Hamburg. Bange Minuten um einen Spieler. Rettungswagen fährt auf den Platz. Derby bei Teutonia 05 ist lange unterbrochen.
In der 57. Minute wurde das Fußballspiel in der Regionalliga Nord zwischen dem FC Teutonia 05 Ottensen und Eintracht Norderstedt plötzlich zur Nebensache. Ein Rettungswagen mit Blaulicht fuhr im Stadion an der Hoheluft vor. Der Grund dafür war für viele der 367 Zuschauer zunächst nicht ersichtlich. Dann aber stellte sich heraus, dass Norderstedts Innenverteidiger Saibo Ibraimo (22) zur Halbzeit mit Herzproblemen in der Kabine geblieben war: „Das war eine extrem unschöne Situation. Er lag da auf dem Boden. Ihm war kalt und schwindelig, und er klagte über ein Stechen in der Brust. Wir waren alle sehr betroffen. Das Gute ist, dass er aber jederzeit ansprechbar war“, berichtete Eintracht-Geschäftsführer Finn Spitzer.
Auch Trainer Marius Ebbers wirkte sichtlich mitgenommen: „Saibo ist in der Pause zu mir gekommen und hat gesagt, dass er sich nicht gut fühlt. Da haben wir sofort reagiert und einen Rettungswagen gerufen. Das Wichtigste ist, dass es dem Jungen bald wieder besser geht. Er sah ziemlich angeschlagen aus“. Saibo Ibraimo konnte nach 20-minütiger Spielunterbrechung und Behandlung in der Kabine zum Glück schon wieder eigenständig in den Rettungswagen steigen, der ihn zur Kontrolle ins benachbarte Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf brachte.
Eintracht Norderstedt: Schockmoment überschattet Derby-Niederlage
Auch wenn der Fußball in solchen Momenten zur Nebensache wird, gehört es zur Chronistenpflicht, zu erwähnen, dass Eintracht Norderstedt zum Zeitpunkt der Unterbrechung schon mit 0:3 hinten lag. Fabian Graudenz köpfte nach acht Minuten das 1:0 für die Teutonen. Ehe sich die Gäste ein wenig sortieren konnten, lag die Kugel ein zweites Mal im Netz von Keeper Arne Exner. Fabio Maiolo steckte auf den startenden Gazi Siala durch. Der umkurvte Exner und schob zum 2:0 ins leere Tor (14.).
„Wir waren gleich da und haben nicht viel anbrennen lassen“, lobte Teutonia-Trainer Dominik Glawogger. Ebbers, der diesmal als Chefcoach auf der Norderstedter Bank saß und Max Krause (Südafrika-Urlaub) vertrat, hatte sich da noch nicht geschlagen gegeben. „Wir haben oft genug schon bewiesen, dass wir auch solche Rückstände noch drehen können. Die Qualität dazu hat die Mannschaft.“
Kurz nach der Pause ist das Spiel bereits entschieden
Glück für die Gäste war allerdings, dass Keeper Exner einen Rückpass von Ibraimo gerade noch vor der Linie klären konnte (29.) und dass ein Schuss von Fabian Istefo am Pfosten landete (30.). Die Norderstedter Offensivbemühungen waren überschaubar: zwei Schüsschen von Nils Brüning (16.) und Nick Selutin (44.). Spätestens mit dem 3:0 der 05er war die Sache durch. Diesmal bediente Fabian Istefo seinen Kollegen Affam Ifeadigo. Eintracht-Keeper Arne Exner rannte völlig unnötig aus seinem Tor heraus – und am Ball vorbei. Ifeadigo musste nur noch zum 3:0 einschieben (49.).
Kurz darauf folgte die 20-minütige Unterbrechung. Dass es anschließend noch zu einem Treffer die Gäste langte, haben sie den Teutonen zu verdanken. Leonard Brodersen spielte einen Freistoß direkt in die Füße von Jonas Behounek. Der passte nach innen auf Kevin Prinz von Anhalt, der auf 1:3 verkürzen konnte (89.). Zu mehr reichte es nicht. Einzig ein Schuss vom zur Pause eingewechselten Lars Kuchenbecker zwang Teutonia-Schlussmann Marius Liesegang noch einmal zum Eingreifen (105.).
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Eintracht Norderstedt: Stabiler Zustand bei Saibo Ibraimo
„Von der Bereitschaft her kann ich den Jungs keinen Vorwurf machen. Gerade auch nach der schwierigen Vorbereitung. Wir haben fünf Wochen kein Pflichtspiel gehabt und konnten teilweise auch nicht richtig trainieren“, so Marius Ebbers. 05-Coach Dominik Glawogger war mit dem Auftritt seiner Mannschaft mehr als einverstanden: „Bis zur Unterbrechung in der 57. Minute sind wir extrem dominant aufgetreten und lagen auch verdient mit 3:0 in Führung. Durch ein Geschenk haben wir das Spiel dann noch einmal völlig unnötig spannend gemacht. Aus den letzten drei Partien haben wir nun sieben Punkte geholt und nur zwei Gegentore kassiert. Das spricht für die Moral und den Charakter der Mannschaft.“
Für Eintracht Norderstedt gab es ein paar Stunden nach dem Abpfiff wenigstens noch eine halbwegs gute Nachricht. Erste Untersuchungen ergaben bei Saibo Ibraimo keine Probleme und Beschwerden. Sein Zustand sei stabil. Er müsse für ein paar Checks aber noch im UKE bleiben, vermeldete Geschäftsführer Finn Spitzer erleichtert. Am 8. Januar startet Eintracht Norderstedt wieder in die Vorbereitung.
FC Teutonia 05 Ottensen – Eintracht Norderstedt 3:1 (2:0).
Tore: 1:0 Fabian Graudenz (8.), 2:0 Gazi Siala (14.), 3:0 Affam Ifeadigo (49.), 3:1 Kevin Prinz von Anhalt (89.).
Eintracht Norderstedt: Exner – Marxen (90.+6 Koch), Frahm, Ibraimo (46. Kuchenbecker), Meier – Gutmann (77. Awuku), Behounek (90.+6 Choi), Zehir, Brüning, Selutin (77. Akhber) – von Anhalt.
Schiedsrichter: Felix Bahr (SV Ahlerstedt/Ottendorf).
Zuschauer: 367.