Coordes (25/FC Teutonia 05) und dem zurzeit noch an den Folgen einer Sprunggelenksverletzung laborierenden Marcell Sobotta (27/Kickers Emden) frischer Wind erwartet. Talent Falk Gross (19/Niendorfer TSV) ist im zentralen Mittelfeld variabel einsetzbar. Für kreative Momente in diesem Bereich sollen Phil Sieben (25/Rot-Weiß Oberhausen) und Lucas Camacho (21/FC Süderelbe) sorgen.

Der Angriff wurde nur durch Jack James (18) aus der eigenen U-19-Mannschaft verstärkt, der dort ein starkes Jahr spielte und Ende vergangener Spielzeit schon beim Regionalligateam reinschnuppern durfte. Auffällig: Mit dem talentierten James und Manuel Brendel sind nur zwei echte Neuner im Kader. Ist das Aufgebot also zu dünn besetzt?

„Wir haben viele Spieler, die Tore schießen können“

„Wir haben viele Spieler, die Tore schießen können“, kontert Richter. In der bisherigen starken Vorbereitung schoss Brendel sechs Tore, James traf immerhin viermal. Und zur Wahrheit gehört auch: Eintracht Norderstedt hat seinen Etat gesenkt. Ein weiterer echter klassischer Mittelstürmer wäre wohl schlicht nicht zu bezahlen gewesen.

„Wir befinden uns in einem Riesenumbruch. Aber das ist eine spannende Herausforderung. Ich bin mit dem Kader absolut zufrieden und von jedem einzelnen Spieler total überzeugt“, sagt Richter.

Eintracht Norderstedts Trainer Jean-Pierre Richter schaffte mit seinem Team am letzten Spieltag der Serie 2023/2024 den Klassenerhalt.
Eintracht Norderstedts Trainer Jean-Pierre Richter schaffte mit seinem Team am letzten Spieltag der Serie 2023/2024 den Klassenerhalt. © Michael Eggert | Michael Eggert

Mehr aus der Region

Zusätzlich zu einer Saison mit guten Leistungen und einer soliden Platzierung in der Regionalliga Nord, so weit weg von Abstiegsängsten wie möglich, soll der fatale Trend im Lotto-Pokal gestoppt werden. 2022 scheiterte Norderstedt im Halbfinale, 2023 im Achtelfinale, 2024 in der dritten Runde. Jedes Jahr zwei Runden schlechter? So soll es nicht weitergehen!

„Ich weiß, wie schön es ist, den Hamburger Pokal zu gewinnen“, sagt Richter. 2019 siegte er im Finale mit Oberligist TuS Dassendorf – übrigens gegen Eintracht Norderstedt – mit 2:1. „Wir wollen den Trend umkehren und in diesem Jahr im Pokal wieder so weit wie möglich kommen“, so der Coach. 

Eintracht Norderstedt: 13:0-Erfolg im Hamburger Oddset-Pokal gegen SV Bergstedt

Der erste Schritt ist gemacht: In der ersten Runde des Cupwettbewerbs setzte sich der Regionalligist mit 13:0 (4:0) beim Kreisliga-Club SV Bergstedt durch. Torschützen waren Ersin Zehir (4. Minute), Phil Sieben (18./40.), Jack James (45./89.), Nick Selutin (52./53.), Moritz Frahm (55./57.), Florian Meier (61./82.), Jorge Camacho (73.) und Falk Gross (84.).