Norderstedt. Regionalligist gewinnt 3:2 gegen den FC St. Pauli II. Warum Coach Max Krause das Herz zwischenzeitlich tief in die Hose rutschte.

Den Schlusspfiff von Schiedsrichter Giulio Horney (SV Werder Bremen) nahm Max Krause erstaunlich cool zur Kenntnis – kein emotionaler Ausbruch, stattdessen ein gepflegtes Abklatschen mit Spielern, dem Trainerteam und dem Staff der Mannschaft. Dabei hätte der 33-Jährige, den die Verantwortlichen von Eintracht Norderstedt am vergangenen Montag vom Co- zum Cheftrainer der Regionalliga-Fußballmannschaft befördert hatten, allen Grund zu Freudensprüngen gehabt.

Seine Truppe hatte die Heimpartie gegen den FC St. Pauli II, die Premiere von B-Lizenz-Inhaber Krause als Coach im Herrenbereich, nach einer starken kämpferischen Leistung mit 3:2 gewonnen. Danach hatte es vor 875 Zuschauern im Edmund-Plambeck-Stadion zunächst allerdings überhaupt nicht ausgesehen. Denn die Kiez-Kicker lagen durch Tore von Max Marie (28. Minute) und Julian Ulbricht (36.) mit 2:0 in Führung, der Eintracht drohte eine Woche nach dem 0:5-Debakel die nächste Niederlage – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Pulsfrequenz des Übungsleiters.

Eintracht Norderstedt gerät vor 875 Fans mit 0:2 in Rückstand

„Ja, mir ist zwischenzeitlich definitiv das Herz in die Hose gerutscht“, gab Krause zu, „es war ein aufregendes Spiel nach einer abenteuerlichen Woche.“

Ein Spiel, in dem die Eintracht in der 27. Minute nach einem langen Ball von Dane Kummerfeld sowie der Verlängerung von Nick Gutmann durch Kevin von Anhalt zunächst den Führungstreffer vergab – und im direkten Gegenzug das 0:1 durch Max Marie kassierte; der Paulianer ließ dem Norderstedter Schlussmann Arne Exner mit einem Dropkick aus elf Metern keine Chance.

Nick Gutmann erzielt kurz vor der Pause den Anschlusstreffer

Aber es kam noch schlimmer: Der quirlige Gwangin Lee tanzte auf der rechten Seite Marc Bölter aus, setzte Julian Ulbricht in Szene, der in bester Torjägermanier für das 0:2 sorgte (36.).

Es spricht für die Moral der Eintracht-Akteure, dass sie nach diesem deprimierenden Zwischenstand nicht komplett einknickten. Im Gegenteil: Auf einmal schien ein Ruck durch das Team zu gehen, der zunächst vor allem Nick Gutmann Flügel verlieh. Der Außenbahnspieler enteilte Marc Dühring im Laufduell und überwand Gästekeeper Sören Ahlers mit einem Flachschuss ins linke Eck – das 1:2 zum psychologisch wichtigen Zeitpunkt in der 44. Minute

Die besseren Chancen nach der Pause hat zunächst der FC St. Pauli II

Und die Norderstedter hätten am Ende des ersten Durchgangs sogar noch nachlegen können, doch Moritz Frahm und Dane Kummerfeld vergaben ihre Möglichkeiten.

Den besseren Start in die zweite Halbzeit erwischte der FC St. Pauli II, aber Eintracht-Innenverteidiger Kevin Kling fuhr Tom Kankowski in höchster Not in die Parade (46.). Dann das 2:2 nach einer Kummerfeld-Flanke, einem Kopfball des starken Nils Brüning und dem erfolgreichen Nachschuss von Mannschaftskapitän Ersin Zehir (53.).

Kevin von Anhalt feiert sein Siegtor mit einer turnerischen Einlage

Kurz darauf waren wieder die Hamburger an der Reihe: Julian Ulbricht scheiterte zunächst freistehend an stark reagierenden Arne Exner, Tom Kankowski beförderte den Abpraller nicht ins Netz, sondern an den rechten Pfosten. Die Entscheidung dann in der 75. Minute: Nach Flanke von Gutmann war Kevin von Anhalt per Kopf zur Stelle; der Neuzugang von Altona 93 feierte seinen sechsten Saisontreffer mit einem Flickflack und anschließendem Salto.

„Das Anschlusstor kurz vor der Pause war sehr wichtig und hat dazu geführt, dass wir den Turnaround in der zweiten Halbzeit hinbekommen haben“, sagte Max Krause, „klar, dass dann eine gewisse Dynamik in die Gruppe kommt. Ich bin sehr glücklich, freue mich über das Ergebnis, weiß aber auch, dass die Begegnung anders hätte ausgehen können.“

Eintracht Norderstedt ist mit 19 Punkten Tabellenfünfter

Der Heimerfolg, da herrschte im Norderstedter Lager Einigkeit, war nach dem ETV-Debakel gleich in mehrfacher Hinsicht wichtig. Zum einen hat das Team seinen Platz in der Spitzengruppe der Regionalliga Nord gefestigt, ist mit 19 Punkten Fünfter hinter dem 1. FC Phönix Lübeck (25), Holstein Kiel II (24), Hannover 96 II (22) und dem FC Teutonia 05 (20) und kann sich in der Tabelle somit eher nach oben als nach unten orientieren.

Mehr zum Thema Eintracht Norderstedt

Zum anderen dürften sich so die Wogen der Erregung nach dem Trainerwechsel, der in der Fußballszene durchaus für einige Irritation gesorgt hat, relativ schnell wieder glätten.

Eintracht Norderstedt – FC St. Pauli II 3:2 (1:2). – Schiedsrichter: Giulio Horney (Werder Bremen). – Zuschauer: 875. – Tore: 0:1 Max Marie (28.), 0:2 Julian Ulbricht (36.), 1:2 Nick Gutmann (44.), 2:2 Ersin Zehir (53.), 3:2 Kevin von Anhalt (75.) . – Eintracht: Exner – Musse (90. Choi), Frahm, Kling, Kummerfeld (84. Wallenborn) – Bölter – Gutmann, Behounek (56. Awuku), Zehir, Brüning (75. Selutin) – von Anhalt.