Henstedt-Ulzburg. Tarifkonflikt: Ärzteschaft des Krankenhauses in Henstedt-Ulzburg fordert Angebot der Klinikleitung. Sonst werde bald wieder gestreikt.

Die von der Ärztegewerkschaft Marburger Bund vertretenen Medizinerinnen und Mediziner der Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg hatten am Donnerstag letzter Woche damit gedroht, ihren Streik am heutigen Montag in der Klinik fortzuführen. Für die Patientinnen und Patienten hätte dies bedeutet, dass die Besetzung im Krankenhaus wieder auf das Niveau des Wochenendbetriebes geschrumpft wäre, dass nur die Notfallversorgung gewährleistet worden wäre und alle aufschiebbaren Operationen und Behandlungen hätten verlegt werden müssen.

Doch es gab Entwarnung am Montag. Die Ärztinnen und Ärzte traten ihren Dienst nach Plan an. Wenngleich der Arbeitgeber ihrer Forderung nicht nachgekommen war, ein neues Tarifangebot vorzulegen. „Es gibt kein neues Angebot, aber es gibt heute auch keine Fortsetzung des unterbrochenen Streiks“, sagt eine Sprecherin des Marburger Bundes am Montagmorgen. „Die Klinikleitung hat uns nichts vorgelegt. Deswegen müssen wir uns nun beraten, ob wir den Streik zeitnah fortsetzen.“ Einen Zeithorizont für eine mögliche Fortsetzung des seit 18. Juni ausgerufenen, unbefristeten Streiks, nannte die Sprecherin nicht.

Paracelsus-Klinik: Ärzteschaft will Bezahlung wie in Hamburg

Hintergrund ist der Streit um die Bezahlung der Ärztinnen und Ärzte: Die Tarifverhandlungen zwischen dem Marburger Bund Schleswig-Holstein und der Paracelsus Klinik Henstedt-Ulzburg laufen seit Wochen ergebnislos. Anfang letzter Woche wurde der Streik für neue Verhandlungen unterbrochen. Doch die Gespräche wurden am Mittwoch ergebnislos abgebrochen.

„Wir haben im Vorfeld gesagt, wir sind bereit, wieder Verhandlungsgespräche zu führen, wenn uns ein verhandelbares Angebot vorgelegt wird“, sagt Michael Wessendorf, Vorsitzender des Marburger Bundes Schleswig-Holstein. „Der Arbeitgeber hat sich heute – in der fünften Verhandlungsrunde – erneut nicht ausreichend bewegt und weitgehend an seinem letzten Angebot festgehalten.“

Damit sei keine vergleichbare Bezahlung mit anderen Kliniken für die Ärztinnen und Ärzte der Paracelsus Klinik Henstedt-Ulzburg zu erreichen. „Erst besteht der Arbeitgeber auf ein Gespräch, die Ärztinnen und Ärzte sind bereit, ihren unbefristeten Streik zu unterbrechen, und dann verweigern sie eine spürbare Bewegung in Richtung eines vernünftigen Kompromisses im Sinne der Beschäftigten. So verhandelt niemand, der an einem ernsthaften Ergebnis interessiert ist“, kritisiert Wessendorf.

Paracelsus-Klinik: Überrascht und enttäuscht

Die Leitung der Paracelsus Klinik zeigte sich überrascht von den Äußerungen Wessendorfs und enttäuscht über die jüngste Entwicklung in den Tarifverhandlungen mit dem Marburger Bund. „Trotz unseres zuletzt deutlich verbesserten Angebots hat die Ärztegewerkschaft dieses erneut abgelehnt. Wir haben in den letzten Monaten intensiv verhandelt und stets die Bereitschaft gezeigt, einen fairen Kompromiss zu finden. Unser letztes Angebot beinhaltet eine signifikante Verbesserung der Vergütung sowie eine stufenweise Angleichung an das Niveau des Tarifvertrages für kommunale Krankenhäuser“, teilte die Klinik mit.

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„Die erneute Ablehnung unseres Angebots durch den Marburger Bund ist für uns nicht nachvollziehbar. Das Verhalten der Gewerkschaft sehen wir als nicht zielführend an“, sagte der Klinikgeschäftsführer Sebastian Margaschewski. Die Androhung weiterer Streikmaßnahmen findet er „unangemessen und kontraproduktiv für die Fortsetzung konstruktiver Verhandlungen“. Das Ziel sei es, einen Tarifabschluss zu erzielen, der die „Interessen beider Parteien berücksichtigt und gleichzeitig die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten sicherstellt“.

Marburger Bund: Streitpunkt ist die Laufzeit

Das Angebot des Arbeitgebers sieht vor, dass alle ärztlichen Beschäftigten, die dem Tarifvertrag des Marburger Bundes unterliegen, als Vollzeitkraft eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro in diesem Jahr erhalten, Teilzeitbeschäftigte eine Inflationsausgleichsprämie unter Berücksichtigung ihrer vertraglich festgelegten Arbeitszeit.

Dazu gebe es in diesem Jahr rückwirkend ab April 2024 eine lineare Erhöhung der Entgelttabelle um 3 Prozent und eine weitere Erhöhung ab Dezember 2024 um 4 Prozent. Zusätzlich werde es ab März 2025 eine weitere Erhöhung um 3 Prozent und ab Dezember 2025 nochmals eine um 5 Prozent geben. Zusammengezählt komm man so auf die vom Marburger Bund geforderten 15 Prozent. Diese tarifliche Regelung soll bis zum 31. Dezember 2025 gelten.

„Der Arbeitgeber möchte das einer Laufzeit von zwei Jahren gewährleisten. Wir fordern aber eine Laufzeit von einem Jahr“, sagt eine Sprecherin des Marburger Bundes. In dieser Frage gebe es überhaupt keine Bewegung der Gegenseite.