Tangstedt. Nach sieben Jahren Planung für Kuhteich-Wohngebiet: Unternehmen Semmelhaack zieht sich zurück. Die Gründe – und was nun passiert.

Große Hoffnungen hatte die Gemeinde Tangstedt in dieses Projekt gesetzt: Auf einer Wiese an der Hauptstraße, unmittelbar beim Nahversorgungszentrum mit Edeka und Aldi vor der Haustür, sollte ein neues Wohngebiet entstehen. „Kuhteich“, unter diesem Titel liefen die Planungen über viele Jahre, denn so heißt die kleine Straße im anliegenden Quartier Eichholzkoppel. Auch ein Konzept stand eigentlich bereits fest. Doch nun ereilte Bürgermeister Jens Kleinschmidt (FDP) eine Hiobsbotschaft: Der Investor, das Immobilienunternehmen Semmelhaack aus Elmshorn, zieht sich zurück.

Wie kann das sein? Noch im Januar hatte die Ortspolitik einstimmig das Bauleitverfahren auf den Weg gebracht, zuvor hatte man in vielen Verhandlungsrunden ein Konzept erarbeitet. Es ging um maximal 42 Wohnungen, unterteilt in fünf Bungalows sowie drei Gebäude mit jeweils drei Geschossen. 47 Stellplätze waren vorgesehen, die Erschließung würde über die Hauptstraße erfolgen. Durch Barrierefreiheit wären die Häuser insbesondere für Senioren interessant gewesen. Schon 2023 hatte die Gemeinde mit Semmelhaack einen Vertrag über den Verkauf des Areals vereinbart, das ist nun hinfällig.

Bau-Schock: Investor stoppt wichtiges Projekt in Tangstedt

Die unbebaute Kuhteich-Fläche (Archivfoto).
Die unbebaute Kuhteich-Fläche (Archivfoto). © Christopher Mey | Christopher Mey

„Der Investor hat nun mitgeteilt, dass er sich aus unternehmerischen Gründen aus dem Verfahren zurückzieht und die Verträge mit der Gemeinde auflösen möchte“, so Bürgermeister Kleinschmidt in einer Stellungnahme. „n der Begründung verweist das Unternehmen insbesondere auf ökonomische Beweggründe wie dem Wegfall von Förderprogrammen.“

Tangstedt bedauere die Entscheidung, da man in den letzten Jahren „intensiv an einer Verwirklichung des Vorhabens gearbeitet“ hatte. Dabei seien „auch die Anwohner verstärkt in das Verfahren einbezogen“ worden, „um eine für alle Beteiligten bestmögliche Bebauung der Fläche zu ermöglichen“. Als Knackpunkte gelten neben der Gebäudehöhe auch die Abstände Bungalows im nördlichen Teil zu den Nachbargrundstücken beziehungsweise den dortigen Gärten.

Viele Anwohner sahen das Neubauvorhaben kritisch

Kleinschmidt deutet an: „Eine angestrebte Einigung zwischen den Anwohnern und dem Investor kam jedoch nicht zustande, da diese von einigen Anwohnern letztendlich nicht mitgetragen wurde. Dieser Umstand fand seitens des Investors in seiner unternehmerischen Abwägung wahrscheinlich ebenfalls Berücksichtigung.“

Jens Kleinschmidt (FDP), Bürgermeister von Tangstedt, zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung des Wohnungsbauunternehmens.
Jens Kleinschmidt (FDP), Bürgermeister von Tangstedt, zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung des Wohnungsbauunternehmens. © Christopher Mey | Christopher Mey

Auf Abendblatt-Anfrage äußert sich Hartmut Thede, Leiter für Projektentwicklung bei Semmelhaack. Gemeinsam habe man sich „seit nunmehr circa sieben Jahren mit großem Engagement und zielführend in einem stets offenen Verfahren für eine Realisierung des Vorhabens eingesetzt, umfangreiche Planungen vorangetrieben und zahlreiche Abstimmungen durchgeführt“. Für den Rückzug nennt er mehrere Gründe, wobei er mögliche Dissonanzen mit Anwohnern ausklammert. Vielmehr hätten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen während der langen Planungsphase verändert.

Semmelhaack: Schwerpunkt künftig „nicht mehr im ländlichen Raum“

„Der Fortfall der KfW-Förderung, insbesondere aber der Fördermittel-Stopp in Schleswig-Holstein und die Ungewissheit der weiteren Fördergebietskulisse“ hätten, „verbunden mit den immer noch hohen Baukosten und den Bedingungen im Finanzierungsbereich“ zu der Entscheidung geführt. Thede verweist auf die Strategie der Landesregierung, wonach größere Städte und Kommunen in Schleswig-Holstein Priorität hätten. „Wir werden unsere Aktivitäten künftig dem schleswig-holsteinischen Wohnraumförderungsgesetz anpassen und den Schwerpunkt nicht mehr im ländlichen Raum sondern in den priorisierten Städten und Gemeinden legen.“ 

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Rückblickend sagt Thede, man habe „insbesondere mit der Verwaltung Tangstedts und der Amtsverwaltung vertrauensvoll zusammengearbeitet“. Bereits vorhandene Gutachten und weitere Unterlagen werde man gerne „unentgeltlich zur Verfügung stellen“, sodass die Gemeinde die Entwicklung selbst vorantreiben könne.

Tangstedt: Planungen für Kuhteich-Fläche sollen trotzdem weitergehen

Komplett stoppen will Tangstedt seine Pläne für die Kuhteich-Fläche in der Tat keineswegs. Das Bauleitverfahren könnte nun, wenn auch ohne Investor-Zusage, weitergehen. „In der Sitzung der Gemeindevertretungt am 17. Juli sollen Beschlüsse zur weiteren Vorgehensweise gefasst werden, damit die Gemeinde das Vorhaben weiterführen kann“, so Jens Kleinschmidt.

Zuvor wird es am Donnerstag, 4. Juli (19.30 Uhr, Turnhalle, Schulstraße), eine Einwohnerversammlung geben. Nicht zum Wohnungsbau am Kuhteich, sondern zur Kommunalen Wärmeplanung und zur finanziellen Situation des Ortes, gleichwohl können Bürger hier auch Fragen zu anderen Themen stellen.