Kaltenkirchen. Das Chania Coffee House in Kaltenkirchen importiert jährlich 38 Tonnen Kaffee aus Kenia. Dahinter steht auch eine Familiengeschichte.

Der Kaffee duftet ebenso gut, wie er schmeckt. Dazu gibt es selbst gebackenen Kuchen und ein freundliches Lächeln der Chefin. Vor sechs Jahren hat Muthoni Schneidewind in Kaltenkirchen das Chania Coffee House eröffnet und sich eine feste Position in der Gastronomie der Stadt erobert. Ob Konfirmationen oder Trauerfeiern oder nur ein Frühstück und einen Kaffee zwischendurch – bei Muthoni Schneidewind sind die Gäste richtig.

Der Clou des Cafés ist der Kaffee: Er kommt aus der Heimat der gebürtigen Kenianerin und wird direkt von Plantagen über den Hamburger Hafen an die Kieler Straße in Kaltenkirchen geliefert. Dabei arbeitet sie nach dem Fair Trade-Prinzip ohne große Konzerne und importiert jedes Jahr etwa 38 Tonnen Kaffee. Der Rohstoff wird von Mobasa in Containern verschifft, im Lokal verarbeitet oder an die Kunden im Café verkauft. Ein Online-Shop gehört mittlerweile auch zum Chania Coffee House.

Kaltenkirchen: Die Kaffeerösterin, die regelmäßig selbst die Bauern besucht

Auf den Plantagen im klassischen Kaffeeland Kenia ernten etwa 11.000 Bauern den Kaffee und erhalten dafür zehn Prozent des Kaufpreises, sodass sie zum Beispiel ihre Kinder in die Schule schicken und ein warmes Essen für sie bezahlen können.

Bei der Gastronomin verdienen die Bauern etwa 20 bis 30 Prozent mehr als bei den Konzernen, sagt die Kaltenkirchenerin. „Wir respektieren die Menschen, die Erde und die Umwelt“, fügt sie hinzu und verspricht, dass der Kaffee ohne Pesitzide und Kinderarbeit angebaut wird. Organisiert wird die Zusammenarbeit von dem gemeinnützigen Verein Kedovo.

„Unser oberstes Ziel ist es, Nachhaltigkeit für die Bauern sicherzustellen, indem das Geld wieder in den Anbau von Kaffee investiert wird und durch den erzielten Gewinn die Armut in der Gemeinde bekämpft werden kann“, heißt es auf der Kedovo-Homepage. „Wir wollen, dass die Landwirte in der Lage sind, für sich selbst zu sorgen.“

Auch ihre Eltern waren in dem Heimatdorf Kaffeebauern

Im Jahr 2009 kam Muthoni Schneidewind nach Deutschland, studierte in Hamburg Wirtschaft und begann mit dem Import von Kaffee. Vor zehn Jahren begann sie, selbst Kaffee zu rösten und auch Wochenmärkten und im Norderstedter Stadtpark zu verkaufen. Dann gründete sie ihren ersten gastronomischen Betrieb: das Chania Coffee House.

Schneidewind will zwar den Betrieb wirtschaftlich führen, ist aber nicht an stetiger Maximierung orientiert. „Ich wollte nicht immer an den Gewinn denken“, sagt die Café-Chefin, die regelmäßig die Bauern besucht. Sie kennt sich in dem Geschäft aus; auch ihre Eltern waren Kaffeebauern.

Im Café können die Kunden Kaffee für die Maschine zu Hause kaufen.
Im Café können die Kunden Kaffee für die Maschine zu Hause kaufen. © Wolfgang Klietz | Wolfgang Klietz

In die Tasse kommt bei ihr nur Kaffee der Sorte Arabica, den sie in ihrem Lokal als Espresso, Kaffee Crema und in der anderen Varianten serviert. Filterkaffee trinkt Muthoni Schneidewind am liebsten, danach folgt die Zubereitung mit einer French Presse-Kanne, bei der das Kaffeepulver durchs heiße Wasser nach unten gedrückt wird.

Seit 2019 betreibt Muthoni Schneidewind auch ein Café in der HolstenTherme

Inzwischen beliefert das Coffee House auch Einzelhändler, verkauft Rohkaffee und betreibt seit 2019 ein weiteres Café in der HolstenTherme.. „Das funktioniert gut“, sagt Muthoni Schneidewind, die mit ihren Kollegen nicht nur den Kaffee röstet, sondern auch den Kuchen selbst backt und morgens in der Küche steht, um das Frühstück vorzubereiten. Auch bei den Kuchen lässt sie sich von ihrer Heimat inspirieren, zum Beispiel wenn Bananenkuchen oder kenianischer Käsekuchen in den Ofen kommt.

Ein TV-Sender aus Kenia hat sie schon in Kaltenkirchen besucht

Das Interesse an ihrer Arbeit ist in Kenia groß. Ein TV-Sender aus ihrer Heimat hat sie in Kaltenkirchen besucht und vorgestellt. Außerdem sendet sie regelmäßig Fotos und Videos in ihr Dorf. Seit Bereits seit Anfang Juni 2017 arbeitet Muthoni Schneidewind auch mit der Lebenshilfe zusammen, das zuvor mit dem Café Jedermann dort vertreten war, wo heute das Chania Coffee House betrieben wird.

Und was ist beim Umgang mit Kaffee ein No-Go? Kaffee im Kühl- oder Tiefkühlschrank. „Das geht gar nicht“, sagt Muthoni Schneidewind. „Der Kaffee muss atmen und trocken sein.“ Und das ist er in der Kühlung nicht mehr. Wenn Kunden ins Café kommen und Kaffee kaufen wollen, lautet die erste Frage der Gastronomin: Was haben Sie für eine Maschine? Außerdem spielt beim Geschmack der Kalkgehalt des Brühwassers eine große Rolle.

„Es muss nicht immer der Vollautomat sein“, sagt Muthoni Schneidewind. Es mache keinen Sinn, 1000 Euro in ein solches Gerät zu investieren und dann den falschen Kaffee zu kaufen. Gegen Zucker und Milch im Kaffee hat die Chefin nichts einzuweden, rät aber, den guten kenianischen Arabica auch einmal pur zu trinken.

Bis zu 40 Personen haben im Chania Coffee House Platz

Entkoffenierter Kaffee ist bei Muthoni Schneidewind nicht zu haben, weil sich der keniasche Kaffee dafür nicht gut eignet. Er verliert seinen markanten Geschmack. Dafür sei der technische Aufwand zu groß und vor allem zu teuer.

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Das Café beschäftigt sechs Mitarbeiter und ist montags bis sonnabends von 8 bis 17 Uhr geöffnet. Sonntagsbrunch und andere Wünsche nimmt Muthoni Schneidewind gern entgegen. Bis zu 40 Personen kann ihr Team gleichzeitig bewirten. Außerdem treffen sich im Lokal jeden Donnerstagabend Behinderte, die von der Lebenshilfe betreut werden und im Haus nebenan wohnen.