Norderstedt/Hamburg. Sie ist Sportstudentin und bekannte Größe im Fußball in Norderstedt: für Nina Wojna ist der freiwillige Einsatz bei der UEFA ein Traum.

Für Nina Wojna (21) aus Norderstedt sind es aufregende Wochen. Erst der Aufstieg mit ihren Fußballerinnen von TuRa Harksheide in die Oberliga. Dann wurde sie am letzten Spieltag der Saison 23/24 auch noch als erste Frau überhaupt in der Geschichte von TuRa Harksheide in einem Spiel bei den 2. Herren eingesetzt und schoss auch noch zwei Tore. Die Krönung des Ganzen dürfte für die Studentin des Sportmanagements nun ihr Einsatz als Volunteer, also freiwillige Helferin bei der Organisation der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland sein.

Wojna ist eine von 16.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die bundesweit während der vier EM-Wochen in den zehn Gastgeberstädten der Spiele am Stadion oder bei den Fan-Festen eingesetzt werden. Allein in Hamburg hat Nina Wojna 1600 freiwillige Kolleginnen und Kollegen. Beworben hatten sich für die 25 unterschiedlichen Einsatz-Bereiche im Transport, bei der Anti-Doping-Kontrolle, im Ticketing oder der Social-Media-Abteilung der UEFA über 10.000 Menschen.

EM-Volunteer: Sie nimmt die Fans in Empfang

Nina Wojna arbeitet seit Beginn der EM auf dem Heiligengeistfeld bei der Fan-Anlaufstelle. „Meine Hauptaufgabe ist es, die Fans in Hamburg willkommen zu heißen. Ich gehe offen auf die Leute zu und frage, ob sie Hilfe brauchen oder Wünsche haben. Sie können sich hier bei uns auch einfach mal hinsetzen und zur Ruhe kommen. Das kam bei den Menschen aus allen Nationen bisher sehr gut an.“

Das Infocenter liegt direkt an der U-Bahn-Station St. Pauli. Die Fans, die auf dem Weg zum Fan-Fest und dem Public Viewing auf dem Heiligengeistfeld sind, müssen direkt bei Nina Wojna und ihren Kollegen vorbei. Das Camp ist ausgestattet mit Liegestühlen, Graffiti-Wänden zum Besprühen oder einer Playstation 5, auf der man die EM-Partien nachspielen kann.

EM-Volunteer: Spannende Treffen mit Fans aus aller Welt

Nina Wojna begrüßt die drei Georgierinnen Gvantsa, Sophie und Mariam (v. l.) beim Fan-Fest in Hamburg.
Nina Wojna begrüßt die drei Georgierinnen Gvantsa, Sophie und Mariam (v. l.) beim Fan-Fest in Hamburg. © Michael Eggert | Michael Eggert

Nina Wojna mag es, mit Menschen aus aller Welt in Kontakt zu kommen. So wie mit den gebürtigen Georgierinnen Gvantsa, Sophie und Mariam, die allesamt in Hamburg wohnen. „Das ja die erste EM-Teilnahme von Georgien. Wir sind mit ganzem Herzen dabei. Wenn dann noch jemand da ist wie Nina, der dir direkt helfen und etwas erklären kann, dann hilft uns das sehr in dieser Umgebung klarzukommen“, lächelt Gvantsa Mkhritze, ehe sie aus den Händen von Nina Wojna noch ein paar Info-Broschüren und Fan-Guides zu Stadien und EM-Städten erhält.

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„Mein spannendstes Gespräch hatte ich mit einem Mann aus den USA. Der besucht seit 2006 jedes großes Fußballevent auf der Welt. Immer nimmt er sich dabei auch die Zeit, mit den jeweiligen Volunteers vor Ort ins Gespräch zu kommen“, sagt die Norderstedterin. Ihr absolutes Highlight war bislang die Partie Kroatien gegen Albanien, mit dem späten 2:2-Ausgleich der Albaner. „Die haben danach hier noch bis nachts um halb zwei gefeiert. Alles friedlich und fröhlich. Es ist generell eine tolle Atmosphäre“, schwärmt die TuRa-Kickerin.

Neue Freundinnen finden auf dem Fan-Fest

Beworben hatte sich Wojna schon vor über einem Jahr. Nach einem Casting erhielt sie dann die Zusage und war happy: „Ich wollte unbedingt Teil dieser Heim-EM sein. Wann hat man das schon einmal. Außerdem kann ich so Praxiserfahrungen für mein Studium sammeln“. Geld bekommen die Volunteers nicht. Dafür dürfen sie ihre Euro-Outfits behalten.

Bei einem Treffen im Vorwege wurden alle auf die EM eingeschworen und erhielten einen Verhaltenskodex: Rauchen und Alkohol trinken sind in der Uniform nicht erlaubt. Großer Wert wird auf Körpersprache, Ausstrahlung und Freundlichkeit gelegt. „Das sollte aber eigentlich selbstverständlich sein, wenn man so einen Job hier macht“, sagt Nina Wojna.

Die hat in ihrer Volunteer-Kollegin Martina Ganswig (54) schon nach relativ kurzer Zeit eine Gleichgesinnte getroffen. „Wir haben uns gesucht und gefunden. Toxic Twins werden wir schon genannt. Genau dafür ist dieses Programm doch da. Spaß haben, Leuten helfen und Netzwerken“, sagt Martina Ganswig, die im Berufsleben Kundenbetreuerin einer Hamburger Reederei ist und früher in Henstedt-Ulzburg und Norderstedt Handball gespielt hat.

EM-Volunteer: „Ein bisschen tanzen dürfen wir auch“

Nina Wojna ist meist zweimal in der Woche im Einsatz. Die Schichten dauern von 12 bis 18.30 Uhr und von 18 bis 24 Uhr. „Ich habe hier schon so viele wertvolle Erfahrungen für mich sammeln können. Die Fans sind alle fröhlich, tanzen, singen und versuchen uns dann auch schon mal dazu zu holen. Ein bisschen mit denen tanzen dürfen wir ja auch. Das kommt auch gut an.“

Von den Spielen bekommt Nina Wojna manchmal gar nicht so viel mit, obwohl sie mitten auf dem Fan-fest steht. Ihr Fan-Camp ist zwar bestens ausgestattet und lädt zum Verweilen ein. Es fehlt jedoch ein TV-Gerät. „Wenn dann nicht gerade auf dem Fan-Fest das Spiel auf der Großbildleinwand gezeigt wird, müssen wir aufs Handy ausweichen“, sagt Wojna.